Underdogs, Beasty Boys Book & Cobra Speed Venom

Neulich wurde ich am Hauptbahnhof mal wieder angeschnorrt, doch diesmal war es kein Sandler, sondern ein Estnischer Rocker auf Tour, der mir sein Album verticken wollte. Ein Shirt + Mp3s wären mir zwar lieber gewesen, aber was soll’s. Erwartet habe ich nicht besonders viel von Illumenium’s Underdogs und war dann auch gleich genervt von dem allzu künstlichen Drumsound, aber der Gesang lief mir ganz gut rein und nachdem ich gut die Hälfte der Songs ausgemustert hatte blieb eine passable Alternative Rock EP übrig. So ein bisschen wie die poppigeren Nummern von Paradise Lost, wobei die Lyrics teils schon arg naiv daherkommen. Das große Highlight ist „Hendrix killed Descpacito“, ein Medley aus „Hey Joe“ und dem Luis Fonsi Song. Großartiger Ohrwurm, sollte auf keinem Sampler fehlen !

Obwohl ich kein sonderlicher Freund von Sprechgesang bin, lese ich gerade das Beasty Boys Book und lausche mich durch die Alben ab „Check your Head“. Sehr unterhaltsam und es gab auch schon ein paar witzige Anekdoten und Einsichten ins New Yorker Teenydasein in den 80ern. Besonders haben es mir dabei die Fotos angetan, die Coolness und der lässige Style sind etwas das Hip Hop den meisten Metal Musikern voraus hat, dafür fehlt’s dann halt in der Regel an musikalischem Können, was bei den Beasty Boys allerdings nicht zutrifft, sie kommen ja aus dem Hardcore/Punk und sind durchaus in der Lage Instrumente zu spielen. Zudem tragen sie nicht dieses dumpfe Verbrecherimage vor sich her. Kann man sich schon auch als Rocker ab und an zu Gemüte führen.

Generell habe ich die Art verändert wie ich neue Musik entdecke: bislang habe ich regelmässig Rock Hard, Visions und Deaf Forever gelesen und was gute Bewertungen hatte und in meinen musikalischen Kosmos passte wurde gekauft. Nachdem mir aber kein tattowiertes Holz mehr in die Bude kommt, stöber ich im Netz nach interessanten Veröffentlichungen. Meistens über Wikipedia, der sehr empfehlenswerten Encyclopedia Metallum oder halt auf Twitter oder direkt bei den Plattenverlagen. Der Effekt ist, dass ich mir eher ältere Alben rauslasse und Lücken in der Sammlung fülle und dadurch die Flut an Neuerscheinungen größtenteils an mir vorbeigeht. Da sind dann so Sachen dabei wie fucked. von der Shell Corporation, der neue Creepshow Langspieler Death at my Door, die Farmer Boys mit Born Again aber halt auch Altbackenes wie Use your Illusion 1 (2 kostet 2 Euro mehr, Wucher !) von Guns N‘ Roses, Nordland 1 von Bathory (2 kostet 50 Cent mehr, was zur Hölle ?) oder Preludes & Nocturnes von Carnal Agony (weil da der Uli Kusch trommelt). Jedenfalls kommt daher keine Top 10 von 2018 zu Stande, schlicht weil ich nicht so viele Neuerscheinungen eingesackt habe.

Aber ein Album das vergangenen Jahres erschien muss ich dann doch hervorheben, einfach weil ich es so unfassbar oft gehört habe und noch immer Spass daran habe: Cobra Speed Venom von The Crown, geschmeidiger Easy Listening Death Metal vom Allerfeinsten. Sollte man kennen wenn einem das Genre zusagt.