Egoshooter II

Der nächste große Renner in unseren Netzen war Shadow Warrior, eine Art Eastern Version vom Duke. Viel neues war in dem Spiel nicht geboten, es gab Sticky Mines die explodierten wenn jemand sich ihnen näherte und die es erlaubten garstige Fallen aufzubauen. Ausserdem konnte man den Raketenwerfer mit einem taktischen Nuklearsprengkopf bestücken, das hat dann auch das Spielgeschehen bestimmt: jeder versuchte an die Munition zu gelangen um dann seine Mitspieler großflächig auszulöschen. Das war zwar am Anfang lustig, aber durch die Konzentration auf diese eine Waffe wurde das Spiel schnell langweilig. Lo Wang selbst war ja auch kein großer Freund davon:

Sword.. that’s a personal weapon. When you slice into a man, you get that personal feedback. Nuclear weapons? Bah. They go off, big bang, and you don’t get any feeling.

Witzig war aber der Einspielermodus, denn man konnte in versteckten Winkeln zahllose Referenzen auf bekannte Kung Fu Filme entdecken. So gab es unter anderem den Grabstein von Jackie Chan zu finden der die Inschrift trug „er rutschte in der Dusche aus“.

Danach kam Quake II, das 3D Beschleunigerkarten unterstützte und dadurch einfach unglaublich gut aussah. Die Hardware war dermaßen beliebt daß man in München alle Computerläden im Schillicon Valley abklappern mußte um eine Voodookarte oder zumindest einen kompatiblen Nachbau zu ergattern.

Quake II glänzte aber nicht nur durch seine exzellente Grafik, auch der Soundtrack war fantastisch, eine Art Drum & Bass mit Stromgitarren. Das Waffenarsenal war recht klassisch, alles war brauchbar und wenn man Probleme mit dem Zielen hatt griff man zur BFG. Die Kämpfe konzentrierten sich meist an den Stellen im Level wo es die Unverwundbarkeit zu finden gab oder das verruchte Quaddamage, das den verursachten Schaden für kurze Zeit vervierfachte.

Was diesen Shooter im Netzwerk am meisten auszeichnete waren die unterschiedlichen Spielmodi. So gab es Capture the Flag, da musste man die Fahne des gegnerischen Teams erobern und zur eigenen Basis zurückbringen. Das Problem hier war aber dass es quasi unmöglich war die Teams einigermaßen fair aufzuteilen, zudem brauchte man eine gerade Anzahl an Kombatanten. Zur Erinnerung: wir spielten das nicht über das Internet sondern immer im LAN und damit war die Zahl der Rechner und Teilnehmer stark begrenzt. Daher war unser Favorit Red Rover, das als Mod in der Erweiterung „Netpack I: Extremities“ enthalten war. Dabei handelte es sich um die virtuelle Form von „Fangen“, ein Spieler wurde zufällig bestimmt und musste gegen alle übrigen antreten. Wenn es ihm gelang einen Gegner zu fraggen, dann wurde das Opfer ins Team des Startspielers aufgenommen. Das ging dann so weiter bis nur noch ein Spieler übrig war und dieser wurde der neue Red Rover und das Ganze ging wieder von vorne los. Dieser Spielmodus war ideal, weil man ihn auch mit einer ungeraden Zahl an Spielern nutzen konnte und es gab auch keine Fairnessprobleme. Bei Aliens vs Predator gab es dann etwas ähnliches bei dem ein Alien auf die gleiche Weise die Marines konvertieren musste.

Etwa zur gleichen Zeit war zumindest bei uns auch Descent 2 populär, hier steuerte man ein kleines Raumschiff durch die weitläufigen Gänge eines Minensystems. Das besondere war dabei daß wirklich in allen 3 Dimensionen gekämpft wurde und man es dabei schwer hatte halbwegs die Orientierung zu behalten. Ohne Joystick war das Spiel leider keine große Freude, ich nehme an das ist auch der Grund warum es keine Nachfolger dazu gibt. Das und die Tatsache daß das menschliche Gehirn ernsthafte Schwierigkeiten hat sich in den komplexen Levels zurechtzufinden, vor allem wenn es keine klaren Bezugspunkte wie Oben und Unten gibt. Ein „Disoriented 3“ würde ich jedenfalls sehr begrüßen.

Fortsetzung folgt.