Egoshooter I

Egoshooter sind mit Abstand mein Lieblingsgenre was Computerspiele betrifft, hauptsächlich weil man durch die Perspektive am besten in eine künstliche Welt eintauchen kann.

Den ersten Kontakt mit Egoshootern hatte ich kurioserweise auf einer Rollenspielconvention, man traf sich um bewaffnet mit Bleistift und Würfel gemeinsam dem Eskapismus zu fröhnen. In jedem Raum wurde etwas unterschiedliches angeboten: Blood Bowl, Midgard, Das Schwarze Auge, Mechwarrior, Paranoia. In einem Raum aber waren 4 Rechner aufgestellt die von martialisch gewandeten Recken bewacht wurden. Natürlich war ich neugierig, ich hielt das zunächst für ein Shadowrun Live Rollenspiel stattdessen konnte man im Netzwerk Doom gegeneinander spielen und als Krönung gab es später noch ein Turnier. Besonders gut abgeschnitten habe ich damals nicht aber ich war sofort angefixt und ich denke etwa ein halbes Jahr später haben wir unsere PCs durch die Gegend geschleppt um uns virtuell zu bekriegen.

Angesagt war dann schon bald nicht mehr Doom sondern Duke Nukem, der breitbeinigste und großmäuligste Actionheld aller Zeiten. Das Spiel bot so viele Möglichkeiten wie lange kein Shooter danach. Im Gegensatz zu Doom konnte man sich ducken, hüpfen und mit dem Jetpack sogar fliegen. Das Waffenarsenal enthielt auch Spaßiges wie die Schrumpfkanone mit der man Gegner verkleinern konnte um sie anschließend zu zerstampfen. Oder man frohr jemanden mit der Eiskanone ein und ließ ihn in tausen Splitter zerspringen. Zudem konnte man Fallen mit Laserminen und fernzündbaren Rohrbomben legen und damit seinen Mitspielern ganze Teile eines Levels vergällen. Es gab auch noch ein Hologramm das man an einen beliebigen Ort setzen konnte, dann versteckte man sich in einem dunklen Eck und wartete auf den ersten Gegner der kam um den Holoduke zu bekämpfen. Die Krönung war aber, daß man eigene Soundsamples ins Spiel einfügen und per Tastendruck abspielen konnte. Mein Favorit war einige Sekunden Mundharmonikamelodei aus dem Western „Spiel mir das Lied vom Tod“, damit konnte man den Feind in den Wahnsinn treiben wenn man das nach jedem Frag gespielt hat :-)

Eigene Level konnte man auch basteln, aber auch das war ein ziemliches Gefummel. Ich erinnere mich daß ich mal einen Raum mit einer Tür gebaut hatte, wenn man versuchte die Tür zu öffnen klappte stattdessen die ganze Wand ein und zerquetschte den Spieler. Das muss mich traumatisiert haben, denn seitdem habe ich mich nie wieder an einem Leveleditor versucht.

Verglichen mit modernen Mehrspielerspielen war das natürlich alles furchtbar schlecht. So konnte man nicht in ein bereits bestehendes Spiel einsteigen, jedes mal wenn jemand neu dazukam mussten alle aussteigen und es wurde gemeinsam neu begonnen. Es gab auch nur einen einzigen Spielmodus: Jeder gegen Jeden und die Grafik wirkt aus heutiger Sicht prähistorisch. Gespielt wurde auch nicht mit der Maus sondern ausschließlich mit der Tastatur, damit konnte man zwar in alle Richtungen schauen aber nicht nach unten oder oben. Das änderte sich erst mit Quake.

Quake war technisch viel besser und das erste richtige 3D Spiel, die Monster waren keine Sprites mehr sondern bestanden aus Polygonen und deren künstliche Intelligenz verlangte dem Spieler schon etwas mehr ab als die stumpfen Bösewichte zuvor. Im Einzelspielermodus war das Spiel ein echtes Erlebnis dank der düsteren Atmosphäre und den grotesken Geschöpfen, aber im Netzwerk war der Duke einfach nicht zu schlagen. Das lag zum einen daran dass viele PCs den Resourcenhunger von Quake nicht befriedigen konnten und es daher viele vorzogen ältere Spiele zu spielen die zwar schlechter aussahen aber ruckelfrei liefen. Zum andern war Quake schlichtweg meilenweit hinterher was den vernetzten Spielspaß betrifft und damit gehörte das Feld lange Zeit den Shootern die auf der Build Engine basierten.

Fortsetzung folgt.