Tschick

Tschick ist eines dieser Bücher über das man alle Nase lang irgendwo stolpert und nach der zehnten Empfehlung habe ich es dann doch mal gelesen. Es handelt sich um einen witzigen, leicht melancholischen Roadtrip über zwei Jungen mit einem Sack voll Problemen die mit einem geklauten Lada in die Walachei fahren wollen. Der Roman steckt voller komischer Momente und ist tatsächlich lesenswert, allerdings ist er sprachlich nicht gerade auf höchstem Niveau. Aber das soll natürlich so sein, schliesslich geht es um Heranwachsende in der Sturm und Drang Phase und die reden nun mal so. Nett und kurzweilig, gerade richtig um es zwischendrin schnell mal wegzulesen.

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Blue Labyrinth

Vorsicht, es folgen Spoiler !

Der neueste Roman um den FBI Agenten Aloysius Pendergast namens Blue Labyrinth ist leider nicht besonders gelungen. Die Geschichte wirkt wenig durchdacht und kaum glaubwürdig aber was mich noch mehr gestört hat war der überzogene Rachefeldzug von Constance. Ich hatte den Eindruck dass der Roman dazu dienen sollte Pendergasts Verwandtschaft und sein Vermögen zu reduzieren, aber gerade letzteres wurde nicht konsequent durchgezogen, was ich etwas armselig fand („I prefer hypocrisy to poverty“). Dabei hätte es der Serie wirklich gut getan wenn der Hauptcharakter nicht so oft seinen Reichtum zur Problemlösung heranziehen hätte können.

Dafür gefiel mir die Kurzgeschichte Extraction ganz gut, auch oder gerade weil sie weniger Thriller und mehr Horror ist.

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Of Dice and Men

Ich versuche mit dem Begriff „Pflichtlektüre“ möglichst sparsam umzugehen, bei Of Dice and Men von David M. Ewalt ist er allerdings mehr als angebracht. In dem vergnüglichen Buch wird die Geschichte von Dungeons & Dragons erzählt, von Gary Gygax dem Erfinder des Rollenspiels und vom Aufstieg und Fall des Spieleverlags TSR. Im letzten Drittel beschreibt der Autor noch wie er in gesetztem Alter wieder zu D&D zurückfand, fest entschlossen ein herausragender Dungeon Master zu werden.

Neben der nostalgischen Schwelgerei gab es etliche interessante Details zu erfahren, ich hatte beispielsweise in grauer Vorzeit das exzellente Dangerous Journeys verschlungen und mich lange gewundert warum das Rollenspiel eingestellt wurde obwohl es vor cleveren Ideen überquoll. Dazu gibt es noch etliche witzige Anekdoten und jede Menge Nerdreferenzen. Wer schon einmal ein Rudel Orcs mit einem Ikosaeder vermöbelt hat wird sich in Of Dice and Men so wohl fühlen wie in der ranzigen Kneipe in der klassischerweise alle Abenteuer beginnen und wer nicht sollte umgehend zum nächstgelegenen Nerdstore pilgern und sich ein Startset unter den Nagel reissen.

Mein Leben als Dagobert

In der Autobiographie Mein Leben als Dagobert erzählt Arno Funke von seinem Leben als Kaufhauserpresser in den 90er Jahren des letzen Jahrtausends. Als Rahmenhandlung dient der mehrjährige Gefängnisaufenthalt nach seiner Festnahme, hier reflektiert der Autor auch am meisten. Die Erpressung selbst und vor allem die abgefahrenen Versuche die Polizei bei der Geldübergabe auszutricksen sind rasant und direkt aus der Ich-Perspektive heraus erzählt und werden immer wieder durch Berichte der Fahnder aus den Ermittlungsakten ergänzt. Dabei gibt es immer wieder Anlass zum Schmunzeln, aber auch ein paar dunklere Momente.

Obwohl man ja das Ende kennt, kam zumindest ich nicht umhin mit dem erfindungsreichen Bastelnerd mitzufiebern und für die Nummern mit dem Schienenfahrzeug oder der Streusandkiste muss man einfach anerkennend seinen Hut ziehen. Obendrein erhält man noch einen recht ungeschönten Blick auf den Menschen hinter der Tat und ganz am Schluss gibt es sogar ein Happy End. Ich fand es toll.

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Everything is Bullshit und Fool Moon

In Everything is Bullshit wird einigen seltsamen Märkten nachgewiesen dass bei ihnen etwas im Argen liegt. Der Kunstmarkt beispielsweise, der Weinhandel oder die Verlobungsringindustrie. Leider war das Buch nur halbinteressant, besonders viele Aha-Erlebnisse hatte ich jedenfalls nicht. Oder wärt ihr verwundert wenn ich euch sagen würde dass teure Weine nicht unbedingt besser schmecken müssen als billige ? Also nicht wirklich eine Empfehlung…

Fool Moon, den 2. Teil der Harry Dresden Reihe von John Butcher dagegen fand ich äusserst vergnüglich, vor allem das Finale. Wie man am Titel schon unschwer erkennen kann hat es der sympathische Zauberer diesmal mit Werwölfen zu tun, nichts spektakuläres also aber handwerklich gut geschrieben und durchaus unterhaltsam.

Storm Front

Wie heisst es so schön: die besten Geschichten sind die, die man schon kennt. Storm Front ist der erste Band der Dresden Files von John Butcher, die Hauptperson ist Harry Dresden eine Art Privatdetektiv wie man ihn aus der Crime Noir Fiktion kennt, soweit nichts neues im Bücherregal. Interessant wird die Serie dadurch dass Harry ein Magier ist, und Fälle übernimmt die sich mit arkanem Ungemach befassen. Das ist keine revolutionär neue Idee (The X-Files, Pik-As), aber der Autor beherrscht sein Handwerk, die Figuren sind sympathisch, es gibt ausreichend Action mit Zauberstäben und Handfeuerwaffen, dazu noch eine Prise Humor und etwas Liebelei. Alles nicht besonders tiefschürfend, aber durchwegs unterhaltsam. Und wie es der Zufall so will passt das Szenario perfekt zum derzeitigen Wetter.

Ich gebe mal vier von fünf Sternen und der zweite Band ist auch schon auf dem Wunschzettel. Aufmerksam geworden bin ich auf Storm Front übrigens durch den Spoiler Alert Podcast, in dem allerlei nerdige Bücher besprochen werden und den ich an dieser Stelle auch einmal empfehlen möchte.

Apocalypse Z: The Beginning of the End

Apocalypse Z: The Beginngin of the End ist der Auftakt einer Zombietrilogie vom „spanischen Stephen King“ Manel Loureiro, wobei seltsamerweise das Wort „Zombie“ kein einziges mal im Text vorkommt. Die wandelnden Leichen werden durchgängig als Untote oder Mutanten bezeichnet obwohl von Anfang an klar ist um was für Wesen es sich dabei handelt, konsequenterweise hätte die Serie dann auch Apocalypse M genant werden sollen, aber das verkauft sich vermutlich schlechter.

Der Roman erzählt in Form von Tagebucheinträgen den wilden Ritt des Protagonisten durch das zombifizierte Spanien, wobei als Gegenspieler wie so oft irgendwelche Verbrecher auftreten aber dankenswerterweise nur kurz und auch nur um dem Helden einen Anreiz für seine Handlungen zu bieten. Den geneigten Leser erwartet jede Menge spannende Action mit Blut und Hirnmasse, wer das Genre mag wird nicht enttäuscht sein aber frische Ideen sollte man nicht erwarten. Ich fand das Buch recht gelungen aber leider nicht originell genug um auch die Folgebände zu lesen. Darüber hinaus lässt die Textqualität zumindest in der englischen Ausgabe sehr zu wünschen übrig, es fehlten etliche Bindewörter was mich immer etwas aus dem Lesefluss warf. Als Schulnote ausgedrückt vielleicht eine 3.

Afterparty

In der nahen Zukunft werden Designerdrogen aus dem Netz geladen und mittels ChemJet Druckern vervielfältigt. Numinous ist so eine Droge und ihre Hauptwirkung ist dass der Anwender Gottheiten sieht die ihm absolut real vorkommen. Anstatt aber die Auswirkungen auf eine Gesellschaft zu beschreiben in der jedermann freien Zugang zu jeglichen Rauschmitteln hat, ist Afterparty ein herkömmlicher Thriller ohne große Überraschungen. Statt Smartphone hat man hier einen Smartpen, damit erschöpfen sich aber auch schon die Zukunftsvisionen. Langweilig war das Buch zwar nicht, aber ich erwarte von Science Fiction eben etwas mehr als die üblichen Krimizutaten und war dementsprechend etwas enttäuscht von dem Roman.

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