In dem Roman Ausgebrannt beschreibt Andreas Eschbach was in unserer Welt passiert wenn das Öl knapp wird. Das Buch wird etwas irreführend als Thriller vermarktet, die Spannung kommt nämlich nicht dadurch zustande dass die Protagonisten ständig in Lebensgefahr sind sondern durch die deprimierenden Konsequenzen die sich ergeben wenn das schwarze Gold sich dem Ende zuneigt. Die Fakten sind gut recherchiert und das Szenario ist ausgesprochen glaubhaft skizziert, man kann Ausgebrannt beinahe als eine Mischung aus Fachbuch und Prosa bezeichnen: in die Handlung sind allerlei wissenswerte Infohäppchen zum Thema Öl und wie sich die Menschheit seit Jahrzehnten darum balgt eingestreut. In den Kapiteln springt der Autor etwas wüst durch die Zeit, das fand ich etwas konfus aber das war vermutlich notwendig um die Zusammenhänge klar zu machen. Gegen Ende war es mir fast ein bisschen zu schwarzmalerisch, aber immer noch durchwegs plausibel. Wenn ihr also Lust auf etwas Endzeitstimmung habt, kann ich euch Ausgebrannt empfehlen aber erwartet wie gesagt keinen aktionsgeladenen Thriller sondern eher eine Fallstudie die mit einer lesenswerten Geschichte verwoben ist.
Archiv der Kategorie: Buch
Pariah
Auf Dan Abnett ist einfach Verlass. Nach der Eisenhorn und der Ravenor Trilogie hat der Brite jetzt die Bequin Trilogie mit dem ersten Teil Pariah eröffnet. Es geht um die namensgebende Alizebeth Bequin, welche die Fähigkeit hat Psikräfte in ihrer näheren Umgebung zu blockieren. Diese seltene genetische Absonderlichkeit ist natürlich eine wertvolle Waffe im Kampf der Inquisition gegen die Häresie und es dauert nicht lange bis Alizebeth in den Mahlstrom zwischen dem Chaos und den einst verbündeten Inquisitoren Eisenhorn und Ravenor gerät, die mittlerweile zu Feinden geworden sind. Pariah ist wie vom Autor gewohnt ein spannender Science-Fantasy Leseschmaus, leider wird die Fortsetzung noch etwas auf sich warten lassen. Um die Zeit zu überbrücken gibt es allerdings noch Perihelion, eine Kurzgeschichte über die Rivalität der beiden Inquisitoren.
Die Analphabetin, die rechnen konnte
Das Debutwerk von Jonas Jonasson hat mir großen Spass bereitet, da habe ich bei seinem zweiten Roman Die Analphabetin, die rechnen konnte tatsächlich gleich am Erscheinungstag zugegriffen. In dem Buch erzählt der Autor eine schelmische Geschichte über eine Südafrikanerin, die allerlei skurrile Abenteuer erlebt und dabei einige bekannte Personen aus der Zeitgeschichte trifft. Ich nehme an, der Verlag hat darauf gedrängt das Erfolgsrezept von Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand exakt zu kopieren um an dessen Erfolg anzuknüpfen. Aber wie das bei solchen Vorhaben nun mal so ist, fehlt dem Klon die Spritzigkeit des Vorgängers. Das Buch ist ganz amüsant, aber einige Details waren mir schlicht zu überdreht und allzu unglaubwürdig. Der Sturz aus dem Helikopter beispielsweise oder der Versand der Kiste. Ich denke da hat sich der gute Herr Jonasson keinen Gefallen damit getan zu versuchen das gleiche Buch erneut zu verfassen. Schade, ich hatte mir mehr erhofft.
Physics of the Impossible
Dr. Michio Kaku ist theoretischer Physiker und hat schon einige populärwissenschaftliche Bücher über Physik geschrieben. In Physics of the Impossible behandelt er all die klassischen Themen die immer wieder in Science Fiction Filmen oder phantastischer Literatur auftauchen, dabei vermittelt er dem Leser auf recht eingängige Art das nötige Grundwissen über den aktuellen Stand der Forschung (wobei zum Zeitpunkt der Veröffentlichung das Higgs Boson noch nicht gefunden war, unglaublich in was für kurzer Zeit heutzutage bahnbrechende Entdeckungen gemacht werden) und bewertet dann die fantastischen Ideen ob ihrer Durchführbarkeit.
Ich fand das Buch sehr erhellend und kann es jedem SciFi Fan nur wärmstens ans Herz legen, insbesondere war ich überrascht wie vieles tatsächlich zumindest theoretisch möglich ist und nebenbei lernt man tatsächlich noch ein bisschen darüber wie das Universum funktioniert. Die einzelnen Kapitel beginnen immer mit zum Sujet passenden Zitaten, am lustigsten fand ich „You can recognize a pioneer by the arrows in his back“.
Die Themen:
- Kraftfelder
- Unsichtbarkeit
- Phaser und der Todesstern
- Teleportation
- Telepathie
- Psychokinese
- Roboter
- Ausserirdische und UFOs
- Interstellare Raumschiffe
- Antimaterie und Antiuniversen
- Überlichtgeschwindigkeit
- Zeitreisen
- Paralleluniversen
- Perpetuum Mobiles
- Hellsehen
How to be German in 50 easy steps
Adam Fletcher ist Brite und irgendwann verschlug ihn das Schicksal nach Deutschland, ein Land voller Menschen mit sonderbaren aber größtenteils liebenswerten Eigenheiten weit abseits der weltbekannten Klischees um Bier, Wurst und Sauerkraut. In dem Büchlein How to be German in 50 easy steps beschreibt er diese kapitelweise äusserst humorvoll, stets despektierlich aber dabei immer herzlich. Während des Lesens hatte ich viele Momente in denen ich dachte „Ja so sind sie, meine Mitmenschen“ (aber nicht ich), aber viel öfter musste ich breit grinsen weil ich mich regelrecht beim Deutschsein ertappt fühlte. Bei ein paar Dingen wäre ich nie im Leben darauf gekommen dass Zugereiste unser Handeln absonderlich finden könnten (die exzessive Pyromanie an Sylvester etwa). Ein kurzes Schmunzelbuch für kleines Geld das man an einem Abend vergnüglich weglesen kann, ich empfehle ausdrücklich die englische Variante (ich kann mir nicht vorstellen dass die Übersetzung so gut funktioniert), das Druckwerk gibt es praktischerweise als zweisprachiges Wendebuch.
Hier gibt es noch einen Test zum Thema: The German Quiz. Den solltet ihr aber besser erst nach der Lektüre absolvieren sonst versaut ihr euch ein paar Pointen.
Planet 86
Ich verehre Dan Abnett sehr, besonders angetan haben es mir seine Military Science Fiction Trilogien Ravenor und Eisenhorn die beide im Warhammer 40k Universum spielen und von dem finsteren Geschäft der Inquisitoren erzählen. Die Bücher sollte man unbedingt gelesen haben wenn man sich in der Welt der Space Marines und der Xenos wohlfühlt.
Mit Planet 86 hat der Autor jetzt einen SciFi Thriller geschrieben, der ausnahmsweise mal nichts mit dem Games Workshop Franchise zu tun hat. Die Handlung: die Menschheit hat bereits einige Planeten kolonisiert, derzeit wird Nummer 86 besiedelt doch es kommt zu bewaffneten Konflikten zwischen den verfeindeten Staatenbünden. Der Journalist Lex Falk erhält die Möglichkeit sein Bewusstsein mittels experimenteller Technologie mit dem eines Soldaten zu koppeln um das Geschehen aus erster Hand mitverfolgen zu können (daher auch der viel passendere englische Titel „Embedded“). Doch bei dem unerwartet blutigen Einsatz erleidet der Kämpfer einen schweren Hirnschaden und Falk muss die Kontrolle über dessen lädierten Körper übernehmen um den wahren Grund des Krieges zu erfahren.
Das Buch ist wie von Dan Abnett gewohnt ein spannendes, aktionsgeladenes Spektakel, schöngeistige Literatur darf man natürlich nicht erwarten. Am besten lässt sich Planet 86 wohl als Popcornleseschmaus beschreiben, mir hat’s gefallen auch wenn das Ende etwas vorhersehbar war.
Nachtschicht
Nachtschicht enthält 20 Kurzgeschichten von Stephen King, wobei wie bei vielen Anthologien das meiste eher von durchschnittlicher Qualität ist. Grandios fand ich „Briefe aus Jerusalem“, eine Hommage an Lovecraft. „Der Mauervorsprung“, wo über eine haarsträubende Wette erzählt wird und „Die letzte Sprosse“, in der ein Geschwisterpaar immer wieder eine morsche Leiter emporklettert um sich ins Heu fallen zu lassen, bis es kommt wie es kommen muss.
Völlig albern war „Der Wäschemangler“, in der ein solcher Apparat von finsteren Mächten besessen wird. Oder „Lastwagen“, wo das gleiche mit LKWs geschieht. Mit dem „Rasenmähermann“ wusste ich auch gar nichts anzufangen und ich konnte auch keine Parallele zu dem gleichnamigen Film ziehen. Aber nichtsdestotrotz war das Buch wie von King gewohnt kurzweilig, wenn auch etwas substanzlos. Fastfoodliteratur eben.
Schöner Sterben – Kleine Mordkunde für Krimifans
Wenn ihr wie ich ein morbides Interesse daran habt, wie genau der Tod eines Menschen abläuft dann gönnt euch ein paar Stunden haarsträubende Lektüre mit Schöner Sterben. In dem selbstpublizierten Buch das es für günstige 3 € beim Monopolisten gibt, beschreibt Matthias Matting knapp aber präzise die gängigsten Fälle wie Menschen ihr Lebenslicht aushauchen und vergleicht dabei die Realität mit der Fiktion, also wie der Tod in Krimis und Horrorgeschichten dargestellt wird. Wer das Buch gelesen hat wird bei der nächsten Szene in der das Opfer von einer Kugel getroffen mit einem letzten Wilhelmsschrei zusammensinkt wissend in sich hineinkichern und beim Wechseln einer Glühbirne künftig nur noch auf einem Bein stehen. Auf welchem, das erfahrt ihr in dem durchweg lesenswerten Buch das zudem auch ein schönes Beispiel dafür ist, dass es auch ohne Verlage möglich ist ansprechende Literatur zu veröffentlichen. Daumen hoch meinerseits.