Panzerschokolade und Comixology

Panzerschokolade ist nicht nur das Methamphetamin mit dem sich die Wehrmacht gedopt hat sondern auch das erste Buch von Rep Rachel, die sonst bei Farin Urlaub Racing Team trommelt. Es ist ein Roman mit autobiographischen Zügen und handelt von den Irrungen und Wirrungen die man als Musikerin so erlebt: ständig in Geldnöten, von einem Überbrückungsjob zum nächsten, dann mal eben zu Rock am Ring und dabei immer umgeben von skurrilen Mitmenschen. Das ganze ist auffallend gefällig geschrieben und durchaus unterhaltsam, aber verglichen mit The Dirt etwas harmlos. Hat mir trotzdem sehr gefallen.

Dann habe ich mich nach Jahren der Enthaltsamkeit endlich wieder der sequenziellen Kunst gewidmet. Auslöser war das neue Spirou Album das demnächst erscheint, gezeichnet von Flix, dem ersten Landsmann dem die Ehre zu Teil wird einen Band der berühmten franko-belgischen Serie zu fabrizieren. Mein Hauptproblem mit gedruckten Comics ist ja, dass ich nicht meine Wohnung vollstopfen möchte. Ich habe ein bisschen damit experimentiert am Computer zu lesen, aber das war irgendwie nicht befriedigend. Jetzt habe ich allerdings eine prima Lösung gefunden: ein iPad mit der Comixology app.

Man bekommt Tablets ja mittlerweile in Größen, die einer Albumseite entsprechen und die App hat einen Lesemodus namens „Guided View“, mit dem man sich extrem geschmeidig von Panel zu Panel hangeln kann. Als erstes habe ich mir 18 Bände von Thorgal (auf englisch) rausgelassen, jeder Band enthält offenbar 2 Alben und dazu waren sie auch noch reduziert. Gezahlt habe ich knapp 50 €, würde man sie als Hardcover kaufen, müsste man so etwa das zehnfache berappen. Und da Comixology von Amazon geschluckt wurde, kann man davon ausgehen dass die Firma nicht plötzlich verschwindet und man dann nicht mehr an seine digitalen Inhalte herankommt. Manche Comics kann man sogar als PDF herunterladen um sie zu archivieren, Thorgal aber leider nicht.

Ich bin jedenfalls sehr glücklich damit, würde mir aber wünschen dass Comixology mit der Amazon Website verschmilzt und DRM Freiheit wäre natürlich toll, aber dafür sind die Verlage wohl zu paranoid.

Knightmare und The Darkening Age

Auf Netflix gibt es mit Screenland eine sehenswerte Dokuserie über Spiele und da wurde unter anderem die großartige britische Fernsehserie Knightmare vorgestellt. Aus heutiger Sicht wirkt das natürlich arg antiquiert, jedes Handy kann mittlerweile bessere virtuelle Welten generieren als hier gezeigt werden und der Moderator nervt etwas und dennoch fand ich die Dreiviertelstunde im verlinkten Video äusserst unterhaltsam. Es ist eine Art Dungeon-Crawl, bei dem der blinde Held (er trägt einen undurchsichtigen Helm) von 3 Mitspielern durch das Abenteuer geleitet wird. Technisch gesehen ist der Dungeon ein Greenscreen in dem allerlei Schauspieler die Monster und NPCs darstellen und es müssen etliche Rätsel gelöst werden um zu bestehen. Sehr spassig.

Weniger spassig, dafür recht erhellend war die Lektüre von The Darkening Age, ein Buch darüber wie das frühe Christentum unnachgiebig und ausgesprochen barbarisch gegen die bestehenden Religionen und Philosophien vorging. Die Palette an Abscheulichkeiten passt dabei recht wenig zu der Hippie-haften Haltung des neuen Testaments, es war das gute alte „Ich bin ein eifersüchtiger Gott“ das die Anhänger der jungen Sekte zu solch maßloser Vernichtung von Kultur antrieb. Finster. Man sollte das im Hinterkopf haben wenn mal wieder ein antiker Tempel von Fanatikern weggesprengt wird: nichts Neues unter der Sonne.

Thomas Glavinic vs Preston & Child

In Die Arbeit der Nacht von Thomas Glavinic wird mit einfachen sprachlichen Mitteln ein Entvölkerungsszenario beschrieben: Jonas ist offenbar allein auf der Welt, alle Menschen sind weg. Die Ursache erfährt der Leser erst einmal nicht, Zombies sind jedenfalls nicht schuld. Er versucht sich im leeren Wien zurechtzufinden und kämpft schon bald mit paranoiden Gefühlen. Verzweifelt versucht Jonas die Situation fassbar zu machen, etwa indem er sich selbst filmt aber ausser ihm ist da nur der Schläfer und der scheint etwas im Schilde zu führen.

Mein Hauptkritikpunkt neben den schmucklosen kurzen Sätzen ist die Langatmigkeit des Erzählten: die Geschichte hätte man locker auch in der Hälfte der Seiten erzählen können ohne dass etwas verloren gegangen wäre. Das letzte Drittel war schon ein bisserl zäh zu lesen und am Ende lässt einen der Roman ziemlich ratlos zurück. Auf der anderen Seite ist es natürlich nett, wenn man nach dem Lesen noch eine Weile grübeln kann. Schulnote 3+ vielleicht.

Ganz anders dagegen der neue Special Agent Pendergast Thriller von Preston & Child: schon nach dem ersten Kapitel war ich dermassen angefixt, dass ich City of Endless Night praktisch an einem Tag weggeschmökert habe. Die beiden können einfach extrem spannend erzählen, da stört es dann auch nicht wenn große Ideen fehlen und alles ein wenig vorhersehbar ist. Und wenn’s dann noch eine kleine Zugabe hinterher sein soll, bietet sich die Kurzgeschichte Gone Fishing an. Ist halt Fast Food Literatur, aber eben auch ausgesprochen unterhaltsam. Diese Runde geht jedenfalls klar an die beiden Amerikaner.

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Population Wars, Robert Langdon, Brennerova, Was man von hier aus sehen kann, Bad for you

Bei meiner lausigen Blogfrequenz sammelt sich mittlerweile immer ein ziemlicher Stapel an und bevor er unter seinem eigenen Gewicht kollabiert, arbeite ich hier mal die Bücher ab die ich in letzter Zeit so gelesen habe.

Von Dan Brown kannte ich nur das Hörbuch Illuminatus und weil man ab und an auch mal populären Lesestoff aufsaugen muss um nicht gänzlich dem Nerdismus zu verfallen habe ich mir die ersten beiden Bücher der Robert Langdon Reihe ausgesucht. Dabei bin ich dann mal wieder auf die unsägliche Manie deutscher Verlage reingefallen den Titel von Büchern aufs Geratewohl zu ändern, denn Angels & Demons wurde auf deutsch eben Illuminatus genannt, so dass ich das erste Buch bereits kannte. Es war trotzdem unterhaltsam weil ich mich an die Details nicht mehr so recht entsinnen konnte, aber dennoch: lasst das mal bitte bleiben, werte Übersetzer. Der zweite Teil (The da Vinci Code) kam mir dann auch irgendwie vertraut vor und zwar weil ich in den 80ern mal Der heilige Gral und seine Erben gelesen habe. Aber auch den fand ich unterhaltsam, meistens ist ja doch was dran wenn etwas so populär ist wie die Romane von Dan Brown.

Dann kam Was man von hier aus sehen kann dran, eine wunderschöne Geschichte über eine Hand voll Dorfbewohner und deren Leben, Lieben und Leiden. Wenn ihr das lesen wollt, solltet ihr gleich eine Familienpackung Taschentücher dazu besorgen, denn es ist zwar herzerwärmend aber gleichzeitig auch furchtbar traurig.

Um die Stimmung danach wieder zu nivellieren fiel die Wahl auf Brennerova von Wolf Haas, die Krimis des Österreichers sind einfach immer eine Wohltat. Zwei hintereinander wären des rustikalen Schreibstils halber zu viel des guten aber für ein paar Stunden Dauergrinsen taugen die Brenner Geschichten allemahl. Und die Verfilmungen mit Josef Hader sind eh Kult.

Dann habe ich mir noch Bad for You eingefahren, darin geht es um den endlosen Kampf der ältern Generation gegen die Kultur der jüngeren. Wenig überraschend hielten die Alten den Nachwuchs schon seit Anbeginn der Zeit für verderbte Taugenichtse und je konservativer die Ansichten desto rigider der Widerstand gegen alles was neu ist und Spass macht. Wenn ihr also das nächste mal einen Artikel seht mit der Überschrift „Smartphones machen dumm“ oder so, wisst ihr ja was ihr davon zu halten habt. Dafür muss man aber Bad for You nicht wriklich gelesen haben und die Illustrationen darin sind auch eher aus unbegabter Hand.

Zuletzt noch Population Wars von Greg Graffin, seines Zeichens Sänger und Songwriter von Bad Religion. Hier schreibt er darüber dass der Mensch sich als Verwalter des Planeten und seiner Bewohner verstehen sollte und untermauert das mit etlichen Einsichten aus der Biologie. Das Kapitel über die Konflikte mit den Indianern fand ich wenig interessant aber daneben gab es etliche kleinere Einsichten zu gewinnen, wie beispielsweise dass Viren zu leicht sind um je auf den Boden zu sinken. Denkt da mal dran wenn ihr das nächste mal in die Ubahn steigt.

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Hooked und PvZ Heroes

Hooked: How to Build Habit-Forming Products von Nir Eyal ist ein Buch das erklärt wie man Anwendungen baut die ihre Benutzung zur Gewohnheit macht. Das erstrebte Ziel wäre dann etwas wie Twitter oder Facebook, das zigfach am Tag aus einem Habitus heraus aufgerufen wird und irgendwann ein so essentieller Teil der täglichen Routine wird wie die morgentliche Dusche. Im Grunde lässt sich das Rezept so zusammenfassen: Trigger -> Aktion -> Variable Belohnung -> Investition.

Das ist interessant und gruselig zugleich, wenn man merkt wir sehr einen kleine Programme mit einfachsten Tricks in Beschlag nehmen. Mein Favorit wäre da Plants vs Zobies: Heroes.

Das ist ein extrem geschmeidiges Handygame, eine Art Sammelkartenspiel das sich leicht auf dem kleinen Display spielen lässt und trotzdem genug Tiefe hat um auch länger Spass zu machen. Das Kartenspiel selbst ist gelungen, man kann Helden und Karten sammeln, es gibt tägliche Questen, einen Mehrspielermodus und natürlich die unvermeidlichen Minitransaktionen. Bemerkenswert ist wie gut die Usability ist und wie robust alles funktioniert. Ich glaube ich hatte noch keinen einzigen Crash (wenn man das mit Pokémon Go vergleicht…).

Wenn man kein Geld investieren möchte, kann man ein tägliches Kontingent an Werbung sehen, dafür wird man dann mit Kristallen belohnt. Auf die Weise kann man jede Woche einen neuen Helden freischalten, wenn man keine Ambitionen hat zur Weltspitze zu gehören sondern nur jeden Tag ne halbe Stunde ein solides Sammelkartenspiel zocken mag ist PvZH wirklich grandios. Besonders mag ich diese Puzzlemissionen wo man eine knifflige Spielsituation lösen muss. Und mein liebstes Deck sind Imp Piraten, die Combo die einen Karten ziehen lässt ist einfach großartig.

Metal Heroes and the Fate of Rock

Metal Heroes and the Fate of Rock ist ein Abenteuer Spielbuch, das völlig atypisch nicht in einer Fantasywelt angesiedelt ist. Stattdessen entscheidet der geneigte Leser über das Schicksal einer Heavy Metal Band, von deren stümperhaften Anfangstagen bis zum weltweiten Phänomen. Wie gewohnt entscheidet man sich bei welchem der nummerierten Abschnitte man weiterlesen mag, wer so etwas nicht kennt – es sieht etwa so aus:

1 Du kannst nach rechts oder links gehen, falls du rechts gehst lies bei 2 weiter, sonst lies bei 3 weiter.

2 Du bist nach rechts gegangen

3 Du bist nach links gegangen usw.

Vermutlich muss man sich im Metal Kosmos zuhause fühlen, um das Buch geniessen zu können aber für Freunde harter Gitarrenklänge kann ich es echt uneingeschränkt empfehlen. Und zwar als Papierbuch, weil man recht viel darin notieren muss. Das ist auch gleichzeitig mein einziger Kritikpunkt: es ist schon ein bisserl anstrengend wenn man gefühlt bei jedem dritten Abschnitt Notizen machen muss, aber wer hat je behauptet eine Band zu managen wäre ein Kindergeburtstag ?

Neben den üblichen Wahlmöglichkeiten und Würfeleien (Konzerte sind quasi die Kämpfe) gibt es noch etliche ungewöhnliche Aufgaben, so muss man manchmal etwas in einem Wimmelbild suchen oder mal eine Frage zu einem Song auf der beigelegten CD beantworten.

Sehr fein das Ganze, ich habe so etwa 10 Stunden gebraucht um es durchzuzocken. Übrigens: die wohl bekannteste Abenteuer Spielbuch Reihe, Einsamer Wolf kann man kostenlos online spielen oder offline als PDF.

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American Kingpin, Statusmeldungen, Was auf dem Spiel steht

Das Beste zuerst: American Kingpin erzählt spannend und detailliert die Geschichte um das Online Drogenkaufhaus Silk Road. Ross Ulbricht, ein smarter Texaner mit extrem libertären Ansichten schuf das Darknetimperium indem er sich sowohl das Programmieren als auch das Management selbst beibrachte und man könnte ihn fast sympathisch finden, wären da nicht die Morde die er in Auftrag gab um sich und die Plattform zu schützen. Aber lest selbst, es lohnt sich. Vor allem wegen der erschreckenden Erkenntnis dass selbst wenn man sich noch so vorsichtig im Netz bewegt, man hinterlässt unauslöschliche Spuren die bei entsprechender Auswertung praktisch das komplette Leben offen legen. Es ist halt das Überwachungs-Kamera-Dilemma: auf der einen Seite schön, dass man die Bösewichter erwischt, auf der anderen Seite mehr als gruselig.

Für das fluffige Amüsement zwischendurch kann ich das neueste Buch von Stephanie Sargnagel empfehlen, Statusmeldungen ist wie gewohnt zum Brüllen komisch wenn auch  leider nicht mehr ganz so derb wie in den Texten zuvor. Mein Lieblingssatz ist der hier:

Ein Margaretengürteljunkie zum anderen: «Herst, i foa sicha ned ohne Tschick ins Spitoi!»

Und dann habe ich kürzlich noch Was auf dem Spiel steht von Philipp Blom gelesen, das ist ein bisserl eine Bestandsaufnahme der Verfassung in der sich die Welt gerade befindet und mit was man in nähester Zukunft wohl so alles rechnen muss. Kurz zusammengefasst: Zukunft sollte vermieden werden…

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I am Ozzy, Black Sabbath und das magische Keilkissen

Irgendwie habe ich ein Faible für Autobiographien entwickelt und nach dieser Ameisenschnief-Anekdote in The Dirt ist jene von Ozzy Osbourne ganz oben auf meiner Leseliste gelandet. Es sind schon reichlich skurrile Geschichten die der Prince of Darkness zu erzählen hat und die bekannteste, als er einer lebendigen Fledermaus den Kopf abgebissen hat ist tatsächlich eher von der harmlosen Sorte. Das Buch pendelt zwischen Schelmenroman im Rock’n’Roll Zirkus und tragischem Junkiemelodram, man wundert sich ganz wie der Autor wie zur Hölle er diesen ausschweifenden Lebensstil so lange überlebt hat. Zeitlich geht es von den Anfängen von Black Sabbath Ende der 60er bis in die 2000er mit der Osbournes  Reality TV Serie auf MTV. Äusserst vergnüglich.

Nebenbei habe ich mich durch alle Black Sabbath Alben mit Ozzy gehört und dabei etliches formidables Liedgut jenseits von Paranoid und Iron Man wiederentdeckt. Den Chorus von Gipsy finde ich beispielsweise großartig und das Riff von Sweet Leaf summe ich schon tagelang vor mich hin, dass die Musik und auch das Image nach beinahe 50 Jahren immer noch so gut funktionieren ist schon beeindruckend.

Ach und einen Tipp noch falls ihr gern im Bett lest und stundenlang am Kissen rumfrickeln müsst bis es endlich bequem ist: probiert mal so ein Keilkissen aus, das ist so ein unfassbarer Komfortgewinn, kaum zu glauben dass ich je ohne zurechtgekommen bin.