Die Akte Whitechapel

whitechapelDie Akte Whitechapel ist mehr oder weniger eine gruselige Variante von Scotland Yard. Ein Spieler übernimmt die Rolle von Jack the Ripper im viktorianischen England und versucht vier Nächte hintereinander im Londoner Stadtteil Whitechapel Dirnen zu ermorden, während die übrigen Spieler verzweifelt versuchen ihm das Handwerk zu legen.

Die Regeln sind vergleichsweise simpel: Jack bewegt sich im Verborgenen indem er hinter einem Sichtschirm die Zahl des Feldes notiert auf das er geflohen ist und muss versuchen vor dem Morgengrauen sein Versteck zu erreichen, das er zu Beginn des Spiels festgelegt hat. Die Polizisten versuchen ihn einzukreisen und können in jedem Zug entweder nachfragen ob der Gejagte diese Nacht in einem ihrer Nachbarfelder war oder sie können eine Verhaftung durchführen. Es gibt noch ein paar Sonderregeln, beispielsweise kann Jack Spezialbewegungen durchführen, aber im groben war es das schon.

Das Spiel ist spannend bis zum Schluss, wobei Jack the Ripper naturgemäss den aufregenderen Part hat. Die Detektive müssen langfristig denken und sich strategisch positionieren, denn wo sie die letzte Nacht ihren Dienst beendet haben wirkt sich darauf aus wo sie in der darauffolgenden Nacht die Jagd beginnen. Am Anfang versucht man erst einmal grob die Gegend herauszufinden in der sich das Versteck des Delinquenten befindet um ihn dann später dort stellen zu können, was sich als gar nicht so einfach erweist: bei unserem ersten Versuch haben die Sicherheitsbehörden jedenfalls jämmerlich versagt.

Die Idee ist zwar nicht neu, aber der Flair gefällt mir besser als Scotland Yard und die Ausstattung geht auch in Ordnung. Mir hat’s gefallen und ich freu mich schon darauf mal den Schlitzer zu spielen.

Mr. Robot, True Detective und Game of Atrocities

Mr. Robot fand ich erst einmal interressant weil das Hacken statt der üblichen bizarren Visualisierungen recht realitätsnah dargestellt wird, man sieht tatsächlich Aufrufe auf der Commandline und die verwendete Technologie ist plausibel. Nach etwa der Hälfte der ersten Staffel habe ich dann allerdings etwas die Lust an der Serie verloren, die Handlung schien mir zu vorhersehbar und Elliot, der Hauptcharakter wirkte auf mich nicht besonders aufgeweckt. Einige Wochen später habe ich dann doch noch die restlichen Folgen angesehen und völlig überraschend wurde es immer besser mit einigen Wendungen die ich so beim besten Willen nicht erwartet hätte.

Noch besser fand ich allerdings die erste Staffel von True Detective, es geht um zwei Polizisten der State Police die eine Reihe von okkulten Morden aufklären. Großartig geschauspielert und die Sümpfe von Louisiana sind einfach eine ideale Kulisse für die schauerlichen Moritaten. Am besten fand ich aber dass die Geschichte einen Lovecraftschen Hintergrund hat: es geht um den König in Gelb und Carcosa ! Völlig zurecht eine hochgelobte Serie (im Gegensatz etwa zum überschätzten Breaking Bad).

Und jetzt schau ich gerade die dritte Staffel von Game of Thrones, hauptsächlich um mitreden zu können und die ganzen Meme auf 9gag zu verstehen. Was mich gleich zu Beginn wieder genervt hat war die völlig überzogene Grausamkeit, in den ersten Folgen wird jemandem die Hand abgehackt, einem anderen die Brustwarze abgeschnitten, dem nächsten eine Metallschraube in den Fuss gefoltert und so geht es in einem fort. Dafür mag ich den Vorspann sehr gern und die Storylines sind schon zugegebenermassen sehr packend, mittlerweile habe ich sogar eine Figur gefunden die ich sympathisch finde: Daenerys Targaryen. Die übrigen Protagonisten sind mir nicht besonders ans Herz gewachsen, was aber vielleicht ganz gut so ist bei dem üblen Schicksal das die meisten erleiden müssen.

iZombie

Die schnucklige Liv infiziert sich auf einer ausser Kontrolle geratenen Feier mit dem Zombievirus und fristet fortan ihr Dasein als bleiche Untote in der Pathologie um ohne Aufsehen zu erregen an menschliches Hirn zu gelangen. Immer wenn sie so ein Gehirn verspeist nimmt sie Wesenszüge des ursprünglichen Besitzers an und erlebt Visionen aus dessen jüngsten Vergangenheit. Sie nutzt diese Gabe um die Verbrechen aufzuklären die den Leichen wiederfahren sind, als verbrechensbekämpfender Zombie.

Man merkt der Serie an, dass sie eine Comicverlage hat: alles ist ziemlich überzogen und oft mit einem Augenzwinkern erzählt. Das Geschehen wird von Folge zu Folge immer derber, es beginnt etwa auf Buffy Niveau und am Ende wähnt man sich beinahe bei Dawn of the Dead. Die einzelnen Episoden sind dabei meist abgeschlossene Kriminalfälle, aber es gibt darüberhinaus noch eine größere fortlaufende Geschichte mit sympathischen Verbündeten und finsteren Bösewichten. Wer Zombies mag aber Walking Dead zu nervenaufreibend findet, sollte mit iZombie großen Spass haben.

Welcome to Nightvale

Welcome to Nightvale ist ursprünlich ein zweiwöchentlicher kostenloser Podcast über die namensgebende Stadt in der es nicht mit rechten Dingen zugeht. Einsortieren kann man die Show wohl irgendwo zwischen Akte X und Scooby Doo. Jetzt gibt es auch einen Roman, in dem eine längere zusammenhängende Geschichte erzählt wird. Ich fand die Audioversion gelungen aber nach ein paar Folgen verlor ich das Interesse, beim Roman ging es mir ganz ähnlich: das erste Drittel war unterhaltsam aber dann liess es stark nach und ich habe das Buch nur noch aus Komplettierungsgründen fertig gelesen. Nightvale funktioniert am besten in kleinen Dosen, für mehr fehlt es leider etwas an Tiefe und Eigenständigkeit. Ein, zwei Folgen des Podcasts kann man sich aber getrost mal anhören.

Grave Peril vs Avatar

Grave Peril ist der dritte Roman um den Zauberdetektiv Harry Dresden und für mich der Abschied von der Serie. Zu schablonenhaft zimmert der gute John Butcher hier eine mittelmässige Geschichte zusammen, die Spässchen gelingen nicht so recht und bis auf den Helden bleiben alle Charaktere ausgesprochen blass. Nicht wirklich schlecht, aber halt auch nicht so richtig gut.

Viel besser ist da die Lebenszeit in Avatar: The last Airbender investiert, ein Fantasy Anime über Kung-Fu-Elementarmagier. Zwar ist die Serie eher für Kinder konzipiert, funktioniert aber auch für ältere Semester recht gut weil die Geschichten nicht zu flach und die Protagonisten äusserst sympathisch sind. Die 20 Episoden der ersten Staffel waren jedenfalls nett anzusehen und ich habe mich schon gewundert dass mir die japanische Erzählweise so sanft reinläuft bis ich gemerkt habe dass die Serie aus den USA kommt.

Zombiecide

zombiecideZombiecide ist ein kooperatives Brettspiel für bis zu 6 Spieler und wie man dem Titel unschwer entnehmen kann müssen die Protagonisten Horden von Untoten häckseln um zu überleben. Die Zombies sind langsam und vollkommen berechenbar aber leider auch zahlreich und jede Runde werden es mehr. Um zu gewinnen sind verschiedene Missionen zu erfüllen, so gilt es beispielsweise bestimmte Vorräte zu sammeln und damit das Spielfeld zu verlassen.

Die Regeln sind sehr einfach gehalten und zu Beginn des Spiels wirkt die Aufgabe recht überschaubar aber schon nach ein paar Runden und einigen missglückten Würfelwürfen übt man sich nur noch in Flucht und Schadensbegrenzung, denn gestorben ist man in Zombiecide schnell: 2 Treffer und es ist aus. Obendrein müssen die Spieler auch möglichst leise zu Werke gehen, denn jedes Geräusch lockt die Unholde an. Für erlegte Untote gibt es Erfahrungspunkte und dafür wiederum verbessern sich die Spieler, gleichzeitig werden aber auch die Zombies besser so dass ein Levelaufstieg ein zweifelhaftes Vergnügen ist.

Unsere erste Mission nahm das erwartete Ende: wir wurde überrannt, hatten allerdings mächtig Spass dabei. Das Spielmaterial, insbesondere die Miniaturen sind vortrefflich was bei dem saftigen Preis (~75 €) aber auch so sein sollte. Erwähnenswert ist vielleicht noch dass das Spiel über Kickstarter finanziert wurde und offenbar aus der Ecke der Cool Mini or Not Gemeinde stammt. Die deutsche Übersetzung ist übrigens recht gelungen und wie es sich gehört gibt es schon einige Erweiterungen. Der einzige Makel den ich zu mokieren habe ist, dass die Bodenplatten leicht verrutschen, da hätte ich mir so einen Puzzelteilmechanismus gewünscht. Davon abgesehen: Braaaiiinnnsss !!!

Everything is Bullshit und Fool Moon

In Everything is Bullshit wird einigen seltsamen Märkten nachgewiesen dass bei ihnen etwas im Argen liegt. Der Kunstmarkt beispielsweise, der Weinhandel oder die Verlobungsringindustrie. Leider war das Buch nur halbinteressant, besonders viele Aha-Erlebnisse hatte ich jedenfalls nicht. Oder wärt ihr verwundert wenn ich euch sagen würde dass teure Weine nicht unbedingt besser schmecken müssen als billige ? Also nicht wirklich eine Empfehlung…

Fool Moon, den 2. Teil der Harry Dresden Reihe von John Butcher dagegen fand ich äusserst vergnüglich, vor allem das Finale. Wie man am Titel schon unschwer erkennen kann hat es der sympathische Zauberer diesmal mit Werwölfen zu tun, nichts spektakuläres also aber handwerklich gut geschrieben und durchaus unterhaltsam.

Crime

Wenn ihr auch zu den Leuten gehört, die lieber in den London Dungeon gehen als zu Madame Tussauds und ihr ganz gerne mal einen Blick in den Abgrund werft, könnte Stern Crime etwas für euch sein. Das Heft ist eine düstere Sammlung von Artikeln rund ums Thema Verbrechen, das Titelbild erinnert an Twin Peaks und der Inhalt ist ähnlich gruselig – allerdings mit dem schauerlichen Hintergrund dass alles real ist.

Besonders gefallen hat mir natürlich Arno „Dagobert“ Funkes Miniatur-U-Boot mit dem er eine seiner abgefahrenen Geldübergaben bewerkstelligen wollte. Extrem nerdy auch Frances Glessner Lee, die Tatorte detailversessen als Puppendioramen im Maßstab 1:12 nachbaute, hier kann man einige davon bestaunen. Genutzt werden diese Nutshells offenbar heute noch um Forensiker auszubilden.

Allerdings sind die im Heft geschilderten Verbrechen teils schon recht garstig, vor allem wenn sie nicht aufgeklärt wurden. Fazit: eine zweifellos spannende Lektüre, die einem aber auch aufs Gemüt schlagen kann.