Das Comic Chew spielt in einem Amerika in dem Prohibition herrscht, allerdings ist nicht Alkohol verboten sondern Hühnerfleisch aufgrund einer verheerenden Vogelgrippeepidemie vor einigen Jahren. Und wie in den 20er Jahren floriert auch hier der Schwarzhandel mit den illegalen Waren. Der Hauptcharakter Tony Chu ist ein Cibopath, was auch immer er kaut vermittelt ihm Eindrücke aus der Vergangenheit seiner Speise. Bei einem Apfel kann er sich an den Baum erinnern an dem dieser hing, an den Wind und an die Sonne die ihn wachsen liessen. Wenn er dagegen an einem Finger eines Mordopfers herumnagt, erlangt er einige von dessen Erinnerungen. Das Gesundheitsamt erfährt von Chu’s Gabe und stellt ihn als Agenten ein und fortan löst er Fälle in der finsteren Welt der Hühnerfleischmafia.
Trotz guter Rezensionen, New York Times Bestsellerstatus und einem Eisner Award habe ich die Serie bislang gescheut weil ich sie für eine Superheldengeschichte um einen Cop mit übernatürlichen Kräften hielt. Da lag ich ziemlich daneben. Chew ist ein zynisches, groteskes, ekelerregendes und unglaublich lustiges Comic mit skurrilen Charakteren und haarsträubenden Geschmacklosigkeiten. Der Zeichenstil erinnert eher an frankobelgische Funnies als an Strumpfhosenhelden. Allzu zart besaitete Leser sollten vielleicht eher nicht zugreifen, aber wer über den richtigen Humor verfügt wird viel Freude an den Widerlichkeiten haben.