In den wilden Tagen meiner Jugend habe ich mich unter anderem mit Liverollenspielen bespasst, allerdings nicht so wahnsinnig intensiv. Ich nahm tatsächlich mal an einem Fantasycon teil und habe ein handvoll kleinere Shadowrunabenteuer und zwei Cthulhu- / Krimiabende veranstaltet, aber so richtig tief bin ich nie in die Materie eingetaucht. Zum einen weil es in den Anfangstagen sehr teuer und aufwändig war sich standesgemäss auszustatten, hauptsächlich aber weil ich ein schrecklicher Rollenspieler bin – mir liegt das Organisieren und Inszenieren einfach viel mehr als mit ganzer Seele einen Charakter zu verkörpern. Bei Stift und Zettelrollenspielen war ich dementsprechend stets lieber Spielleiter als Held. Nichtsdesdotrotz finde ich diese LARP-Welt ausgesprochen faszinierend.
In der Dokumentation Wochenendkrieger wird das Hobby bombastisch in Szene gesetzt. Es ist eine Mischung aus Interviews und Szenen aus verschiedenen Veranstaltungen, wir sehen wie die Protagonisten sich im echten Leben geben und die Verwandlung in ihre Alter Egos, dabei beeindruckt vor allem die Leidenschaft und Hingabe mit der sie ihre Rollen verkörpern. Zwei mal hatte ich Gänsehaut: bei dem Geschrei der Bansees (die Herrin der Leere und ihr Gefolge) und bei der Szene in der das Feldlazarett gezeigt wurde, wo die schrecklichsten Wunden mit mittelalterlicher Methodik behandelt wurden (Stichwort: Beissholz). An der zauberhaften Elfenkönigin konnte ich mich kaum sattsehen und die schwarzen Augen der Banshee fand ich ziemlich verstörend. Die Festung sah schon arg improvisiert aus, aber die Kostüme aller Teilnehmer waren durch die Bank prächtig anzusehen.
Wenn ihr euch auch nur ein Quentchen für Liverollenspiele interessiert, dann schaut euch den Film unbedingt an. Leider läuft er fast nirgends und dort zu ungebührlichen Zeiten, aber ich denke man wird ihn in einiger Zeit auch auf Arte sehen können. Sehr anregend.