Frühling, Sommer, Herbst und Tod

Frühling, Sommer, Herbst und Tod ist eine Sammlung mit 4 Novellen von Stephen King, ich habe das Buch hauptsächlich wegen Die Leiche gelesen, der Vorlage für den Film Stand by me, den ich ausserordentlich schätze. Die Geschichten sind keine Horrorstories, auch wenn jede davon teils recht makabre Szenen enthält und ich habe sie alle sehr genossen. Der Mann ist vielleicht nicht der begnadetste Sprachzauberer aber in jedem Fall ein brillanter Erzähler und zumindest Die Leiche sollte man gelesen haben auch wenn man mit dem Autor sonst wenig anfangen kann.

Was mich beim Lesen mehrfach aus der Erzählung warf, waren eklatante Fehlübersetzungen die so schräg waren dass ich mich ernsthaft frage wie sie es ins Druckwerk schaffen konnten. Aber lest selbst:

  • Jemand wird mit einem dumpfen Gegenstand erschlagen
  • Lutsch meinen Dicken (suck my dick)
  • ich hob einen Finger (statt den Stinkefinger zeigen)
  • Weg mit Schaden (good riddance)
  • dann blinkte sie die Tränen zurück

Das Buch wurde hierzulande 1984 veröffentlicht, seitdem gab es etwa ein Dutzend Auflagen und trotzdem sind noch solche Macken darin zu finden. Offensichtlich gibt es seitens der Verlage keinerlei Prozess um solche Fehler im Lauf der Zeit zu beheben, in diesem Fall druckt man seit fast 30 Jahren diese seltsamen Übersetzungen. Ein Trauerspiel.

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Vincente Segrelles, ein Känguru und ein bisschen Screamo

El Mercenario ist zweifellos eins der am besten gezeichneten Comics auf diesem Planeten, die Illustrationen sind beinahe fotorealistisch. Was ich nicht wusste, ist dass Vincente Segrelles auch noch in anderer Hinsicht ein bewundernswerter Nerd ist: er bastelt historische Flugzeugmodelle im Massstab 1:10 mit Originalmaterialien und größtenteils funktionsfähiger Mechanik. Nachzulesen im Bonusmaterial zu Die verlorenen Ahnen. Sehr imposant, den Vogel abgeschossen hat er aber mit einer 1:1 Replik vom Cockpit einer Me 109, nur um auszuprobieren was man sieht wenn man drin sitzt (nicht viel).

Wenn ihr was zum Schmunzeln sucht, kann ich euch die Känguru Chroniken von Marc-Uwe Kling wärmstens empfehlen. Im zweiten Teil der Reihe um das zynische und kommunistische Beuteltier gibt es wieder ein paar echte Brüller, beispielsweise wechselt der Autor die Urheber bekannter Zitate aus und gibt ihnen einen spassigen Dreh. Kostprobe: „Du sollst den nächsten lieben wie dich selbst. Kurt Kobain„. Dazu gibt es noch allerlei unterhaltsame Antiterroristische Anschläge des Asozialen Netzwerkes und andere Gemeinheiten. Macht gute Laune.

Musikalisch habe ich gerade Touché Amoré für mich entdeckt, genauer gesagt deren neuestes Album Is Survived By. Leicht angezerrte Gitarren spielen im Grunde genommen Indiestücke und dazu schreit eine gequälte Seele sich ihr Leid aus dem Leib, Screamo eben. Die Songstukturen sind etwas ungewöhnlich und es gibt relativ wenige Hooks, dafür sind die Melodien recht griffig und die melancholische Stimmung passt hervorragend zum herbstlichen Wetter.

Langoliers

Ich hatte Lust mal wieder etwas vom Meister des Horrors zu lesen, aber da Lovecraft ja nichts neues mehr schreibt fiel meine Wahl auf Stephen King. Langoliers enthält zwei kürzere Erzählungen, in der namensgebenden ersten gerät ein Flugzeug samt einiger Passagiere in eine Parallelwelt die vom Kindheitstrauma eines Fluggastes geschaffen wurde. Sie landen auf einem verlassenen Flughafen, alles dort ist tot und verbraucht: abgestandene Luft, ungeniessbare Lebensmittel und nicht mal die Streichhölzer funktionieren an diesem Ort. Irgendwann bemerken sie dass eine Horde unheimlicher Wesen sich nähert und versuchen zu entkommen.

Bis auf das käsige Ende fand ich die Geschichte gelungen, ich hätte mir einen etwas originelleren und düsteren Abschluss gewünscht. Weitaus besser fand ich dann die zweite Erzählung, in der ein Schriftsteller von einem Kollegen bedroht wird weil er angeblich eine seiner Kurzgeschichten gestohlen hat. Der Protagonist hält den vermeintlich plagiierten zunächst für einen harmlosen Spinner bis er seine Katze gemeuchelt auffindet. King erzählt hier gewohnt spannend und ungewohnt wirklichkeitsnah, im Epilog ruiniert er das ganze dann indem er völlig unnötigerweise etwas übernatürliches dazubastelt. Naja, unterhaltsam war es natürlich trotzdem.

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Constellation Games

Constellation Games ist ein SciFi Roman über den Erstkontakt der Menschheit mit ausserirdischen Lebensformen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Ariel erzählt, seines Zeichens Spieleentwickler und Blogger. Die Fremdartigkeit der Aliens wird grösstenteils dadurch vermittelt dass Ariel antike Computerspiele der Ausserirdischen rezensiert und später auch tatsächlichen Kontakt mit ihnen hat, dabei wird die Handlung vornehmlich in der Form von Blogeinträgen vermittelt.

Ich fand das Buch interessant, vor allem die Beschreibung der ausserirdischen Kulturen. Allerdings habe ich ungebührlich lange daran herumgelesen weil die Story nicht so richtig fesselnd ist. Es finden sich viele gute Ideen und witzige Missverständnisse mit den Gästen aus fernen Galaxien aber unter die Haut ging Constellation Games bei mir leider nicht.

Quiet: The Power of Introverts in a World That Can’t Stop Talking

Quiet von Susan Cain ist ein Buch über Introvertiertheit. Betrachtet werden Introvertierte in der Kultur wie sie in den U.S.A. vorherrscht, ein Land in dem Bücherwürmer nicht gerade besonders populär sind. Aber auch bei uns wird Extrovertiertheit als erstrebenswertes Ideal angesehen, beispielsweise wenn ein Lehrer einem stillen Kind vorwirft es möge sich mehr am Unterricht beteiligen. Mehr als 1/3 der Menschheit sind aber nunmal schüchtern und verbringen lieber einen gemütlichen Abend auf dem Sofa mit einem guten Buch in der Hand als auf einem Fest mit dutzenden Gästen in angeregter Konversation.

Quiet fordert ein wenig Verständnis gegenüber den stillen Menschen ein und vermittelt ein paar neue Erkenntnisse aus der Forschung. Neu war mir etwa dass scheu/mutig einfach zwei unterschiedliche Überlebensstrategien sind, die natürlich auch im Tierreich vorkommen. Wirklich nachdenklich sollte die Tatsache machen, dass Extrovertierte die Karriereleiter leichter erklimmen und damit wichtige Entscheidungen von Menschen getroffen werden die eher impulsiv handeln als Dinge sorgfältig durchzudenken. Und das liegt nur daran, dass unsere Gesellschaft Selbstdarstellung höher einschätzt als Zurückhaltung, in Asien ist das beispielsweise anders.

Alles in allem war das Buch interessant, aber nicht unbedingt gespickt mit bahnbrechenden Weisheiten. Ich habe für mich mitgenommen, dass es vollkommen ok ist den Sylvesterabend vor dem Rechner zu verbringen wenn einem das besser gefällt als in Gesellschaft zu feiern.

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Vergebung

Der dritte Teil der Millenium Trilogie von Stieg Larsson hat mir mit Abstand am wenigsten gefallen. Im Grunde genommen räumt der Autor leidenschaftslos das Chaos auf, das er im zweiten Teil hinterlassen hat. Lisbeth im Krankenhaus, Lisbeth vor Gericht und schliesslich Lisbeth im Urlaub. Dazu wenig glaubwürdige Hackereien, eine vollkommen unnötige Stalkernebengeschichte und die vorhersehbare Beziehung Blomkvists mit dieser athletischen SiPo Agentin. Den nagelharten Endkampf fand ich recht gelungen aber gerettet hat er das Buch dann doch nicht. Schade, da war meine Hoffnung auf einen fulminanten Thriller wohl – vergeblich.

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Cypherpunks

Cypherpunks ist das Transskript einer Diskussion mit den Teilnehmern Julian Assange (WikiLeaks, Rubberhose), Jacob Appelbaum (Tor), Andy Müller-Maguhn (CCC) und Jérémie Zimmermann (La Quadrature du Net).

Die Vier unterhalten sich über Kryptographie als Mittel gegen die Mächtigen, Wikileaks, File Sharing, die totale Überwachung durch Kreditkartenfirmen, Facebook, Google und Handys. Sie nennen die 4 Reiter der Infokalypse (Kinderpornographie, Terrorismus, Geldwäsche und der Krieg gegen einige Drogen), die ständig als Begründung für Zensur und Überwachung des Netzes herhalten müssen. Es geht um Bitcoins und um das alte Hacker Credo: öffentliche Daten nutzen, private Daten schützen und etliches mehr.

Grundsätzlich war das Buch interessant, aber ich war etwas enttäuscht ob der Kürze und weil nicht allzuviel neues darin zu erfahren war. Andererseits kann sich Herr Assange von den Tantiemen vielleicht die ein oder andere Annehmlichkeit in seinem Exil gönnen.

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The Hunger Games

Die letzten Tage habe ich mal wieder erkältet im Bett verbracht, wenigstens hatte ich dadurch Zeit The Hunger Games von Suzanne Collins zu lesen.

Panem wird regiert von der mächtigen Hauptstadt, alle 12 Gemeinden müssen ihre Erträge dort abliefern. Es gab eine 13. Gemeinde, die gegen die Frohnherrschaft aufbegehrt hat, doch um ein Exempel zu statuieren wurde diese von der Hauptstadt ausradiert. Ein mal im Jahr werden in jeder Gemeinde ein Junge und ein Mädchen zufällig bestimmt um an den Hunger Games teilzunehmen, dabei geht es weniger um Hunger sondern darum alle anderen Teilnehmer umzubringen und als einziger zu überleben. Die Spiele müssen von allen Mitbürgern angesehen werden, teils zur Unterhaltung hauptsächlich aber um die Macht der Hauptstadt zu unterstreichen. Die Kinder kämpfen in einer Arena in der sie ständig gefilmt werden, zudem haben die Spielmacher Kontrolle über das Wetter und so manche unliebsame Überraschung falls das Töten nicht schnell genug voranschreitet.

Das Buch ist ausgesprochen spannend und gibt einiges zu denken über Big Brother, Castingshows und Käfigkämpfe. Es gibt noch 2 weitere Teile, in denen es vermutlich um die Rebellion gegen die Hauptstadt geht. Wer Survivalszenarien mag und ein Rebellenherz hat, wird die Geschichte mögen, denke ich.

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