Airsoft und Milsims

Vor Jahren habe ich mir mal Videos von Paintball Spielen angesehen, ich dachte das wäre vielleicht ein spannender Sport zum mitfiebern, praktisch wie CS:GO. Da sucht man sich irgendein Team aus deren Stil man mag oder deren Logo schick ausschaut und bejubelt dann jeden Frag wie Tore beim Fussball. Leider ist Paintball dann doch recht fad, mich stößt das einfach ab dass dort praktisch ununterbrochen gefeuert wird, da wird sich nicht groß angeschlichen oder so. Meist kauern die Spieler minutenlang hinter einem aufblasbaren Hindernis und schiessen vor sich hin. Dass diese quietschbunten Hindernisse den Charme von Kindergeburtstag mit Hüpfburg versprühen macht’s nicht besser. Und dann sprintet meist einer über die Flanke und das war’s dann auch schon an Aufregung. Zwischendrin werden auch noch ständig die Wettkämpfer nach eventuellen Farbspritzern kontrolliert, das bremst den Unterhaltungswert dann nochmal aus. Aber seht selbst, hier ist das Finale der Weltmeisterschaft 2015:

Am Freitag bin ich dann zufällig auf Airsoft Videos gestossen und das ist mal wirklich um Längen sehenswerter als diese kindischen Farbkugelschlachten. Natürlich ist das viel martialischer und wohl auch kriegsverherrlichend, es wird einfach kein Hehl daraus gemacht dass bei Airsoft militärische Konflikte als Sport ausgetragen werden. Dementsprechend sehen die Spieler auch aus wie Soldaten in voller Montur (man will ja nicht gesehen werden) und die Waffen sind lebensechte Replikate die statt tödlicher Munition mehr oder weniger harmlose Kügelchen (biologisch abbaubar) verschiessen. Harmlos allerdings nur bei entsprechender Schutzausrüstung, der ein oder andere Zahn wurde schon ausgeschossen und ins Auge will man so ein Geschoss wohl auch nicht bekommen. Da allerdings keine Farbe die Treffer am Feind markiert ist das Spiel auf die Ehrlichkeit der Teilnehmer angewiesen, wenn man getroffen ist muss man das zugeben und damit ist Cheaten relativ einfach.

Zum Zusehen ist das allerdings wirklich famos, ich kann beispielsweise den Kanal von Novritsch sehr empfehlen. Die Videos sind ausgesprochen professionell gemacht, mit Helmkamera, Selfiecam am Lauf und einer Kamera für die Zieloptik. Extrem geschmeidig und unterhaltsam. Und wenig überraschend ist der Sport in Militärkreisen recht beliebt so dass bei größeren Veranstaltungen auch mal Panzer auffahren, aber seht selbst:

Und hier noch ein sehr feines mit Dronen:

Of Dice and Men

Ich versuche mit dem Begriff „Pflichtlektüre“ möglichst sparsam umzugehen, bei Of Dice and Men von David M. Ewalt ist er allerdings mehr als angebracht. In dem vergnüglichen Buch wird die Geschichte von Dungeons & Dragons erzählt, von Gary Gygax dem Erfinder des Rollenspiels und vom Aufstieg und Fall des Spieleverlags TSR. Im letzten Drittel beschreibt der Autor noch wie er in gesetztem Alter wieder zu D&D zurückfand, fest entschlossen ein herausragender Dungeon Master zu werden.

Neben der nostalgischen Schwelgerei gab es etliche interessante Details zu erfahren, ich hatte beispielsweise in grauer Vorzeit das exzellente Dangerous Journeys verschlungen und mich lange gewundert warum das Rollenspiel eingestellt wurde obwohl es vor cleveren Ideen überquoll. Dazu gibt es noch etliche witzige Anekdoten und jede Menge Nerdreferenzen. Wer schon einmal ein Rudel Orcs mit einem Ikosaeder vermöbelt hat wird sich in Of Dice and Men so wohl fühlen wie in der ranzigen Kneipe in der klassischerweise alle Abenteuer beginnen und wer nicht sollte umgehend zum nächstgelegenen Nerdstore pilgern und sich ein Startset unter den Nagel reissen.

Legend of Grimrock 2

Etwas mehr als 40 Stunden habe ich benötigt um den Endgegner des fabelhaften Legend of Grimrock 2 zu erreichen und dann noch einmal mindestens 2 Stunden bis der Unhold endlich erledigt war. Huzzah !

Das Spiel ist ein durch und durch gelungener Nachfolger vom ersten Teil, den ich auch schon sehr fein fand. Hier ist einfach von allen liebgewonnenen Zutaten mehr drin: Dungeons, Rätsel, Fallen und Monster. Am Schluss hatte ich 3 DIN A4 Zettel mit Hinweisen und kryptischen Symbolen vollgekritzelt, war damit aber immer noch nicht akribisch genug weshalb ich beim Eingang zur Kristallmine spicken musste wo der zugehörige Rätselspruch zu finden ist. Und obwohl ich wirklich jede Wand mehrfach untersucht habe und echt jeder Spur nachgegangen bin habe ich bloss etwa ein Drittel der Secrets gefunden und offenbar einige Gebiete der Insel überhaupt nicht gesehen.

Das Spiel ist ein liebevoll gestaltetes, knüppelhartes Dungeoncrawl Rollenspiel, das dem Spieler einiges abverlangt. Ein bisserl ein Tüftler und Forscher muss man aber schon sein um daran Freude zu haben, fürchte ich.

Hier greift mich gerade eine Schatztruhe mit Zähnen an, in der modrigen Luft hängen dichte Wolken von Pilzsporen und ich hoffe dass nicht hinter mir ein mannsgroßer übel gelaunter Fungus angeschlichen kommt und mir den Fluchtweg versperrt:

LegendOfGrimrock2

Update: als kleinen Nachschlag kann ich noch diesen Speedrun empfehlen, in dem das Spiel in 70 Minuten durchrannt wird. Die meisten Monster umgeht der Spieler mit Hilfe von Unsichtbarkeit und Kraftfeldern, dadurch entgeht den Helden natürlich einiges an Erfahrung aber mit der richtigen Ausrüstung und entsprechendem Geschick genügt Level 5 für den Endkampf. Meine Gruppe hatte Level 13 und es war dennoch nicht gerade einfach :-o

Quo vadis Warhammer

Vor einigen Jahren habe ich mich intensiv mit dem Tabletopspiel Warhammer bespasst, wer es nicht kennt: es geht dabei darum Fantasyminiaturen zu basteln, anzumalen und dann auf Modellbaugelände in die Schlacht gegen andere Figuren zu schicken. Ich habe das Hobby aufgegeben, hauptsächlich weil meinem Rücken das Über-den-Tisch-beugen nicht bekommen ist, aber es gibt noch mehr daran auszusetzen.

Games Workshop, der Hersteller des Spiels überarbeitet kontinuierlich das Regelwerk des Spiels, dazu gehören auch armeespezifische Regeln. Wenn man das Spiel ersthaft betreiben will, und auch auf Turnieren mithalten mag muss man bei jeder neuen Edition das Grundregelwerk und 12 Armeebücher erstehen (schliesslich will man seine Gegner kennen)  was mit etwas über 350 € zu Buche schlägt. Regelwerke neigen dazu stets nachgebessert werden zu müssen, es liegt also nahe die Bücher kostenlos und stets aktualisiert in einem digitalen Format zu verteilen so wie das bei Brettspielen üblich ist. Bei Blood Bowl, einem anderen Miniaturenspiel vom gleichen Hersteller hat man das übrigens auch getan aber eben nicht beim Hauptsystem und das ist ein entscheidender Grund warum ich meine Armee wohl nie mehr in den Kampf schicke.

Ich denke das Hauptgeschäft von GW liegt darin, Miniaturen, Farben und Werkzeuge zu verkaufen und nicht Druckwerke (obwohl diese sehr schön aufgemacht sind). Der Neueinstieg in das Hobby wäre jedenfalls sehr viel leichter wenn man nichts für das Regelwerk zahlen müsste.

Die Miniaturen selbst sind preislich angemessen, schliesslich kann man an einer Einheit mit 10 Figuren für etwa 30€ etliche Stunden herumbasteln und malen. Allerdings wird vorausgesetzt dass man sich völlig in das Hobby stürzt, das Spiel wird erst ab etwa 50 Miniaturen interessant. Daraus folgt unweigerlich dass man sich für eine einzelne Armee entscheiden muss, und diese dann in unzähligen Stunden mühsamer Detailarbeit fertigstellt. Bei jedem Strategiecomputerspiel kann man nach Lust und Laune verschiedene Völker ausprobieren, bei Warhammer ist das nicht besonders praktikabel: es ist schlicht zu teuer wenn man nur für einige Partien eine neue Armee ausprobieren will. Und viel zu arbeitsintensiv wenn man diese dann auch noch bemalt haben mag.

Ich denke mit den 3D Druckern wird sich das ganze Hobby radikal ändern. Stellt euch vor es gäbe ein freies Regelwerk für Miniaturen im 25mm Maßstab. Die Figuren kann man dann als 3D Modelle herunterladen und auf seinem eigenen Makerbot ausdrucken. Zukünftige 3D Drucker werden auch gleich in verschiedenen Farben drucken können, damit kommt man dann rasch zu einer halbwegs ansehlichen Truppe zum kleinen Preis und mit geringem Zeiteinsatz. Enthusiasten können natürlich die weitaus filigraneren Modelle von kommerziellen Herstellern nutzen und diese opulent bemalen, aber Gelegenheitsspieler könnten so überhaupt erst mal in den Genuss einer Schlacht kommen.

Vielleicht muss man auch privat gar keinen 3D Drucker besitzen sondern kann sich die Modelle in einem Hobbyladen nach Bedarf herstellen lassen.

Für die Tabletopfirmen kommen jedenfalls stürmische Zeiten, denn selbstredend wird es ihre Kreationen dann auf zwielichtigen Tauschbörsen geben, falls sie den Fehler machen ihre Blaupausen nicht selbst für kleines Geld anzubieten. Aber es sieht so aus als ob stattdessen lieber der Weg über Klagen und Verbote gegangen wird, selbst wenn man Modelle erschafft die gar keine Kopien sind sondern lediglich einen ähnlichen Stil wie ihre Vorbilder haben. Das wird unweigerlich nach hinten losgehen.

Ich bin übrigens sehr wohl daran interessiert, dass es Games Workshop wirtschaftlich gut geht schließlich bin ich Aktionär – wenn auch in sehr bescheidenem Rahmen.