At Home

Am Wochenende bin ich in der Ubahn überraschend mit At Home von Bill Bryson fertig geworden. Überraschend deshalb weil der Kindle Fortschrittsbalken erst bei 70% war, der Rest des Buchs sind offenbar Anhänge und Literaturverweise. Bei einem gedruckten Buch wäre mir das viel eher aufgefallen, weil man ja durchaus mal ein bisschen durchblättert was hinten noch kommt, beim eBook blättert es sich nicht so angenehm und vor allem nicht so schnell. Ausserdem fehlt mir etwas die Einschätzung wie dick das Buch ist, man merkt das bei einem eBook ja bloss dadurch dass der Fortschrittsbalken bei einem Wälzer langsamer voranschreitet als bei einem Heftchen. Vermutlich liegt das daran, dass man sich software-seitig das Ausrechnen der Seitenanzahl abhängig von der Schriftgröße sparen mag. Naja, hoffentlich wird das in einer kommenden Generation der Lesegerätschaften verbessert.

Doch nun zum Buch selbst: in At Home beschreibt Bill Bryson die Geschichte der Zivilisation anhand eines Rundgangs durch sein Haus. Dabei geht es ihm um Architektur, Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände und das alltägliche Leben an sich. Das Werk ist voller interessanter Informationshäppchen mit denen man bei künftigen Konversationen aufwarten kann. Lustig fand ich beispielsweise die Vorstellung wie dunkel die Strassen von London vor der Entdeckung der Elektrizität gewesen sein müssen, so duster dass Spaziergänger reihenweise in die Themse fielen. Es geht vornehmlich um England und die Vereinigten Staaten, was die Sache aber nicht weniger interessant macht. At Home ist sicherlich kein Buch das man gelesen haben muss aber durchaus unterhaltsam wenn man sich für Anekdoten erwärmen kann.

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Mail-order Mysteries

Wer einmal ein John Sinclair Heftchen gelesen hat kennt wohl die Seite mit Anzeigen für allerlei skurrile Dinge die man für sein Taschengeld bestellen konnte. Mir sind vor allem die Sea Monkeys in Erinnerung geblieben, von denen ich bislang irrtümlicherweise annahm es handele sich um Urzeitkrebse.

Kirk Demarais hat sich die Mühe gemacht all diese Produkte aufzuspüren und in seinem Buch Mail-order Mysteries Real Stuff from Old Comic Book Ads ! jeweils mit Fotos und den Originalanzeigen zu beschreiben. Obwohl die Werbung dafür amerikanischen Comicheften entnommen wurde kennt man vieles hierzulande aus Wundertüten oder als YPS Gimmicks.

Ich habe gerade zwei Stunden in Kindheitserinnerungen geschwelgt, weitaus interessanter ist es jedoch die Werbetexte zu studieren denn es wurden zwar stets unglaubliche und wundervolle Dinge angepriesen die sich dann in Wirklichkeit als weitaus profaner darstellten aber geflunktert wurde in den Anzeigen meist nicht. Es wurde lediglich etwas übertrieben und mit der Neugier des Lesers gespielt und das ist eine echte Kunstform wie ich meine.

Heutzutage würde so etwas gar nicht mehr richtig funktionieren weil man einfach im Netz recherchieren kann was sich etwa hinter der Röntgenbrille oder dem „7 Foot Dinosaur“ genau verbirgt.

Fazit: ein schöner Bildband aber leider etwas zu dünn für’s Geld.

Ready Player One

Der wunderbare Debutroman von Ernie Cline erzählt die Geschichte von Wade Watts, einem Jungspund der wie viele andere Gunter auf der Suche nach James Halliday’s Easter Egg in der OASIS ist.

In der Zukunft spielt sich der Großteil des gesellschaftlichen Lebens in einer virtuellen Welt, der OASIS ab. Hier wird gelernt, gearbeitet und auch die Freizeit verbracht, die  Benutzers nehmen mit VR-Brille, Headset, Geruchserzeuger und Datenhandschuh teil an der künstlichen Realität. Der Schöpfer der OASIS hat das Zeitliche gesegnet und beschlossen das gesamte Konstrukt demjenigen zu überlassen der es schafft das Easter Egg zu finden, das er irgendwo in der Simulation versteckt hat. Wo märchenhafter Reichtum lockt sind natürlich auch raffgierige Unternehmen auf dem Plan und so jagen Freizeithelden, die sich selbst Gunter nennen und Angestellte gleichermassen den kryptischen Hinweisen hinterher um Halliday’s Erbe anzutreten.

Das Buch ist durchwegs spannend und die technischen Details sind allesamt glaubhaft beschrieben. Im Grunde geht es um den alten Nerdtraum dass all das unnütze Wissen um obskure Computerspiele, Filme und Fersehserien letztendlich doch für etwas zu gebrauchen ist. Beim Lesen werden viele Erinnerungen wach, von Arcadeklassikern über Monty Python, Star Wars und Animes bis zu D&D wird unglaublich viel Nerdkultur abgefeiert. Ich fühlte mich etwas an die Romane Extraleben und Der Bug von Constantin Gillies erinnert, die übrigens auch sehr empfehlenswert sind.

TLDR: Pflichtlektüre für jeden Nerd, vor allem wenn man ein Faible für Computerspiele hat.

eBooks vs totes Holz II

Mir sind noch ein paar Dinge zum Thema eBooks eingefallen.

Ein echter Nachteil von elektronischen Büchern ist dass es unmöglich ist diese anonym zu erstehen. Zwar kaufte ich auch die meisten meiner herkömmlichen Druckwerke bei Amazon und der Konzern weiss damit besser als ich selbst was meine Interessen sind aber zumindest habe ich die Wahl mir ein subversives Buch in einem Buchhandel zu kaufen und bar zu bezahlen um keine Datenspuren zu hinterlassen. In diesem Fall bleibt dem Leser nur die Möglichkeit Tauschbörsen oder ähnliche dunkle Kanäle zu bemühen.

Wer wie ich mit geminderter Sehleistung gestraft ist wird sich darüber freuen dass man die Schriftgrösse ändern kann. Boneshaker, ein durchaus empfehlenswerter Steampunk Roman war zum Beispiel aus Stilgründen hellbraun auf gelblichen Papier gedruckt was das Lesen für mich recht anstrengend machte. Ebooks trennen die Form vom Inhalt und lassen dem Anwender Freiheiten die Form selbst zu bestimmen, was natürlich gleichzeitig den Nachteil hat dass das Werk nicht mehr von einem ansprechenden Äusseren aufgewertet werden kann. Das erinnert etwas an den ästhetischen Verlust den man hinnehmen musste als Albencover durch den Umstieg von LP auf CD nur noch ein Viertel ihrer ursprünglichen Größe hatten. Die Musik war zwar die gleiche, aber irgendwie fehlte dennoch etwas.

Noch etwas zu Datenträgernostalgikern: man hört ja öfter von Menschen die Vinylplatten CDs vorziehen und natürlich auch von solchen die CDs gegenüber MP3s vorziehen. Bislang ist mir aber noch niemand begegnet der behauptet dass nur Filme auf VHS wirklich gut aussehen. Denkt mal drüber nach :-)

The Postmortal

Im Roman The Postmortal erzählt Drew Magary von einer Zukunft, in der die Heilung für das Altern erfunden wurde. Menschen welche die Gentherapie bezahlen können sterben nur noch durch Krankheit oder Gewalteinwirkung, der natürliche Alterungsprozess aber stoppt und der Körper verbleibt in dem Alter den die Person zum Zeitpunkt der Behandlung hatte.

Die Unsterblichkeit bringt erwartungsgemäß die Gesellschaft in Aufruhr, denn wie ist das mit der Rente wenn man nicht schon mit 80 Jahren dahinscheidet und wer will sich schon wirklich für immer an seinen Partner binden. Auch die Kirchen schlittern in eine ernsthafte Krise, denn wen kann man schon mit ewigem Leben nach dem Tode ködern wenn der Arzt um die Ecke das auch schon zu Lebzeiten bewerkstelligen kann ? Natürlich treten schon bald Fundamentalisten auf den Plan, die die künstliche Verlängerung des Lebends als Todsünde brandmarken. Die Bevölkerung des Planeten nimmt in der Folge enorm zu und die ohnehin schon knappen Resourcen schwinden zusehends.

The Postmortal ist ein unangenehmer Blick in eine durchaus denkbare Zukunft. Es ist ein prophetisches, düsteres, stellenweise zynisches Buch das ich nicht nur Misanthropen ausdrücklich empfehlen kann.

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Arduino Basteleien

Seit einigen Tage spiele ich mit einem Arduino UNO herum, es handelt sich dabei um eine Plattform mit der man Elektronikbasteleien erschaffen kann. Das Besondere an Arduino ist, daß sowohl die Hardware als auch die Software Open Source sind. Das Board bekommt man für kleines Geld, in meinem Fall war es sogar kostenlos weil mein Arbeitgeber großzügigerweise welche zu Forschungszwecken spendiert hat. Zusätzlich habe ich mir noch das Buch 30 Arduino Projects for the Evil Genius besorgt, übrigens in Papierform weil ich bei Fachbüchern gerne mal etwas markiere und hineinschreibe, da wird es wohl noch einige Zeit dauern bis ich auch hier mit eBooks zurecht kommen werde.

Programmiert wird der Microcontroller mit C, das mit einigen Arduino Bibliotheken erweitert wurde. Das Programm wird dann via USB auf das Board übertragen und dort ausgeführt, die einzige Möglichkeit zu debuggen ist auf die Serielle Schnittstelle zu schreiben und die Meldungen mit einem Monitor auszulesen. Dankbarerweise ist das in der Entwicklungsumgebung bereits eingebaut.

Die Schaltungen werden nicht gelötet sondern auf ein Breadboard gesteckt, wir haben hier ein Fritzing Kit, da ist ein solches enthalten und zudem alles was man für die ersten Experimente benötigt: Temperatur- und Lichtsensor, ein Servo, ein Lautsprecher, Wiederstände und LEDs und dergleichen Dinge mehr.

Mein erstes Projekt ist eine Apparatur, die Morsezeichen senden und empfangen kann. Die Motivation dahinter ist es irgendwann einen Elektroniknachtcache zu installieren (wobei die Hauptschwierigkeit nicht die technik sein wird, sondern ein Stück Natur zu finden das noch nicht mit stumpfsinnigen Tupperdosen überfüllt ist, aber das ist ein anderes Thema). Für diese erste Anwendung habe ich etwa 4 Stunden gebraucht, und das obwohl ich der totale Elektroniknoob bin. Zugegeben, ich hatte etwas Unterstützung von jemandem der sich mit so etwas auskennt aber mit einem guten Buch und den zahlreichen Informationen die sich im Netz finden lassen kommt man auch so gut zurecht.

Es ist jedenfalls ein Heidenspass wenn man soweit ist die Bastelei vom Rechner abzukoppeln, in eine dunkle Ecke zu stellen und mit einer Taschenlampe Nachrichten zu morsen. Und es ist unwahrscheinlich befriedigend wenn dann ein freundliches grünes LED zurückblinkt.

Weihnachten steht vor der Tür und wer die Feiertage nutzen will um diabolisch kichernd an seltsamen Apparaturen herumzubasteln, dem sei geraten sich ein Arduino unter den Tannenbaum legen zu lassen. Es lohnt sich.

Cold Vengeance

Die großartigen Preston und Child haben mal wieder einen neuen Thriller mit Aloysius Pendergast herausgebracht. Die beiden schaffen es immer wieder den Leser von der ersten Seite an zu fesseln, wer noch keines ihrer Bücher gelesen hat dem sei als Einstieg Riptide empfohlen, ein abgeschlossener Roman über einen teuflisch gut versteckten Piratenschatz der mit modernsten Mitteln geborgen werden soll. Verarbeitet wurde hier übrigens die Legende von Oak Island.

Die Pendergast Reihe sollte man in chronologischer Reihenfolge lesen um alle Personen und Zusammenhänge zu verstehen. Der Held der Serie ist ein freiberuflicher FBI Agent, eine Mischung aus James Bond und Sherlock Holmes. Der Südstaatengentleman ist wohlhabend, unglaublich gebildet, talentiert und zudem enorm leidensfähig, schafft es aber dabei dennoch sympathisch zu wirken.

In Cold Vengeance wird die Geschichte um den Tod von Pendergasts Ehefrau Helen weitergesponnen. Die sonst üblichen Science Fiction und Horroranleihen fehlen diesmal leider, das Buch dient vornehmlich dazu den nächsten Gegenspieler des Special Agent einzuführen und funktioniert daher nur eingeschränkt als eigenständiges Werk. Als bekennender Aloysius Jünger störte mich das natürlich keinesfalls, allein die Wartezeit auf die Fortsetzung zerrt etwas an den Nerven.

Meine Lieblingsszene ist übrigens die „Weinprobe“ in der unser Held ungewohnt menschlich wirkt und mein Lieblingscharakter ist die mysteriöse Constance Green.

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Deadline

Deadline ist das zweite Buch der Newsfeed Trilogie von Mira Grant. Erzählt wird die Geschichte von einer Gruppe Bloggern die in den Vereinigten Staaten nach der Zombieapokalypse ihren Reportagen nachgehen. Der Roman ist nicht besonders aktionsgeladen und hat einige Längen, wer ausgiebige Feuergefechte mit den wandelnden Toten erwartet wird enttäuscht sein. Stattdessen steht der Pandemieaspekt im Vordergrund, ständig müssen die Protagonisten Bluttests über sich ergehen lassen und die größte Sorge bei Konfrontationen mit den Zombies ist die Kontamination und nicht etwa ein gewaltsamer Tod. Der Antrieb der Gruppe ist neben dem blanken Überleben die Wahrheit über Kellis-Amberlee herauszufinden, den Virus der für das große Auferstehen verantwortlich ist. Es gibt ein wenig Liebelei, ein bisschen Verschwörung, etwas Blutvergießen und eine ordentliche Portion Psychose.

Ich muß gestehen, wenn ich nicht Komplettist wäre hätte ich den Band etwa bei der Hälfte abgebrochen. Aber im Nachhinein bin ich froh es nicht getan zu haben, denn das letzte Kapitel hält eine ausgesprochen unerwartete Wendung parat und entschädigt für etliche fade Seiten. Deadline muss man aber selbst als Zombiefan wohl nicht unbedingt gelesen haben.

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