eBooks vs totes Holz

Seit etwa einem halben Jahr bin ich von gedruckten Büchern auf eBooks umgestiegen, so gut wie alles Druckwerk das meine Regale besetzt hielt habe ich entsorgt. Comics sind davon natürlich ausgenommen, obwahl man selbst Alben in Übergröße wohl künftig auf einem Tablett lesen können wird. Naja, so viel Datenträgernostalgie sei mir gegönnt. Zudem, irgendwas muss man doch schließlich sammeln ;-)

Als Lesegerät nutze ich den Kindle, und bin recht zufrieden damit. Was mich überzeugt hat, auf digitalen Lesestoff umzusatteln ist wie beim Umstieg von CDs auf Mp3s rein praktischer Natur: es sind alle Medien auf einem Gerät vorhanden und sie nehmen keinen physikalischen Platz mehr in der Wohnung ein. Unterwegs ist es ein echter Segen wenn man nur ein kleines Gerät mitschleppt und dennoch auf nichts verzichten muss.

Natürlich gibt es auch Nachteile. So ist es mir schon passiert dass mir in der Sbahn der Saft ausging, was sehr ärgerlich war vor allem weil ich gerade erst eingestiegen war. Man vergisst aber auch leicht an das Aufladen zu denken weil der Akku verglichen zu dem eines Mobiltelefons sehr viel länger hält. Das Ladekabel ist zwar ein USB-Kabel aber nutzt selbstverständlich wieder einen anderen Standard so dass man das Kindle nicht etwa mit einem Apple Kabel oder dem einer Digicam besaften kann. Zudem hatte ich bisher bei allen digitalen Büchern die ich bislang gelesen habe Formatierungsfehler. Rechtschreibfehler natürlich auch, aber es gibt ja auch kaum ein gedrucktes Werk in dem man nicht mehrere davon findet, vor allem bei Neuerem. Hier wäre es schön wenn man Updates mit Korrekturen von bereits gekaufen Büchern bekommen könnte. Zumindest die Bücher die ich bisher gekauft habe waren alle mit DRM geschützt, was inakzeptabel ist. Vielleicht ändert sich das ja noch wie bei Mp3s auch.

Entspannte Lektüre in der Badewanne ist aus offensichtlichen Gründen keine gute Idee, aber ich denke es ist nur eine Frage der Zeit bis wasserdichte Geräte auf den Markt kommen. Auf der anderen Seite will man bestimmt auch nicht ein teures Hardcover im Bad lesen, es sei denn man stört sich nicht an gewelltem Papier. Der Punkt könnte mittelfristig also auch an eBooks gehen.

„Echte“ Bücher kann man verleihen und verkaufen, das geht bei eBooks nicht. Dieser Nachteil und die Tatsache dass kein materielles Gut produziert und verteilt werden muss sollte dafür sorgen daß eBooks deutlich billiger sind als Druckwerke was aber leider nicht der Fall ist. Das letzte Buch, das mich erstanden habe kostete 80% des Buchpreises was mir zu viel erscheint. Ich finde digitale Werke sollten nicht mehr als 10€ kosten, Fachbücher zugegebenermassen vielleicht etwas mehr. Ich habe auch schon eBooks gesehen die teurer waren als die Papiervariante. Eine echte Glanzleistung des Verlags m(

Ich habe den Eindruck dass ich mich schneller durch eBooks wälze weil auf eine Seite weniger Text passt und man durch die kleineren Häppchen weniger schnell ermüdet. Es gibt auch die Möglichkeit sich Notizen zu Textstellen zu machen und ähnliches mehr, was ich allerdings nicht benutze im Gegensatz zum Oxford Dictionary, das ein echter Mehrwert ist weil man dadurch bequem mal ein Wort nachschlagen kann ohne erst zum Regal wandern zu müssen.

Auch schön: zahlreiche Klassiker sind kostenlos erhältlich, und auch neuere Bücher wie FTW von Cory Doctorow. Bei Amazon gibt es zum Beispiel die Sherlock Holmes Sammlung oder das Gesamtwerk von Lovecraft für je 99 Cent. Beides allerdings auf Englisch, das Angebot an deutschen eBooks ist leider eher karg. Das macht mir jetzt nicht ganz soviel aus, weil ich hauptsächlich englische Autoren lese aber beklagenswert ist es trotzdem und ein Armutszeugnis für unsere Verlage.

Bislang jedenfalls habe ich den Umstieg nicht bereut.