Ein Mann namens Pendergast

Crimson Shore, der neueste Pendergast Roman liest sich genauso geschmeidig wie der Rest der Serie, Preston & Child haben ihr Rezept und weichen davon keinen Millimeter ab. Das wirkt dann etwas wie wenn man eine Episode einer Fernsehserie ansieht: man bekommt was man erwartet dafür bleiben große Überraschungen leider aus. Diesmal geht es um den Diebstahl einer wertvollen Weinsammlung, aber natürlich steckt noch mehr dahinter. Verglichen mit den restlichen Büchern der Reihe nimmt es eher einen der hinteren Plätze ein, aber es war trotzdem nett. Ein Fastfood Thriller halt.

Um mal wieder etwas auf Deutsch zu lesen habe ich mir Ein Mann namens Ove von der Spiegel Belletristikliste gepflückt, hauptsächlich weil es mit dem Huntertjährigen verglichen wurde. Es geht um einen cholerischen, griesgrämigen alten Mann, der morgens Kontrollrunden durch die Wohnsiedlung zieht und Kleinkriege mit seinen Mitmenschen ausficht. Ove ist nicht gerade der sympathischte Zeitgenosse, aber wenn man ihn näher kennenlernt bemerkt man das große Herz das er hat. Eine schöne Geschichte, teils witzig teils melancholisch und manchmal herzzereissend rührend. Ein Tipp: legt euch eine Packung Taschentücher bereit wenn ihr den Roman lesen wollt.

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The Hepatitis Bathtub and Other Stories

NOFX haben in The Hepatitis Bathtub and Other Stories schonunglos die Geschichte ihrer Band und ihre persönlichen Erlebnisse aufgeschrieben. Wie zu erwarten sind etliche amüsante Touranekdoten darunter, aber den weitaus größeren Teil nehmen tragische, schockierende und ekelerregende Details aus dem holprigen Leben der Musiker ein. Es ist keine locker-fluffige Unterhaltung sondern ein brachialer Seelenstriptease aller Beteiligten, auch ehemalige Bandmitglieder kommen zu Wort.

Am beeindruckendsten fand ich die Wandlung von Smelly, einem beinharten Heroinjunkie zum abstinenten und liebevollen Familienvater. Die sexuellen Eskapaden und Drogenexcesse haben mich nicht überrascht, höchstens in ihrer Intensität, aber die allgegenwärtige Gewalt in Kalifornien fand ich ziemlich bitter. Nach der Lektüre weiss man darüber hinaus aber auch viel über NOFX und ihre Musik, etwa wer die Moron Brothers aus dem gleichnamigen Song sind und wie die Bandmitglieder zu ihren Spitznamen kamen, was Fat Mike von Blink 182 hält und warum sie jahrelang keine Interviews gegeben haben.

Wer die Band nicht kennt, sollte zumindest mal einen Blick auf die Tour Doku Backstage Passport werfen, da bekommt man schnell einen unterhaltsamen Einblick in das Chaos das herrscht wenn NOFX verreisen. Ihr bestes Album ist meiner Meinung nach White Trash, two Heebs and a Bean, dicht gefolgt von Punk in Drublic.

Leviathan wakes

Leviathan wakes ist der Auftakt der SciFi Buchreihe Expanse, die auch als Fernsehserie unter dem gleichen Namen verfilmt wurde. Es ist eine Space Opera mit Halunken und Helden, allerdings vor einem recht realistischen Hintergrund was für das Genre etwas ungewohnt ist. Also keine Lichtschwerter oder Teleporter, dafür Projektilwaffen und elendig lange Flüge durchs Weltall.

Die Menschheit hat das Sternensystem kolonisiert und wie es so die Art des Homo Sapiens ist, gibt es allerlei Zwietracht zwischen den Bewohnern der Planeten und den Arbeitern die Rohstoffe auf Asteroiden abbauen. Die Geschichte beginnt recht harmlos mit einem Detektiv der eine Ausreisserin zu ihren reichen Eltern zurückbringen soll, während in einem anderen Erzählstrang ein Raumschiff zerstört wird das harmloses Eis transportiert. Und schon ein paar Kapitel später steht die Menschheit vor einem interstellaren Bürgerkrieg.

Sehr feines Lesefutter, wenn man ein Faible für Weltraumspektakel hat und dankenswerterweise auch noch rasant erzählt. Ich freu mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Band.

Talk the Talk: The slang of 67 American Subcultures

Wer hätte gedacht dass es unterhaltsam sein kann ein Lexikon zu lesen. Talk the Talk fasst die wichtigsten Begriffe amerikanischer Subkulturen zusammen und das recht gründlich – einigen davon fühle ich mich zugehörig und da stimmte alles. Wenn man die Sprache einer Gruppe kennt, kann man sich recht gut ausmalen was ihren Kern ausmacht. Mountainbiker haben beispielsweise etliche Vokabeln für unterschiedliche Arten vom Stahlross zu stürzen, da weiss man gleich dass Unfälle integraler Bestandteil des Hobbies sind.

Zu lernen gab es eine Menge, bei den Paganisten wurden mir beispielsweise einige Bandnamen und Songtitel erklärt die in heidnischer Rockmusik gang und gäbe sind. Geschrieben ist das Buch akkurat aber locker, mit einer ordentlichen Portion Augenzwinkern ohne den Respekt vor den teils skurrilen Subkulturen missen zu lassen.

Hier meine Top 3 Vokabeln:

Skyclad: Naked for the purpose of performing rituals, observing festivals or casting spells.

Exogamy: Sexual intercourse between humans and extraterrestrials.

Faire boogers: Nasal crud that can accumulate over the course of a day of walking around raising dust at the faire. (also Popel die man bekommt wenn man den ganzen Tag über einen staubigen Mittelaltermarkt wandert).

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Welcome to Nightvale

Welcome to Nightvale ist ursprünlich ein zweiwöchentlicher kostenloser Podcast über die namensgebende Stadt in der es nicht mit rechten Dingen zugeht. Einsortieren kann man die Show wohl irgendwo zwischen Akte X und Scooby Doo. Jetzt gibt es auch einen Roman, in dem eine längere zusammenhängende Geschichte erzählt wird. Ich fand die Audioversion gelungen aber nach ein paar Folgen verlor ich das Interesse, beim Roman ging es mir ganz ähnlich: das erste Drittel war unterhaltsam aber dann liess es stark nach und ich habe das Buch nur noch aus Komplettierungsgründen fertig gelesen. Nightvale funktioniert am besten in kleinen Dosen, für mehr fehlt es leider etwas an Tiefe und Eigenständigkeit. Ein, zwei Folgen des Podcasts kann man sich aber getrost mal anhören.

Grave Peril vs Avatar

Grave Peril ist der dritte Roman um den Zauberdetektiv Harry Dresden und für mich der Abschied von der Serie. Zu schablonenhaft zimmert der gute John Butcher hier eine mittelmässige Geschichte zusammen, die Spässchen gelingen nicht so recht und bis auf den Helden bleiben alle Charaktere ausgesprochen blass. Nicht wirklich schlecht, aber halt auch nicht so richtig gut.

Viel besser ist da die Lebenszeit in Avatar: The last Airbender investiert, ein Fantasy Anime über Kung-Fu-Elementarmagier. Zwar ist die Serie eher für Kinder konzipiert, funktioniert aber auch für ältere Semester recht gut weil die Geschichten nicht zu flach und die Protagonisten äusserst sympathisch sind. Die 20 Episoden der ersten Staffel waren jedenfalls nett anzusehen und ich habe mich schon gewundert dass mir die japanische Erzählweise so sanft reinläuft bis ich gemerkt habe dass die Serie aus den USA kommt.

Roccat King Size Plastic Galaxy

Vor geraumer Zeit empfahl ich einmal das Razor Manticor Mousepad, aber mittlerweile muss ich davon stark abraten. Zwar gleitet die Maus extrageschmeidig über die metallene Oberfläche, aber dafür ist die Haptik rauh und kalt, besonders unangehm sind die harten Kanten. Und wehe wenn sich mal ein Chipsbrösel auf das Manticor verirrt – das Gefühl wenn man darüberfährt ist beinahe so ekelhaft wie Fingernägel die an einer Schultafel kratzen. Transpirieren sollte man möglichst auch nicht, denn schon der geringste Feuchtigkeitsfilm bremst die Maus komplett aus. Vielleicht funktioniert das Ding in einem Reinraum ganz gut, wenn man mit Samthandschuhen zockt aber hier im staubigen Nerdheim ist es ausgesprochen nutzlos. Irgendwann bin ich dann auf ein Roccat Taito King Size 5mm umgestiegen, das hat zwar deutlich mehr Reibung aber dafür fühlt es sich sehr viel angenehmer an, rutscht nicht und ist wirklich groß genug.

Und noch etwas kann ich nicht empfehlen und zwar Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben von Torsten Sträter, das war so ein unglücklicher Impulskauf wo ich mich von den positiven Amazon Rezensionen verlocken liess und mich dann nur mässig unterhalten fühlte. Vielleicht wirken die Texte lustiger wenn sie vorgetragen werden aber das ist ja auch nicht gerade ein Ritterschlag.

Dafür fand ich Plastic Galaxy ausgesprochen faszinierend, eine Dokumentation über das Star Wars Spielzeug das mit der ersten Trilogie ab Ende der 70er die Spielzimmer eroberte. Eine nostalgische Zeitreise und – wenn man gemein ist – gleichzeitig ein Blick in die bizarre Welt von erwachsenen Männern die Puppen sammeln. Bei Rebelscum kann man das ganze Sammelsurium in einem Fotoarchiv durchstöbern.

The Martian

Lust auf ein SciFi Buch mit mehr Sci und weniger Fi ? The Martian von Andy Weir bietet genau das: durch ein Unglück gerät der Astronaut Mark Watney in die unangenehme Situation alleine auf dem Mars gestrandet zu sein. Um zu überleben hat er nur was die NASA auf den Planeten gebracht hat, seine Fähigkeiten als Botaniker und Ingenieur und jede Menge roten Sand.

Im Grunde ist The Martian eine Mischung aus Katastrophenfilm und MacGuyver im Weltall. Sehr spannend und beklemmend, auch wenn die technischen Details manchmal etwas ermüdend sind. Zudem wurde mir klar dass ich ob meiner nicht gerade ausgeprägten Physik- / Chemiekenntnisse schon beim ersten technischen Problem als tiefgefrorene Marsleiche verendet wäre. Bis jetzt mit Abstand der beste Roman den ich dieses Jahr gelesen habe, am lustigsten fand ich die Stelle als Mark sich eine Badewanne gebaut hat. Das hätte ich vielleicht auch noch hinbekommen.