Metal Evolution

In der Dokumentation Metal Evolution beleuchtet Sam Dunn (Metal: A Headbanger’s Journey) die Entwicklung des Heavy Metal und wie sich die verschiedenen Subgenres daraus geformt haben. Hauptsächlich gibt es Interviews zu sehen, immer garniert mit Ausschnitten aus Musikvideos und Liveauftritten der besprochenen Bands.

Die Folgen sind recht unterhaltsam, in den Gesprächen mit den Musikern wird viel interessantes und witziges geboten und obwohl ich dem Zirkus jetzt schon über ein Vierteljahrhundert folge gab es für mich ein paar überraschende Erkenntnisse (zB. dass mir Disturbed als einzige Nu Metal Band gefällt, weil der Gesang nicht vom Hip Hop sondern vom Raggae beeinflusst ist, das war mir einfach nicht bewusst). Geärgert hat mich aber natürlich auch etliches, am schlimmsten fand ich dass die wichtigsten Genres überhaupt nicht behandelt wurden: Death Metal, Black Metal und mein Favorit Doom Metal. Das ist schon ziemlich peinlich, auch dass Sam noch nie etwas von Power Metal gehört hatte spricht nicht gerade für seine Expertise. Grunge ist natürlich kein Metal und Nightwish ist wohl eher Gothic Metal als Power Metal, noch eine Spielart die übergangen wurde so wie Metalcore, Grindcore, Djent, Viking Metal, Folk Metal und der allseits beliebte Epic Symphonic Hollywood Metal. Aber sich darüber aufzuregen ist natürlich auch ein integraler Bestandteil der Stromgitarrenmusik und eins kann man der Serie nun wirklich nicht absprechen: sie macht Spass.

Meine Highlights: Joey „I would die for Metal“ DiMayo sagt das Interview ab, Lars Ulrich windet sich wie ein Aal bei der Frage ob Metallicas Stilwechsel Verrat an den Fans war (ja), die irre Hühnergeschichte von Alice Cooper, Screaming Jay Hawkins, die Gitarrensoli von Dragonforce (abartig), und das ekelhafteste das je das Licht der Welt erblickt hat: Glam.

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Yps 3/2013 mit Gimmick 1261

Seit einiger Zeit wurde Yps wieder ausgegraben und als 80er/90er Nostalgiezeitschrift neu aufgelegt. Ich habe das Heft früher ganz gern gelesen, vor allem wegen der Gimmicks die aber meistens ziemlicher Schrott waren. So auch bei der neuen Ausgabe, es liegt ein Brotzeitbrett bei das wie ein iPad gestaltet ist. Die Idee ist etwas ausgelutscht und die Umsetzung macht einen so minderwertigen Eindruck dass es sofort im Plastikmüll landete, das hat mich schon mal an die 80er erinnert ;-)

Das Heft besteht aus Artikeln und Comics, letztere fand ich mittelmässig bis fad aber auch das war schon früher so. Die Artikel sind teils recht interessant, teils völlig an meinem Geschmack vorbei. Super fand ich die Geschichte über einen Nerd der in seinem Keller eine Geisterbahn mit motorisierter Gondel gebastelt hat, die es auf unglaubliche 7 Minuten Fahrtzeit bringt. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Bilder und Infos gewünscht, aber auch so war ich schwer begeistert. Gefreut habe ich mich auch über das Interview mit Oliver Rohrbeck (Justus Jonas von den drei Fragezeichen), aber das war leider so kurz dass ich nicht wirklich neues erfahren habe. Es findet sich noch ein Artikel über Geocaching, in dem das Hobby detailliert und gewissenhaft beschrieben wird, aber auch total emotionslos: der Text liest sich wie ein Auszug aus der Wikipedia. Sehr gelungen fand ich dagegen, dass alte Gimmicks vorgestellt wurden – das weckte wohlige Erinnerungen.

Das waren die guten Seiten, der Rest hat mich weniger angesprochen: eine kurze Geschichte der tragbaren Spielkonsolen (ok, aber das können andere Magazine besser), eine Anleitung wie man den Rubickwürfel löst (hatte nie einen), alte Autos und Paninifussballerbildchen (gähn). Deprimierend fand ich auch das Interview mit Norbert Hinze, dem ehemaligen Chefredakteur von Yps der als verbitterter alter Mann rüberkommt.

Fazit: für 5,90 € ist das alles etwas dünn, wobei ich zugeben muss dass mein Urteil milder ausgefallen wäre wenn das Gimmick besser gewesen wäre, so wie in den letzten Ausgaben (Urzeitkrebse, Solarzeppelin).

Wochenendkrieger

In den wilden Tagen meiner Jugend habe ich mich unter anderem mit Liverollenspielen bespasst, allerdings nicht so wahnsinnig intensiv. Ich nahm tatsächlich mal an einem Fantasycon teil und habe ein handvoll kleinere Shadowrunabenteuer und zwei Cthulhu- / Krimiabende veranstaltet, aber so richtig tief bin ich nie in die Materie eingetaucht. Zum einen weil es in den Anfangstagen sehr teuer und aufwändig war sich standesgemäss auszustatten, hauptsächlich aber weil ich ein schrecklicher Rollenspieler bin – mir liegt das Organisieren und Inszenieren einfach viel mehr als mit ganzer Seele einen Charakter zu verkörpern. Bei Stift und Zettelrollenspielen war ich dementsprechend stets lieber Spielleiter als Held. Nichtsdesdotrotz finde ich diese LARP-Welt ausgesprochen faszinierend.

In der Dokumentation Wochenendkrieger wird das Hobby bombastisch in Szene gesetzt. Es ist eine Mischung aus Interviews und Szenen aus verschiedenen Veranstaltungen, wir sehen wie die Protagonisten sich im echten Leben geben und die Verwandlung in ihre Alter Egos, dabei beeindruckt vor allem die Leidenschaft und Hingabe mit der sie ihre Rollen verkörpern. Zwei mal hatte ich Gänsehaut: bei dem Geschrei der Bansees (die Herrin der Leere und ihr Gefolge) und bei der Szene in der das Feldlazarett gezeigt wurde, wo die schrecklichsten Wunden mit mittelalterlicher Methodik behandelt wurden (Stichwort: Beissholz). An der zauberhaften Elfenkönigin konnte ich mich kaum sattsehen und die schwarzen Augen der Banshee fand ich ziemlich verstörend. Die Festung sah schon arg improvisiert aus, aber die Kostüme aller Teilnehmer waren durch die Bank prächtig anzusehen.

Wenn ihr euch auch nur ein Quentchen für Liverollenspiele interessiert, dann schaut euch den Film unbedingt an. Leider läuft er fast nirgends und dort zu ungebührlichen Zeiten, aber ich denke man wird ihn in einiger Zeit auch auf Arte sehen können. Sehr anregend.

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