1001 Movies, Seite 3

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Mittlerweile hab ich die dritte Seite komplett, am schwierigsten zu bekommen war „The Gleaners and I“, aber davon abgesehen habe ich den Eindruck dass es generell immer einfacher wird auch abstruse Filme meilenweit vom Mainstream entfernt als Stream zu finden. Und noch immer bin ich mit Freude dabei, auch wenn man die Filme teils echt schwer zu verdauen sind. Ich sag nur „Grave of the Fireflies“, der war emotional schon echt anstrengend, aber natürlich auch ausgesprochen sehenswert.

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Hardcore Henry, Blacksad und The Course of Empire

Praktisch seit es das Genre der Egoshooter gibt dachte ich mir, jemand sollte mal einen kompletten Spielfilm ausschliesslich in der Ich-Perspektive drehen. Im eher durchscnittlichen DOOM Film kam dann so eine kurze Sequenz, aber der Rest war herkömmlich produziert. Mit Hardcore Henry hat es endlich jemand gewagt und ich bin hellauf begeistert. Man darf da jetzt kein cineastisches Meisterwerk erwarten, die Handlung ist relativ schlicht. Den Zuschauer erwartet ein Actionspektakel, etwa wie John Wick nur mit etwas mehr Verfolgungsjagden und Parkoureinlagen. Dabei sind etliche Gags eingestreut, so Schwarzenegger/Stallone Humor. Und obendrein kommt der Soundtrack ausgesprochen geschmackvoll daher, beispielsweise das famose For the Kill von Biting Elbows, im Video sieht man die halsbrecherischen Dreharbeiten. Großartig und der Beginn eines neuen Genres, da bin ich mir sicher. Henry ist aber bestimmt nichts für jedermann, allzu zart besaitet sollte man nicht sein und es hilft wenn der Sehapparat die Egoperspektive gewohnt ist, sonst wird man wohl leicht seekrank.

Blacksad hatte ich schon länger auf dem Schirm, jetzt gab es die Serie mal wieder digital im Angebot und da musste ich einfach zugreifen. Es ist ein Comic über einen hard-boiled-Detective in Amerika, Mitte des 20. Jahrhunderts mit Kommunistenfurcht, Rassismus, Jazz und Poesie. Die Figuren sind anthropomorphe Tiere, der Held ist beispielsweise ein Kater und die Protagonisten teilen sich ihre Charakterzüge mit ihren animalischen Gegenstücken. Leider wird das Artwork im Lauf der Serie etwas schlichter, aber gerade die ersten beiden Bände sind eine absolute Augenweide. Die Geschichten sind aber allesamt famos.

Meine Lauscher verwöhne ich derzeit mit The Course of Empire, dem neuen Album der bayrischen Epic Metaller Atlantean Kodex. Eine Hymne jagt die nächste, alles sehr erhaben und mitreissend. Das Werk hat jedenfalls mit Leichtigkeit die neue Tool und auch New Model Army verdrängt und das will was heissen. Freunde von gemütlichem traditionellen Heavy Metal können bedenkenlos zugreifen.

1001 Movies: Meilenstein, The dead don’t die, Trillium

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Nach zähem Ringen habe ich es tatsächlich geschafft eine Seite des Buches 1001 Movies you must see before you die zu komplettieren. Dabei versuche ich möglichst alle Filme legal im Netz zu sehen, was teils schwierig bis unmöglich ist. Die größten Problemfilme (Dilwale dulhania le jayenge, Biruma no tategoto) habe ich mir dann via eBay aus Südkorea bestellt, für unfassbar günstige 5€ inklusive Porto. Trotz des Aufwands folge ich der Mission noch immer, denn am Ende des Tages erweitert man seinen Horizont doch beträchtlich, gerade wenn man Filme aus fernen Ländern anschaut, die sich nicht an Hollywood Konventionen halten.

Apropos Filme, Jim Jarmusch hat mit The dead don’t die einen Ausflug ins Zombiegenre unternommen und ich finde es ist eine Bereicherung für die lebenden Toten. Der Film ist sehr entspannt und hat ein paar gute Lacher, es ist aber trotz der wunderschönen Aufnahmen vom ländlichen Amerika immer noch ein Horrorfilm. Mir hat er jedenfalls gefallen.

Gute Laune verschafft mir immer noch Comixology, da habe ich für 22 € die Werkausgabe von Mike Mignolas Hellboy erstanden, wenn man die Comics in gedruckter Form besitzen möchte, muss man so etwa 240 € abdrücken. Aber es gibt tatsächlich auch etwas zu bejammern: gerade habe ich Jeff Lemiers wunderschönes Trillium gelesen und da sind einige Seiten auf dem Kopf gezeichnet, wenn man dann das Tablet herumdreht, passt sich natürlich der Bildschirm an und man sieht es wieder verkehrt herum. Man hat’s nicht leicht in der digitalen Welt.

Star Trek: Enterprise

Stell dir vor du besuchst einen fremden Planeten und dann kommt ein Alien und teleportiert deine Lunge aus deinem Körper weil er sie als Ersatzteil braucht. Aber du hast Glück, denn dein Arzt setzt dir schnell genug eine holographische Lunge ein. Jetzt kannst du zwar halbwegs atmen, bist dafür aber in einem Metallkasten fixiert bis deine Kumpels dein verlorenes Körperteil von den Aliens zurückerlangen.

Klingt nach groteskem SciFi-Horror-Thrash, ist aber eine der ersten Voyager Folgen und ich hab mich königlich damit amüsiert. Jetzt schau ich also doch die Janeway Staffeln, wär ja auch irgendwie blöd die auszulassen wenn ich schon den ganzen Rest anschau.

Zuvor habe ich aber Star Trek Enterprise angeschaut und war damit recht glücklich. Die Crew war sympathisch und der Umstand, dass die Föderation technologisch noch in den Kinderschuhen steckt sorgte für einige spannende Situationen. Das ist wohl die einzige Staffel bei der man in jeder zweiten Folge ein Mitglied der Besatzung im Unterhemd durch einen Wartungstunnel kriechen sieht. Die ersten zwei Staffeln waren großartig, aber dann ist es irgendwie etwas abgeflacht wobei ich nicht genau sagen kann woran es lag. Vermutlich waren die Stories einfach nicht mehr so gut. Trotzdem hab ich’s gern gekuckt.

Mr. Nice, John Sinclair und Ultimate Beastmaster

Nachdem ich schon ewig keinen Fernseher mehr besitze, habe ich schon seit Jahren keine Spielshow mehr gesehen. Ultimate Beastmaster ist sowas wie einst American Gladiators oder Fort Boyard auf Netflix. Es gibt einer Reihe Kandidaten und Kandidatinnen, die versuchen in einem Hindernisparkour möglichst weit zu kommen. Wer am weitesten kommt, erhält die meisten Punkte und am Ende einer Runde liefern sich die Spieler mit den meisten Punkten ein Stechen in einem extraschweren Level.

So weit erst mal recht unspektakulär, überrascht hat mich dass die Hindernisse wirklich schwer sind und die Teilnehmer allesamt durchtrainierte Sportler waren. Weniger Klamauk also, stattdessen harter Wettkampf. Der Hindernisparkour heisst „The Beast“ und ist wie eine Reise durch das Innenleben eines Monsters angelegt, inklusive Magen und Verdauungstrakt. Es gibt mehrere Level bei denen immer die Spieler mit den wenigsten Punkten ausscheiden, und so manch ein Muskelberg kommt nicht mal die ersten Plattformen hoch. Am besten sind in der ersten Staffel Kletterer zurechtgekommen, aber das lässt sich ja durch eine andere Gewichtung bei den Hindernissen umgestalten. Als ersten Versuch fand ich die Serie recht gelungen. Chips und Bier Unterhaltung halt, nicht mehr aber auch nicht weniger.

Was ich mich dabei gefragt habe ist ob es so etwas künftig als trainerbaren Sport geben wird, also wie ein extremer Parkourverein mit dem Ziel weltweit an solchen Veranstaltungen teilzunehmen für Ruhm und Preisgelder (hier gab es 10k $ für den Einzelsieg und 50k für den Besten der Staffel). Das ist noch weit von Starcraft oder CS:GO entfernt aber ich finde es hat Potential. Übrigens ist die Sendung auch gleich von vornherein mehrsprachig konzipiert, das fand ich ungewöhnlich. Es gibt für jede Nation ein Moderatorenpärchen die öfter mal im O-Ton reingeschnitten werden, am besten fand ich die Japaner und Südkoreaner. Würde ich mir definitiv wieder anschauen, vorausgesetzt der Kurs wird jedes mal umgestaltet und der Soap Anteil nimmt nicht zu („Kandidat X hat schwere Krankheit Y überwunden und hier rennt er los, oh nein gleich beim ersten Hindernis versagt“. Und die Japaner so: „Schande ! Schande !“)

Dann habe ich vor kurzem die Biographie von Howard Marks gelesen: Mr. Nice. Der smarte Brite war in den 80ern der wohl größte Haschischschmuggler der Welt und hat allerlei Kurioses zu berichten. Nicht ganz so ausschweifend wie „The Dirt“, aber schon recht amüsante Gangstergeschichten der harmlosen Sorte. Man hätte das Buch vielleicht etwas straffen können, vor allem gegen Ende zu aber nichtsdestotrotz feinster Lesestoff. Meine Lieblingsszene war die mit den 2 Nonnen, 5 Bettlern und 7 Zwergen in Bangkok.

2000 Jahre John Sinclair ! Nicht ganz, es ist vor kurzem das Heft mit der Nummer #2000 erschienen und das habe ich mir gleich zusammen mit ein paar Klassikern aus der Reihe rausgelassen. Erst habe ich „Die Teufelsuhr“ #155 geschmökert und dann gleich „Das Horror-Schloss im Spessart“ #7 hinterher und es liest sich natürlich genau wie die Titel es versprechen: non-stop Action in schnörkelloser Sprache, garniert mit etwas Erotik und Softcoresplatter. Liest sich alles unfassbar schnell weg, wobei so manch eine Formulierung unfreiwillig komisch wirkt und am Ende gewinnen die Guten. Ein paar der Hefte sollte man davon in seinem Leben schon gelesen haben, finde ich.

Timecrimes und Adele

Wenn ihr wie ich ein Faible für hirnzermarternde Zeitreisegeschichten habt, könnte Timecrimes etwas für euch sein. Der Film ist schon ein bisserl älter und mit einem überschaubaren Budget gedreht, dafür ist die Story umso packender. Es geht nicht um das Schicksal der gesamten Menschheit und die zeitliche Distanz die hier gesprungen wird ist auch nur relativ kurz aber gerade das sorgt für eine extrem dichte Spannung.

Und noch ein Film der sich deutlich von der amerikanischen Fliessbandunterhaltung unterscheidet: Adèle und das Geheimnis des Pharaos. Als Vorlage dient die Comicserie von Tardi, Adèles ungewöhnliche Abenteuer. Die Geschichte spielt in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts, es gibt eine dreiste und vorlaute Heldin, gefrässige Dinosaurier, verstaubte Mumien, übernatürliche Ereignisse, skurrile Charaktere und planlose Polizisten. Interessant ist auch was es nicht gibt: sinnlos brutale Kämpfe wie in praktisch jedem Superheldenstreifen. Schön dass es auch anders geht.

Daredevil

Nachdem mir von mehreren Seiten die Marvel Serie Daredevil empfohlen wurde habe ich mir die erste Staffel trotz meiner Abneigung von Superheldengeschichten angesehen und fand sie gerade mal durchschnittlich. Wie üblich geht es um einen Vigilanten mit übernatürlichen Fähigkeiten der in der Nacht schwer bewaffnete Unholde verprügelt ohne sich je eine Kugel einzufangen, wobei das moralische Dilemma der Selbstjustiz schon angesprochen aber völlig unbefriedigend beantwortet wird. Der Bösewicht ist ein unsympathischer Unternehmer mit mafiösem Hintergrund, allerdings ohne magische Kräfte dafür mit nervtötender Überbetonung jedes Wortes. Das war im Grunde schon die ganze Handlung. Für ein Superheldencomic war’s erträglich und auch halbwegs unterhaltsam aber wer die Serie nicht gesehen hat, hat wirklich nichts verpasst.

Fargo

Gerade habe ich die letzte Folge von Fargo gesehen und bin restlos begeistert. Die Stimmung ist wie schon bei der Filmvorlage eisig beklemmend und dabei gleichzeitig voller menschlicher Wärme. Die teils recht skurrilen Charaktere sind unfassbar gut gespielt, vor allem Martin Freeman und Billy Bob Thornton sind einfach nur brilliant. Dazu die großartige Winterlandschaft und der Soundtrack passt wie ein gefütterter Handschuhe auf eine durchgefrohrene Hand. Nach True Detective ist das bislang mein Serienhighlight dieses Jahr, kann eigentlich nur noch von der Twin Peaks Fortsetzung getoppt werden.

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