Monster Bash

Für klassische Festivals fühle ich mich ja mittlerweile zu alt, vor allem das unkomfortable Campen und die desolaten sanitären Einrichtungen finde ich abstossend. Schön, dass es auch Festivals mitten in der Stadt gibt wie das Monster Bash. Zunächst mal ein großes Lob an die Organisation: es hat alles reibungslos funktioniert, am besten fand ich das Timing der Auftritte. Immer wenn die Musikanten in einer Halle fertig waren, spielte die nächste Band in der anderen Halle. Dadurch strömten die Leute hin und her und man fand recht entspannt einen Platz vor der Bühne. Das Publikum war wie zu erwarten jung und bunt, Shpongle meinte er fühle sich schwer untertätowiert ;-)

nothington

Ein paar neue Bands habe ich für mich entdeckt: Templeton Pek (netter Melodycore), Nothington (gute Laune Punkrock) und A Wilhelm Scream (die waren unfassbar schnell). Title Fight waren gut, Millencolin besser und Pennywise einfach nur großartig trotz Soundproblemen bei den ersten Songs. Wobei ich mir nicht sicher war wer bei Pennywise sang, es hörte sich weder nach Zoli noch nach Jim an. Rise Against hab ich mir nicht mehr angeschaut, da war mein Rücken der Meinung es wäre Zeit für’s Bett. Die restlichen Bands fand ich eher durchschnittlich bis uninteressant. Tim Vontol spielt jetzt mit einer Akkustikband, da hab ich gleich das Weite gesucht als ich ein Banjo gehört habe. Die Front Bottoms sind jetzt zu viert mit neuem Keyboarder aber immer noch unerträglich und der Frontmann von Nations Afire ist ein fürchterlicher Poser, wie Ping fand.

Ich hatte jedenfalls jede Menge Spass und verglichen mit anderen Festivals wirkte das Monster Bash geradezu zivilisiert. Komisch war nur die Sache mit dem Bier: den Bands kredenzte man feines Augustiner, das Volk wurde mit einem mir unbekannten Gebräu aus der Provinz verköstigt. Aber egal, im Radler schmeckt man ja eh keinen Unterschied. Hier noch ein Bild von einem Kasten mit üppigen Blinkenlights:

technikdiebegeistert

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Antichamber

Antichamber ist ein 3D Erforschungs- und Puzzlespiel vergleichbar mit Portal. Man bewegt sich in der Egoperspektive durch karge künstliche Gänge und Räume und versucht wie eine Ratte im Labyrinth vorwärts zu kommen. Dabei kämpft man sich von Rätsel zu Rätsel, immer begleitet von Glückskeks-Sinnsprüchen, die mal mehr mal weniger hilfreich sind. Etwas später im Spiel bekommt man das Werkzeug das man rechts unten sieht, damit können bunte Würfel versetzt werden um Puzzles zu lösen. Antichamber

Eine Handlung fehlt bei Antichamber gänzlich, was mich aber nicht gestört hat. Wie so oft habe ich das Spiel bei einer Rabattaktion auf Steam gekauft für knapp unter 10 €, den Preis fand ich in Ordnung – ursprünglich war er allerdings doppelt so hoch und das wäre mir ob der reduzierten Grafik zu teuer gewesen. Nach guten 5 Stunden bin ich etwa mit der Hälfte des Inhalts durch, ich schätze die Gesamtspieldauer auf etwa 10 Stunden, wobei es wohl kaum Sinn macht das Spiel ein zweites mal durchzuzocken. Was mich etwas gestört hat ist, dass einige Rätsel mit dem ersten Werkzeug nicht lösbar sind, um das festzustellen habe ich bestimmt eine Stunde verplempert und mir das Hirn unnütz zermartert. Davon abgesehen ist Antichamber feines Training für die kleinen grauen Zellen, wer an Portal Freude hatte wird dieses Spiel sicher auch mögen.

Infestissumam

Das Debutalbum von Ghost, die sich mittlerweile aus rechtlichen Gründen Ghost B.C. nennen war derart großartig dass ich mich zurückhalten musste es nicht zu oft zu hören um die Songs nicht allzusehr abzunutzen. Falls ihr Opus Eponymous nicht kennt habt ihr ein Stück unfassbar gute Musik verpasst. Heute ist endlich der lang erwartete Nachfolger Infestissumam erschienen.

Stilistisch hat sich nicht viel geändert, es wird immer noch finsterster satanistischer Okkultrock zelebriert, allerdings etwas komplexer und gereifter als auf dem Vorgängeralbum. Mein derzeitiger Favorit ist Ghuleh / Zombie Queen aber das wird sich sicher noch ändern wenn sich die restlichen Stücke in meine Hörwindungen gefräst haben. In diesem Sinne: preiset Papa Emeritus II, in Ewigkeit. Nema.

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Netrunner

Ich bin ja schon länger auf der Suche nach einem Kartenspiel das es mit der Komplexität und dem Spielgefühl von Magic the Gathering aufnehmen kann und ich denke jetzt habe ich zumindest einen vielversprechenden Kandidaten gefunden. Die Rede ist von Netrunner von Richard Garfield, dem Autor von Magic und Jihad. Netrunner gab es früher schon einmal als Sammelkartenspiel und wurde jetzt von Fantasy Flight Games (Heidelberger Spieleverlag hierzulande) als Living Card Game neu aufgelegt. Der große Unterschied zu Collectible Card Games ist, dass man keine Packungen mit zufälligem Inhalt erwirbt sondern immer komplette Sätze und sich die Investition somit in überschaubarem Rahmen hält. Gemeinsam ist, dass jeder Spieler sich im stillen Kämmerchen ein Deck zusammenbastelt und dann damit einen Gegner zum Duell fordert.

Thematisch geht es um den Kampf zwischen mächtigen Konzernen (Corporation) und verschlagenen Datendieben (Runner), dabei ist das Spiel asymmetrisch – sprich die Karten des Konzernspielers können nicht vom Runner benutzt werden und andersherum. Der Corporationspieler versucht Agendas voranzubringen, sein Gegner will diese stehlen. Zum Schutz der Agendas und allgemein seiner Infrastruktur installiert der Konzern Schutzprogramme (Ice) vor seine Server und der Eindringlich probiert diese zu durchbrechen um an die wertvolle Datenbeute zu gelangen. Der Runner ist also eher der aktive Part, der Konzern verteidigt sich dagegen eher passiv.

Wir haben erst eine Partie gespielt, daher kann ich nicht sagen ob das Spiel auch langfristig Spass macht. Aber soviel kann ich sagen: für etwas mehr als 30 € bekommt man ein gelungenes Kartenspiel für 2 Personen, mit 7 vorgegebenen Decks und zahllosen Variationen wenn man die Decks selbst anpasst. Vermutlich muss man die Rollen ab und zu wechseln, denn ich habe den Eindruck dass es etwas spannender ist den Angreifer zu spielen. Die Gestaltung der Karten ist hübsch und das Regelwerk macht einen äusserst durchdachten und robusten Eindruck. Ausserdem finde ich das Szenario sehr reizvoll weil es nicht so abgenutzt ist wie es etwa Schlachten in einer Fantasywelt sind. Eine klare Empfehlung also meinerseits, zumindest für die Grundbox.

Wie ein leeres Blatt

Stell dir vor du sitzt auf einer Parkbank und kannst dich nicht mehr erinnern wer du bist. Das passiert der Pariserin Eloise in dem zauberhaften Comic Wie ein leeres Blatt. Herauszufinden wo sie wohnt und was sie arbeitet stellt sich schon als schwierig heraus, aber immer noch einfach verglichen mit ihrer Suche danach was für ein Mensch sie ist, oder vielmehr war. Sie fühlt sich wie eine Fremde in ihrer Wohnung und versucht sich aus den wenigen Hinweisen die sie findet ein Bild ihres Wesens zu rekonstruieren. Beim Lesen kommt man unweigerlich ins Grübeln was man wohl selbst vorfinden würde, sollte man in die gleiche Situation kommen. Im Grunde genommen geht es in Wie ein leeres Blatt um die Suche nach der eigenen Identität, aber erfrischend erzählt ohne jegliche Gravitas.

Die Zeichnungen sind recht schlicht, vergleichbar mit Lewis Trondheim, passen aber vortrefflich zur flockigen Erzählweise. Schade fand ich dass der Band nicht als Hardcover herausgebracht wurde, dafür hätte ich gerne etwas mehr abgedrückt. Davon abgesehen: sehr schönes Comic, auch – aber nicht nur – für Mädchen (Carlsen vermarktet es als Graphic Novel für Frauen).

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