Echoes

Echoes von Joshua Hale Fialkov und Rahsan Ekedal ist ein Horror/Psychothrillercomic. Es handelt von Brian Cohn, der an Schizophrenie leidet und auf Medikamente angewiesen ist um sein Leben einigermaßen im Griff zu haben. Dennoch verfolgen ihn Trugbilder und Angstzustände. Als er seinen sterbenden Vater im Krankenhaus besucht, erzählt dieser ihm in seinen letzten Atemzügen etwas von toten Mädchen, einer Kiste mit schrecklichem Inhalt und wo er diese versteckt hat. Brian versucht herauszufinden was hinter den wirren Worten des Greises steckt als ein kleines Mädchen spurlos verschwindet.

Echoes ist ein sehr intensives Comic, das Horrorgenre zehrt gemeinhin ja von Schockszenen was in gedruckter Form meist nicht besonders gut funktioniert. Daher leben Horrocomics hauptsächlich von der düsteren Stimmung die sie erzeugen und das klappt hier vortrefflich. Die Geschichte ist dermassen spannend erzählt dass dem Leser nichts anderes übrig bleibt als sie in einem Zug zu verschlingen. Die Zeichnungen sind eher schlicht und schwarz-weiss, dafür aber recht dynamisch und passend zum Erzählten. Mir hat’s jedenfalls gefallen.

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Quirkle

Wenn man gemein wäre, könnte man Quirkle als Scrabble für Analphabeten bezeichnen. In dem Legespiel geht es darum mit bunten Holzsteinen Reihen zu bilden die entweder die gleiche Farbe oder das gleiche Symbol aufweisen. Wer solch eine Reihe, oder auch mehrere auslegt bekommt dafür Punkte. Das Spiel endet wenn keine Spielsteine mehr vorrätig sind und ein Spieler seinen Vorrat an diesen erschöpft hat. Dann gewinnnt derjenige mit den meisten Punkten.

Das hört sich einfach an, und das ist es auch. Quirkle ist schnell erlernt und dank der geringen Komplexität kann man es auch in angeheitertem Zustand spielen. Entscheidend für den Sieg ist erster Linie der Zufall, sprich welche Steine man aus dem Vorrat zieht. Abendfüllend ist das Spiel aber leider nicht, nach einigen Runden nimmt die Freude am Finden der bestmöglichen Kombination doch etwas ab. Wenn man einen Spieleabend etwas auflockern will ist man mit einem Quirkle zwischendurch allerdings gut bedient.

Beworben wird das Spiel übrigens mit dem Spruch „Einfach begonnen, schnell gewonnen“, da hat die Marketingabteilung ganze Arbeit geleistet. Ich nehme an die Vorgabe war es einen Reim zu finden in dem die Haupteigenschaften einfach und schnell vorkommen mussten. Naja.

eBooks vs totes Holz II

Mir sind noch ein paar Dinge zum Thema eBooks eingefallen.

Ein echter Nachteil von elektronischen Büchern ist dass es unmöglich ist diese anonym zu erstehen. Zwar kaufte ich auch die meisten meiner herkömmlichen Druckwerke bei Amazon und der Konzern weiss damit besser als ich selbst was meine Interessen sind aber zumindest habe ich die Wahl mir ein subversives Buch in einem Buchhandel zu kaufen und bar zu bezahlen um keine Datenspuren zu hinterlassen. In diesem Fall bleibt dem Leser nur die Möglichkeit Tauschbörsen oder ähnliche dunkle Kanäle zu bemühen.

Wer wie ich mit geminderter Sehleistung gestraft ist wird sich darüber freuen dass man die Schriftgrösse ändern kann. Boneshaker, ein durchaus empfehlenswerter Steampunk Roman war zum Beispiel aus Stilgründen hellbraun auf gelblichen Papier gedruckt was das Lesen für mich recht anstrengend machte. Ebooks trennen die Form vom Inhalt und lassen dem Anwender Freiheiten die Form selbst zu bestimmen, was natürlich gleichzeitig den Nachteil hat dass das Werk nicht mehr von einem ansprechenden Äusseren aufgewertet werden kann. Das erinnert etwas an den ästhetischen Verlust den man hinnehmen musste als Albencover durch den Umstieg von LP auf CD nur noch ein Viertel ihrer ursprünglichen Größe hatten. Die Musik war zwar die gleiche, aber irgendwie fehlte dennoch etwas.

Noch etwas zu Datenträgernostalgikern: man hört ja öfter von Menschen die Vinylplatten CDs vorziehen und natürlich auch von solchen die CDs gegenüber MP3s vorziehen. Bislang ist mir aber noch niemand begegnet der behauptet dass nur Filme auf VHS wirklich gut aussehen. Denkt mal drüber nach :-)

The Postmortal

Im Roman The Postmortal erzählt Drew Magary von einer Zukunft, in der die Heilung für das Altern erfunden wurde. Menschen welche die Gentherapie bezahlen können sterben nur noch durch Krankheit oder Gewalteinwirkung, der natürliche Alterungsprozess aber stoppt und der Körper verbleibt in dem Alter den die Person zum Zeitpunkt der Behandlung hatte.

Die Unsterblichkeit bringt erwartungsgemäß die Gesellschaft in Aufruhr, denn wie ist das mit der Rente wenn man nicht schon mit 80 Jahren dahinscheidet und wer will sich schon wirklich für immer an seinen Partner binden. Auch die Kirchen schlittern in eine ernsthafte Krise, denn wen kann man schon mit ewigem Leben nach dem Tode ködern wenn der Arzt um die Ecke das auch schon zu Lebzeiten bewerkstelligen kann ? Natürlich treten schon bald Fundamentalisten auf den Plan, die die künstliche Verlängerung des Lebends als Todsünde brandmarken. Die Bevölkerung des Planeten nimmt in der Folge enorm zu und die ohnehin schon knappen Resourcen schwinden zusehends.

The Postmortal ist ein unangenehmer Blick in eine durchaus denkbare Zukunft. Es ist ein prophetisches, düsteres, stellenweise zynisches Buch das ich nicht nur Misanthropen ausdrücklich empfehlen kann.

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Arduino Basteleien

Seit einigen Tage spiele ich mit einem Arduino UNO herum, es handelt sich dabei um eine Plattform mit der man Elektronikbasteleien erschaffen kann. Das Besondere an Arduino ist, daß sowohl die Hardware als auch die Software Open Source sind. Das Board bekommt man für kleines Geld, in meinem Fall war es sogar kostenlos weil mein Arbeitgeber großzügigerweise welche zu Forschungszwecken spendiert hat. Zusätzlich habe ich mir noch das Buch 30 Arduino Projects for the Evil Genius besorgt, übrigens in Papierform weil ich bei Fachbüchern gerne mal etwas markiere und hineinschreibe, da wird es wohl noch einige Zeit dauern bis ich auch hier mit eBooks zurecht kommen werde.

Programmiert wird der Microcontroller mit C, das mit einigen Arduino Bibliotheken erweitert wurde. Das Programm wird dann via USB auf das Board übertragen und dort ausgeführt, die einzige Möglichkeit zu debuggen ist auf die Serielle Schnittstelle zu schreiben und die Meldungen mit einem Monitor auszulesen. Dankbarerweise ist das in der Entwicklungsumgebung bereits eingebaut.

Die Schaltungen werden nicht gelötet sondern auf ein Breadboard gesteckt, wir haben hier ein Fritzing Kit, da ist ein solches enthalten und zudem alles was man für die ersten Experimente benötigt: Temperatur- und Lichtsensor, ein Servo, ein Lautsprecher, Wiederstände und LEDs und dergleichen Dinge mehr.

Mein erstes Projekt ist eine Apparatur, die Morsezeichen senden und empfangen kann. Die Motivation dahinter ist es irgendwann einen Elektroniknachtcache zu installieren (wobei die Hauptschwierigkeit nicht die technik sein wird, sondern ein Stück Natur zu finden das noch nicht mit stumpfsinnigen Tupperdosen überfüllt ist, aber das ist ein anderes Thema). Für diese erste Anwendung habe ich etwa 4 Stunden gebraucht, und das obwohl ich der totale Elektroniknoob bin. Zugegeben, ich hatte etwas Unterstützung von jemandem der sich mit so etwas auskennt aber mit einem guten Buch und den zahlreichen Informationen die sich im Netz finden lassen kommt man auch so gut zurecht.

Es ist jedenfalls ein Heidenspass wenn man soweit ist die Bastelei vom Rechner abzukoppeln, in eine dunkle Ecke zu stellen und mit einer Taschenlampe Nachrichten zu morsen. Und es ist unwahrscheinlich befriedigend wenn dann ein freundliches grünes LED zurückblinkt.

Weihnachten steht vor der Tür und wer die Feiertage nutzen will um diabolisch kichernd an seltsamen Apparaturen herumzubasteln, dem sei geraten sich ein Arduino unter den Tannenbaum legen zu lassen. Es lohnt sich.

The Devil’s Blood

The Devil’s Blood aus den Niederlanden werden schon seit geraumer Zeit vom guten Götz im Rock Hard abgefeiert. Lange habe ich die Band trotz der Lobeshymnen ignoriert aber irgendwann hörte ich dann doch mal genauer rein und siehe da: die Teufelsblütler machen tatsächlich formidable Musik. Klassifizieren kann man diese wohl mit okkultem Retrorock, es gibt bislang 2 Alben mit voller Spielzeit: „The Time of no Time Evermore“ und „The Thousandfold Epicentre“ wobei mir das Erstere besser gefallen hat, schlicht weil es die griffigeren Songs enthält (und natürlich weil man die alten Sachen immer besser finden muss als das neue Zeug).

Live tritt die Gruppe blutverschmiert auf und der Texter behauptete die Lyrics nicht selbst zu schreiben sondern von sinistren Mächten eingeflüstert zu bekommen. Bei so etwas fällt es mir immer ein bisschen schwer die Musiker ernst zu nehmen, aber so richtig stört es mich dann auch nicht schließlich ist das Satanistenimage deutlich weniger absurd als sich mit Fellunterhosen als Fantasykrieger darzustellen. Da ist man schon einiges gewohnt als Liebhaber metallischer Klänge.

The Devil’s Blood machen feine Musik, aber die Könige des Okkultrock bleiben für mich immer noch Blood Ceremony.

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Svartir Sandar

Svartir Sandar ist das neueste Album von der isländischen Band Sólstafir. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es auf dem Werk darum die Verzweiflung zu vertonen die man verspürt wenn man einsam durch die verschneiten Eislandschaften Islands wandert, was den Musikern durchaus gelingt. Als Genre würde ich Easy-Listening-Doom vorschlagen, es geht recht gemütlich zur Sache und das überwiegend instrumental. Gesungen wird auf Isländisch und das mehr oder weniger clean, wovon die Texte handeln kann ich also nicht sagen. Es ist aber offenbar recht traurig was der Sänger zu erzählen hat. Wer einen melancholischen Soundtrack für die beschauliche Weihnachtszeit sucht, sollte sich Svartir Sandar auf den Wunschzettel packen. Meine Empfehlung: wenn es draussen bitterkalt ist, legt euch mit einer Wärmflasche, einem guten Comic und einem Glas Rotwein ins Bett und hört dabei Sólstafir. Vielleicht zur Sicherheit noch die Nummer der Telefonseelsorge bereithalten.

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