Fortschrittsbalken

Gestern habe ich mal wieder größere Datenmengen auf meine externe Festplatte gesichert und dabei längere Zeit damit verbracht dem Windows Fortschrittsbalken bei seinem gletscherartigen Vorwärtskriechen zuzusehen. Grund genug diesem possierlichen Widget mal einen kleinen Artikel zu widmen.

Wenig überraschend ist der Fortschrittsbalken patentiert, und zwar von Sony, jedoch habe ich noch nichts davon gehört dass dafür jemals Tantiemen eingeklagt worden wären. Es ist jedenfalls ein Paradebeispiel für Trivialpatente.

Solch einen Balken beim Fortschreiten zu beobachten ist seltsamerweise beruhigend und befriedigend zugleich, ich denke dass die Grafik den Sammlertrieb anspricht: unser Gehirn mag es einfach wenn Dinge sich vervollständigen wie ein Puzzle das sich Teil für Teil zu einem Gesamtbild zusammenfügt. Es ist ein bisschen wie den Zeigern einer Uhr bei ihrem Lauf zuzusehen, mit dem Unterschied daß ein Ende abzusehen ist.

Merkwürdig finde ich daß nach all der Zeit die es diese Anzeigen gibt immer noch das langgezogene Rechteck dominiert, obwohl ein Kreis deutlich einfacher zu lesen wäre. Eben wie das Ziffernblatt einer analogen Uhr. Vermutlich will man diese Assoziation beim Benutzer aber nicht hervorrufen, zu offensichtlich wäre es wieviel Lebenszeit man gerade beim Warten verschwendet.

Enorm frustrierend finde ich es wenn der Fortschrittsbalken sein Ende erreicht hat, aber nichts weiter passiert weil das System eben doch noch nicht ganz fertig mit seiner Aufgabe ist. Da wünsche ich dem Entwickler immer eine Wurzelbehandlung deren Abschluss ihm mit seiner eigenen Statusanzeige angekündigt aber auf unbestimmte Zeit herausgezögert wird.

Wahre Freunde des Widgets können ihrer Passion mit diesem Tshirt Ausdruck verleihen und ja, selbstredend besitze ich eines aber leider ohne Animation.

Das wäre doch auch ein lustiger Name für eine Kneipe: „Progress Bar“, wo über dem Tresen eine Leuchtanzeige den Abstand zur Sperrstunde visualisiert. Witzig fände ich auch eine Grabinschrift die einen Statusbalken zeigt der auf 100% steht.

Podcasts

Seit etwa einem Jahr habe ich Podcasts für mich entdeckt, wobei es mir vor allem nichtkommerzielle Heimproduktionen angetan haben. Es folgt eine kleine Zusammenfassung meiner Favoriten:

Nerdvana behandelt klassische Nerdthemen wie Comics, (SF & F) Romane, Musik, Filme und Fernsehserien. Hier gibt es immer wieder Konsumierenswertes zu finden und das Ganze wird charmanterweise in fränkischem Dialekt dargeboten.

Alternativlos vom großartigen Fefe und von Frank Rieger liefern boulevardeske politische Bildung auf wunderbar zynische Art. Etwas schwerere Kost mit nachhaltiger Wirkung.

An Tim Pritlove kommt man beim Thema Podcasting natürlich nicht vorbei, mein Favorit seiner zahlreichen Sendungen ist CRE, ein Interviewpodcast mit einem unglaublich breit gefächerten Spektrum. Die einzelnen Episoden behandeln je ein Thema in epischer Breite, wobei Tim ein Händchen dafür hat kompetente Gesprächspartner zu finden.

Holger Klein und Nicolas Semak machen (unter anderem) zusammen die Wrintheit, ein Podcast in dem von Hörern eingesandte Fragen beantwortet werden. Die beiden bieten spassige, oberflächliche Unterhaltung wobei Nicolas ab und an mit schönen Aphorismen aufwarten kann sofern Holgi ihn zu Wort kommen lässt.

Hoaxilla ist ein Podcast von einem Skeptikerpärchen, deren Mission es ist über moderne Sagen, Verschwörungstheorien und Mystisches aufzuklären. Die einzelnen Episoden geben einen guten Einstieg in das jeweilige Thema und machen Lust mehr darüber zu erfahren. Es geht um Ausserirdische, Neuschwabenland, 9/11, Lovecraft, Jack the Ripper und vieles mehr, wobei alles stets mit skeptischer Distanz vorgetragen wird.

Die Collaborative Rockers sind zwei Metaller, die sich in jedem Podcast eines Themas annehmen. Cthulhu, Black Metal, Seefahrt, Tolkien. Solche Dinge.

It’s always funny with Testees

Testees ist eine angenehm absurde Sitcom, in der die Protagonisten Pete und Ron ihren Lebensunterhalt als menschliche Versuchskaninchen verdienen. Die Auswirkungen der Tests sind haarsträubend und cartoonesk, die Art des Humors hat mich an Clever & Smart erinnert – etwas infantil aber dennoch spassig. Wer nicht vor Holzhammer-Fäkalhumor zurückschreckt wird seine Freude an der Serie haben.

Noch eine tolle Sitcom: It’s always sunny in Philadelphia. Hier geht es um eine Gruppe Egomanen, die zusammen eine Bar betreiben und dabei allerlei groteske Abenteuer erleben. Das besondere an der Serie ist, daß die Charaktere allesamt egoistisch, etwas unterbelichtet und absolut unmoralisch sind. Eine sehr kurzweilige Serie, die ein paar echte Brüller liefert (Greenman !).

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Dungeon Defenders

Dungeon Defenders ist ein kooperatives Towerdefense Spiel von Trendy Entertainment, einer kleinen Indyspieleschmiede aus Florida. Bis zu 4 Spieler nehmen die Rolle eines Fatasyhelden ein und verteidigen, wie der Titel schon verrät einen Dungeon. Dabei gibt es zwei Mittel um die schier endlosen Horden von Goblins, Orks und Ogern abzuwehren: zum Einen kann man die Gegner direkt mit Schwertern, Bögen und ähnlichem bekämpfen, zum Anderen kann man verschiedene Fallen, sprich Türme konstruieren die den Feind dezimieren. Der Clou ist es sich eine gute Verteidigungsstrategie auszudenken und die unterschiedlichen Türme der einzelnen Helden geschickt zu kombinieren. Während des Spiels muss man diese dann in Stand setzen und aufwerten. Wenn alle Wellen eines Levels überstanden wurden und die Kristalle im Herzen des Dungeons nicht zerstört worden sind ist eine Runde gewonnen. Die Helden gewinnen Erfahrung und Mana und können damit ihre Fähigkeiten verbessern oder neue Gegenstände erstehen.

Das Spiel ist putzig gestaltet, alles wirkt sehr comichaft und niedlich. Man kann in der Egoperspektive spielen oder in der Aussenansicht, die mir als Fernkämpfer besser zusagt. Dungeon Defenders ist ein ausserordentlich entspanntes Spiel, da kann man sich auch mal hinter seine Verteidigungsanlagen stellen und gemütlich eine Kiwi essen ohne dass man deshalb gleich das Spiel verliert.

Bei Steam gibt es Dungeon Defenders für sanfte 12 Euro und das ist es allemal wert, aber viel mehr kann man für ein unkomplexes Spiel wie dieses auch nicht verlangen. Ein paar Dutzend Stunden Spielspass mit Freunden sind jedenfalls garantiert.

Beyond Magnetic

Metallica haben still und heimlich eine EP mit Stücken aus der Death Magnetic Studiozeit herausgebracht. Im Gegensatz zum Album sind die „neuen“ Songs allerdings nicht übersteuert abgemischt sondern klingen dankenswerterweise angenehm.

Das Material ist etwas schwächer als jenes auf Death Magnetic, logisch sonst hätte man es ja nicht aussortiert. Und mir geht es wie beim Album: es ist nicht schlecht was die Burschen da abliefern aber so richtig begeistern kann ich mich nicht so recht dafür. Was mir fehlt ist das Gefühl ein Stück unbedingt nochmal hören zu wollen. Um auch das Positive zu erwähnen: es gibt ein paar schöne Riffs, einige hörenswerte Soli und die EP kostet weniger als 4 Euronen.

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Mail-order Mysteries

Wer einmal ein John Sinclair Heftchen gelesen hat kennt wohl die Seite mit Anzeigen für allerlei skurrile Dinge die man für sein Taschengeld bestellen konnte. Mir sind vor allem die Sea Monkeys in Erinnerung geblieben, von denen ich bislang irrtümlicherweise annahm es handele sich um Urzeitkrebse.

Kirk Demarais hat sich die Mühe gemacht all diese Produkte aufzuspüren und in seinem Buch Mail-order Mysteries Real Stuff from Old Comic Book Ads ! jeweils mit Fotos und den Originalanzeigen zu beschreiben. Obwohl die Werbung dafür amerikanischen Comicheften entnommen wurde kennt man vieles hierzulande aus Wundertüten oder als YPS Gimmicks.

Ich habe gerade zwei Stunden in Kindheitserinnerungen geschwelgt, weitaus interessanter ist es jedoch die Werbetexte zu studieren denn es wurden zwar stets unglaubliche und wundervolle Dinge angepriesen die sich dann in Wirklichkeit als weitaus profaner darstellten aber geflunktert wurde in den Anzeigen meist nicht. Es wurde lediglich etwas übertrieben und mit der Neugier des Lesers gespielt und das ist eine echte Kunstform wie ich meine.

Heutzutage würde so etwas gar nicht mehr richtig funktionieren weil man einfach im Netz recherchieren kann was sich etwa hinter der Röntgenbrille oder dem „7 Foot Dinosaur“ genau verbirgt.

Fazit: ein schöner Bildband aber leider etwas zu dünn für’s Geld.

Nävis

Im Urlaub war Zeit endlich mal Nävis (aus Sillage) fertigzumalen. Das ist das erste mal dass ich Licht/Schatteneffekte gepinselt habe und ich muss sagen dass der Aufwand schon erheblich höher ist als bei den „flachen“ Bildern die ich sonst so fabriziere. Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden auch wenn es gewiss viel zu verbessern gibt.

Ready Player One

Der wunderbare Debutroman von Ernie Cline erzählt die Geschichte von Wade Watts, einem Jungspund der wie viele andere Gunter auf der Suche nach James Halliday’s Easter Egg in der OASIS ist.

In der Zukunft spielt sich der Großteil des gesellschaftlichen Lebens in einer virtuellen Welt, der OASIS ab. Hier wird gelernt, gearbeitet und auch die Freizeit verbracht, die  Benutzers nehmen mit VR-Brille, Headset, Geruchserzeuger und Datenhandschuh teil an der künstlichen Realität. Der Schöpfer der OASIS hat das Zeitliche gesegnet und beschlossen das gesamte Konstrukt demjenigen zu überlassen der es schafft das Easter Egg zu finden, das er irgendwo in der Simulation versteckt hat. Wo märchenhafter Reichtum lockt sind natürlich auch raffgierige Unternehmen auf dem Plan und so jagen Freizeithelden, die sich selbst Gunter nennen und Angestellte gleichermassen den kryptischen Hinweisen hinterher um Halliday’s Erbe anzutreten.

Das Buch ist durchwegs spannend und die technischen Details sind allesamt glaubhaft beschrieben. Im Grunde geht es um den alten Nerdtraum dass all das unnütze Wissen um obskure Computerspiele, Filme und Fersehserien letztendlich doch für etwas zu gebrauchen ist. Beim Lesen werden viele Erinnerungen wach, von Arcadeklassikern über Monty Python, Star Wars und Animes bis zu D&D wird unglaublich viel Nerdkultur abgefeiert. Ich fühlte mich etwas an die Romane Extraleben und Der Bug von Constantin Gillies erinnert, die übrigens auch sehr empfehlenswert sind.

TLDR: Pflichtlektüre für jeden Nerd, vor allem wenn man ein Faible für Computerspiele hat.