Lowest Level Reincarnation, Science 1994 und Go to Prison

Erinnert sich noch jemand an Jingo De Lunch ? Ich war nie der größte Fan der Band, mochte aber die Stimme der Sängerin ganz gern und als ich las dass Yvonne Ducksworth mittlerweile krachigen Sludge fabriziert war ich zu neugierig um Treedeon einfach ungehört passieren zu lassen. Das Album ist ein garstiger, zähflüssiger Riffmonolith mit überwiegend gebrüllten Vocals aber ab und an dringt auch mal eine Gesangslinie durch und in diesen Momenten kann man sich (mit etwas Mühe) tatsächlich an Jingo de Lunch erinnern.

Vor ein paar Jahren hat mir mal ein Pärchen auf einem Fest von der Band Indian Summer vorgeschwärmt und neulich blubberte das völlig unerwartet in meinem Hirn wieder hoch worauf ich mir das Science 1994 Album einverleibt habe. Dargeboten wird Emocore, die Songs pendeln zwischen Dissonanz und Harmonie, der Gesang zwischen klagendem Geschrei und sanftem Gemurmel. Ich kann nicht genau sagen was mich an dem Album so fasziniert, es hat einfach etwas magisches, unwiderstehliches und ich verstehe gut warum die Band trotz ihres kurzen Daseins einen so großen Eindruck hinterliess.

Und das beste zum Schluss: The Pears aus New Orleans haben mit Go to Prison mal eben ein Hardcore / Punk Spektakel der absoluten Spitzenklasse abgeliefert. In 22 Minuten knüppelt sich das Quartett durch räudige Hardcoreparts die immer durchsetzt sind mit ohrenumschmeichelnden Poppunkpassagen. Mittlerweile haben die Burschen bei Fat Wreck unterschrieben und ich kann die nächste Veröffentlichung kaum erwarten – von einem Konzert mal ganz abgesehen. Glorreiches Hörfutter !

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The Day is my Enemy, Einhornkostüme und TV Tropes

The Prodigy haben ein neues Album namens „The Day is my Enemy“ veröffentlicht, und irgendwie geht es mir damit wie mit Bad Religion: erst große Vorfreude, dann etwas Enttäuschung ob der mangelnden Innovation und am Ende dann Erleichterung dass alles so ist wie gewohnt und geliebt. Mein Favorit: Invisible Sun, aber das kann sich noch ändern. Unbedingt ansehen solltet ihr das Stop-Motion Video zu Wild Frontier.

Dann habe ich noch einen bizarren Shop vom Soulstar empfohlen bekommen: Archie McPhee, wo Dinge feilgeboten werden wie Wasabi Zahnpasta, ein Einhornkostüm für die Hand oder C’thuloider Weihnachtsschmuck. Phantastisch !

Und zuletzt noch das TV Tropes Wiki, hier findet man unzählige Klischees aus Film und Fernsehen, immer mit einem schmissigen Namen, einer Erläuterung und passenden Beispielen. Also etwa „Always a Bigger Fish“: Unsere Helden finden sich von einem furchterregenden Biest in die Ecke gedrängt und werden von einem noch schrecklicheren Monster gerettet. Wunderschön zum herumstöbern und schmunzeln.

John Coffey und IRØN WOLF

Gestern war ich auf meinem ersten Konzert dieses Jahr und es begann leider etwas durchwachsen: IRØN WOLF spielten unauffälligen Sludge mit seltsam unpassendem Krächzgesang und man merkte dem Fronter an dass er sich nicht so richtig wohl fühlte. Dafür waren John Coffey dann absolut großartig.

John Coffey

Die Niederländer haben nicht nur gerockt wie die Berserker sondern sind auch charmante Entertainer. Vom Feinsten. Natürlich habe ich mir auch ein Laiberl gegönnt, blöderweise sind die Ärmel des Longsleeves gute 10cm zu kurz. Nachdem mir T-shirts aber eh lieber sind bringe ich das Teil mal zum Schneider, etwas ärgerlich aber was soll’s.

Update: hier noch das Shirt das mal ein NotLongEnoughSleeve war:

eaglechasingflies

CS:GO schon wieder und ein wenig Musik

Ich finde CS:GO ist kein besonders gutes Spiel um auf öffentlichen Servern zu zocken, es ist aber äusserst unterhaltsam sich die Spiele der eSport Profis anzusehen. Schaut euch mal fnatic gegen die Ninjas in Pyjamas bei der ESL One in Katowice an, ein unglaublich spannendes Match. Dass Counterstrike nur vergleichsweise wenig Spielelemente enthält macht das Spielgeschehen überschaubar, im Gegensatz zu einem TF2 Highlander Match mit 18 kunterbunten Spielern, die auch noch alle unterschiedlich ausgerüstet sind. Großartige Unterhaltung jedenfalls, aber man muss wohl ein paar Stunden gespielt haben um die Karten zu kennen. Aber das sollte man sowieso getan haben wenn man sich für Pixelkultur interessiert.

Meine Ohren malträtiere ich gerade mit Firegod von Gorilla Monsoon, die Dresdner spielen doomigen Stonerrock mit rauem aber melodischen Gesang, ein bisschen wie Orange Goblin. Euch erwarten überlange Songs mit bleischweren Riffs in Zeitlupentempo und einer gesunden Portion augenzwinkernden Humors. Am besten gefällt mir gerade „Law of the Riff“.

Und dann wäre da noch Chapter and Verse von Funeral for A Friend aus Wales, mitsingbarer Posthardcore mit recht metallischem Drumming. Anspieltipp: Pencil Pusher. Ein paar lauwarme Nummern sind leider auch auf dem Album, das akkustikgeklampfte Brother etwa. Trotzdem eine klare Empfehlung.

Labyrinth, Anubis und Valley of the Snake

Neulich habe ich bei Youtube nach Drumcovers von Nile Stücken gesucht (macht das mal, es ist wirklich mehr als beeindruckend zu was der menschliche Körper in der Lage ist), dabei bin ich über einen Track von Fleshgod Apocalypse gestolpert der mich dermassen weggeblasen hat dass ich mir gleich das Labyrinth Album rausgelassen habe. Die Römer spielen technischen Death Metal mit symphonischen Elementen, Rondò Veneziano trifft Nile oder so ähnlich. Leider verdrängen die klassischen Instrumente etwas die Gitarren, aber ich achte sowieso hauptsächlich auf den Schlagzeuger.

Um die Ohren danach zu entspannen eignen sich die beiden Stücke die Lucifer gerade veröffentlicht haben, die Nachfolgeband von The Oath mit freundlicher Unterstützung von Gaz Jennings (Cathedral, Death Penalty). Entspannter 70er Doom mit glasklarem weiblichen Gesang, da bin ich schon gespannt auf das Debutalbum.

Apropos entspannter Doom: wenn ihr Uncle Acid and the Deadbeats mögt, hört euch mal Ruby the Hatchet’s Valley of the Snake an. Die Combo aus Philadelphia spielt beinahe den gleichen Stil und wenn es nach mir geht kann es von dieser Art Musik nie genug geben und wer da wen kopiert ist mir egal solange die Qualität passt.

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The Great News

Die Niederländer John Coffey in ein Genre einzuordnen ist nicht ganz leicht, bei mir landen sie wie Kvelertak und Only Crime einfach unter Hardcore / Punk. Ihr neues Album The Great News ist am Anfang etwas sperrig, aber schon nach ein paar Durchgängen bohrt es sich tief in die Hörrinde, lediglich das seltsame Trompetenstück „Jean Trompette“ lag mir etwas schräg im Ohr. Ich finde den Klang von Blechblasinstrumenten einfach unerträglich, schlimmer wäre nur ein Saxofon gewesen. Also gleich in den digitalen Orkus mit dem Stück und dafür lieber ein paar mal öfter das großartige „Relief“ hören. Töfte !

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The Other F Word / Sound It Out

Heute möchte ich mal zwei melancholische Filme empfehlen die das Musikbusiness aus ungewöhnlichen Perspektiven beleuchten. In The Other F Word geht es darum wie die alternden kalifornischen Punks damit umgehen Väter zu sein. Können ganzkörpertätowierte anarchistische Drogies mit bunten Haaren gute Eltern sein ? Insbesondere wenn sie den grössten Teil des Jahres in aller Herren Länder unterwegs sein müssen weil Bands schon lange nicht mehr an Plattenverkäufen verdienen ? Im Mittelpunkt steht Jim Lindberg von Pennywise, der die Band nach 20 Jahren verlässt um sich besser um seine Familie kümmern zu können. Darüberhinaus gibt es tiefe Einblicke ins Elterndasein von Fat Mike, Flea, Tony Adolescent, Brett Gurewitz, Greg Hetson, Tim McIlrath, Tony Hawks und vielen anderen. Herzerwärmend.

Die zweite Dokumentation die ich euch ans Herz legen möchte heisst Sound It Out und erzählt vom letzten Plattenladen einer Kleinstadt im Nordosten Englands. Es geht um Musikliebhaber und Sammler und deren Angst um das Fortbestehen ihres Ladens, der ja weit mehr ist als nur ein Geschäft in dem Tonträger feilgeboten werden. Man frägt sich unweigerlich was aus den gescheiterten Existenzen werden soll, für die das Sound It Out ein sicherer Hafen in ihrem stürmischen Leben war. Ich fand den Film ziemlich deprimierend, vor allem weil ich nicht glaube dass es einen Ausweg für die Plattenläden gibt denn auch das Vinylrevival wird sie nicht vor dem Untergang retten. Und ich bin ja selbst nicht unschuldig, denn ich kaufe mir Musik und Merchandise ja auch beinahe ausschliesslich im Netz. Auf der anderen Seite gab es aber nie mehr Auswahl und es war nie leichter neue Musik zu entdecken. Ich denke das verschiebt sich einfach alles in die Virtualität, traurig bloss für diejenigen die zurückbleiben.

The Black Box und BAD_COMMAND

Neulich bin ich beim Stöbern nach interessanter elektronischer Musik auf Aivi & Surasshu gestossen, angezogen hat mich zunächst einmal das Cover im Stil frankobelgischer Comics und die Tatsache dass zum Album noch eine Bildergeschichte dargeboten wird. Letztere fand ich nicht so richtig lesenswert aber die Musik ist dafür umso spannender: Jazziges Piano trifft auf Chiptunes ! So stelle ich mir die Hintergrundbeschallung einer Bar auf einer Mondbasis vor.

Und um den Kreislauf danach wieder in Schwung zu bekommen empfehle ich BAD_COMMAND von Bandetto. Ein fröhliches Breakcore / Gabber Album das müde Knochen durchschüttelt und zum hektischen Zappeln anregt. Übrigens, der perfekte Ort um diese Art Musik zu hören ist meines Erachtens nach eine Hüpfburg.

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