Der Nerd beim Impfen

Neulich war ich beim Impfen und ich kann nicht anders, da kommt bei mir der Sammler durch. Ich habe natürlich schon vorher geschaut was für Pestilenzen meinem Immunsystem schon vorgestellt wurden – und wie bei jeder Sammlung das Wichtigste: was mir noch fehlt. Bei der Beratung wurde festgestellt dass ich einen Klassiker noch nicht vollständig hatte, damit war das Budget dann leider schon verbraucht und ich konnte mir nicht noch die Immunisierung gegen Japanische Enziphalitis gönnen, mit der ich schon beim Schmökern des Angebots geliebäugelt hatte, bloss weil der Name so exotisch klingt. Impfen ist schon was feines, auch aus einer romantischen Sichtweise heraus: das ist ein bisschen als ob man zum Dorfschamanen geht und ein paar Talismane für eine längere Reise ersteht, mit dem Unterschied dass es wirkt natürlich. Es ist einfach ein tröstlicher Gedanke zu wissen an was man die nächsten Jahre sicher nicht erkranken wird.

Huhn im Wald

Ein Huhn rennt durch den Wald
Und macht ganz plötzlich halt
Dann scharrt es kurz im Dreck
Und rennt gleich wieder weg.

Digitale Sammlungen

Seit der Digitalisierung von Medien macht es keinen Sinn mehr diese zu sammeln. Der Witz am Sammeln ist ja etwas zu besitzen was nicht jeder hat, die Mona Lisa beispielsweise. Wenn man nun die Möglichkeit hat die jahrelang liebevoll aufgebaute Musiksammlung eines Freundes mit einem Mausklick zu duplizieren, verliert diese zwar nicht ihren Nutzwert (der wird ja verdoppelt) aber eben ihren Sammlerwert. Zudem sind moderne Medien nicht ewig haltbar und insbesondere bei Filmen gibt es einen steten Wandel, so dass man nie das Gefühl hat etwas von dauerhaftem Wert zu besitzen. Denn wenn man einst die VHS Version seines Lieblingsfilmes besass, gab es den Film irgendwann auf DVD, dann auf Blue Ray und in absehbarer Zeit wohl in 3D.

Die Lösung ist es zusätzlich zu den digitalen Inhalten noch limitierte Devotionalien anzubieten. Ein paar Musikverlage haben das überraschenderweise erkannt und der Kunde erhält beim Kauf einer Vinylscheibe noch den digitalen Inhalt dazu. Das Prinzip ist gut, aber es gibt keine Alternative für Menschen ohne Plattenspieler. Gut, man kann sich mit Bandshirts eindecken aber auch das ist kein besonders gutes Sammelstück weil sich Kleidung zum einen abnutzt und zum anderen durch die Größe individualisiert ist – es dürfte nicht leicht sein ein Slayer-Tshirt in Größe XS weiterzuverkaufen.

Bei Filmen und Computerspielen gibt es ausser vielleicht der Kinokarte oder einem Poster nur spärlich Sammelnswertes und wenn dann nur für die großen Franchises. Wenn man aber gern ein Objekt zu einem kleinen Autorenfilm sein Eigen nennen mag, wird man sich schwer tun etwa eine Teetasse mit dem Filmtitel irgendwo zu erstehen. Bei Büchern kann man sich die Erstausgabe als Hardcover kaufen, vielleicht noch versehen mit einer Widmung des Autors von einer Lesung. Aber wenn man seine Wohnung nicht mit Schallplatten, Büchern und DVDs zustellen will bleibt nichts übrig.

Meine Idee wäre es dem Käufer jedweden digitalen Inhaltes so etwas wie eine Sammelkarte anzubieten. Wenn ich etwa online ein Mp3-Album kaufe und noch ein eBook dazu, dann bekomme ich ein paar Tage später die entsprechenden Sammelkarten zugesandt. Diese kann man dann natürlich auch vom Künstler signieren lassen, sie können limitiert sein und so weiter. Es könnte auch Kartensätze geben, etwa mit je einer Karte für jeden Musiker, eine Karte für jeden Song, eine Karte für’s Album. Wenn diese Sammelkarten etwa mit einem Hologramm halbwegs fälschungssicher sind würde sich bald ein stattlicher Markt bilden und es könnten kleine Läden entstehen wo man fröhlich nach neuem Sammelgut stöbern kann. Interessant wären solche Karten auch als Belohnung für Unterstützer von Crowdfunding Projekten.

Hersteller könnte es viele geben, die Künstler schliessen einfach Verträge ab mit wem es ihnen passt. Lediglich das Format müsste immer das gleiche sein um Sammler nicht abzuschrecken.

Ich glaube das könnte funktionieren und wäre durchaus ein zusätzlicher Anreiz für Konsumenten ihre Medien nicht für lau aus Tauschbörsen herunterzuladen, weil man beim Kauf einen bleibenden Wert erhält mit der Aussicht dass die streng limitierte Sammelkarte vielleicht mal ein kleines Vermögen wert wird.

Amsterdam

Ich verweilte kürzlich ein paar Tage im schmucken Amsterdam und muss gleich mal mein Gejammer über die Randerscheinungen der Wiesn etwas zurechtrücken: in Adam leben die Einwohner das ganze Jahr über mit marodierenden feierwütigen Touristen, dagegen sind die 2 Wochen Oktoberfest ja wirklich geradezu erträglich.

Am beeindruckendsten ist natürlich der lockere Umgang der Holländer mit Sex und Drogen, in buchstäblich jedem Souvenirshop gibt es neben Windmühlen auch Bongs und Dildos zu erstehen. Dazu auch jede mögliche Kombination daraus, Windmühlen mit Jointflügeln, Pfeifen in Penisform, Windmühlenbongs und so weiter. Leider darf man fast nirgends fotografieren wo es interessant wäre, was natürlich verständlich ist – gerade in Coffeeshops und im Rotlichtviertel. Ich erinnere mich daran eine Gasmaske mit Wasserpfeifenaufsatz gesehen zu haben, eine Latexmaske auf die eine Klobürste montiert war und einen winzigen goldenen Staubsauger zur nasalen Aufnahme von berauschenden Substanzen.

Das Rotlichtviertel fand ich beeindruckend, aber als glotzender Spaziergänger ohne „Kaufabsichten“ kam ich mir etwas wie ein Erotikschnorrer vor. Zu fürchten braucht man sich dort aber nicht, es ist schon recht entspannt wenn vor und hinter einem Horden von Touristen durch die engen berotlichteten Gassen stapfen. Natürlich bekommt man auf der Strasse auch härtere Drogen angeboten und einmal hat uns ein Stricher seine Dienste angeboten, aber irgendwie habe ich mich hier dennoch viel wohler als beispielsweise auf der Hamburger Reeperbahn gefühlt.

Stressig ist etwas der Verkehr, man muss schon wie ein Fuchs aufpassen um nicht von einem Radlberserker oder einer Trambahn überrollt zu werden. Bizarr sind auch diese öffentlichen Pinkelstationen, die von oben wie eine Spirale aussehen und in denen man nur etwa halb verdeckt seinem Geschäft nachgehen kann (Füsse und Kopf sind sichtbar).

Essen kann man in Amsterdam auch gut, ich habe mich allerdings vornehmlich an ungesunden Kleinigkeiten gelabt mit der Folge dass sich mein mittlerer Ring wieder etwas erweitert hat. Und Einkaufen kann man natürlich auch wunderbar, unglaublich was es hier alles zu sehen gibt. In einem Laden bot man T-Shirts feil, deren Farben im Schwarzlicht unglaublich gut aussahen und sogar dreidimensional wirkten wenn man mit einer entsprechenden Brille darauf blickt – nur leider kommt es im echten Leben nie vor dass man sich in einem Raum mit Schwarzlicht aufhält, in dem alle Mitmenschen 3D Brillen tragen. Oder dieser Feenladen in dem kleine Figuren feilgeboten wurden, liebevoll arrangiert in einer Miniaturfantasiewelt. Und einen Shop in dem man handgefertigte Comicfiguren kaufen konnte, unter anderem weisse Rohlinge zum selbst bemalen.

Ihr merkt sicher schon, mir hat’s ausgesprochen gut gefallen. Meine Lieblingsorte waren das Replay Cafe mit Blick auf den Blumenmarkt und das Jolly Joker, wenn man das Glück hat einen Platz auf der Empore zu ergattern.

Goruck

Letztens beim ausgedehnten Flanieren durch die Stadt haben wir eine Gruppe sonderbarer Gestalten gesehen die Neoprenshorts trugen, Fahnen schwenkten und irgendwie nach einer Mischung aus Sportler und Abenteurer aussahen. Auf einer Fahne stand GORUCK und da hat Ping mal ein bisserl recherchiert was sich dahinter verbirgt.

Erwartet habe ich eine Art Hindernislauf durch die Stadt, bei der die unterschiedlichsten Aufgaben zu bewältigen sind. Ein Flussdurchquerung etwa, Abseilen von einem Gebäude oder durch einen Tunnel krabbeln. Vielleicht auch Sachen die man nur im Team machen kann, beispielsweise eine Räuberleiter mit mehreren Personen oder etwas ähnliches. Ich hatte mir eine Mischung aus Marathonlauf, Parkour, Takeshi’s Castle und einer Schnitzeljagd vorgestellt.

Die Realität ist dann etwas ernüchternd. Bei Goruck handelt es sich schlicht um militärischen Drill als Freizeitspass. Man trägt einen mit Gewichten beschwerten Rucksack und unterwirft sich einem Anführer der dann einige Stunden lang für Aktivitäten wie in der Grundausbildung der Armee sorgt. Liegestütze machen, Rucksack stemmen, auf dem Boden robben, im Schlamm wälzen, Baumstamm tragen, im eisigen Fluss liegen und ähnliche Dinge mehr wie man auf Youtube beobachten kann.

Versteht mich nicht falsch, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Wer sich gerne von einem latent sadistischen Einpeitscher in der Öffentlichkeit malträtieren lassen will, soll das gerne tun. Ich war nur schwer enttäuscht weil ich die Grundidee eigentlich sehr gelungen finde, also einen extremen Abenteuerlauf durch die Stadt. Schade.

Die Wiesn

Gleich eins vorweg: es heisst „Die Wiesn“, das ist bayrisch und bedeutet „Die Wiese“, von Theresienwiese. Es sind nicht „Die Wiesen“, ich bitte alle Auswärtigen im Zweifelsfall auf „Oktoberfest“ zurückzugreifen. Danke.

Als Münchner habe ich wie wohl die meisten Einheimischen ein ambivalentes Verhältnis zum größten Volksfest der Welt. Ich freue mich darüber dass unsere Stadt weltweit für das massivste regelmässig organsierte Saufgelage aller Zeiten berühmt ist. Man stelle sich einen ausserirdischen Touristen vor dem man die Erde und die Menschheit näher bringen will, erste Station ein Abend im Augustiner Zelt und der E.T. wird diesen Planeten seinen Spezeln mit Sicherheit weiterempfehlen !

Noch großartiger finde ich die Fahrgeschäfte, vor allem natürlich die Achterbahnen. Das ist schon fantastisch was man da jedes Jahr an Körperverwirbelungsapparaturen zu meiner Belustigung herankarrt.

Dafür muss man halt mit den Randerscheinungen leben, aber mehr als ein Kopfschütteln ringen sie mir nicht ab, die grotesken Trachtenkombinationen (Lederhose mit neonorangen Laufschuhen), die Filzseppelhüte des Grauens, die weiss-blau uniformierten Schaufenster, die Mageninhalte in unterschiedlichen Verarbeitungszuständen auf der Strasse und die schiefen Gesänge zu nachtschlafener Zeit. Ist halt 2 Wochen der Wahnsinn, aber das geht vorbei.

Was mir dieses Jahr aber aufgefallen ist: die Wiesn ist auch für Viren und Bazillen offenbar ein regelrechtes Fest. Da kommen Infizierte aller Herren Länder zusammen um ihre Mitreisenden untereinander auszutauschen, und so manch exotischer Erreger findet einen neuen Wirt. Ich war jedenfalls 2 Tage im Bett aber wenigstens konnte ich so endlich den Daemon fertiglesen.

Das Geheimnis der Spülmaschinentabs

Neuerdings kaufe ich die billigen Spülmaschinentabs vom Discounter anstelle der Premiummarken und ärgere mich regelmässig über die minderwertige Verpackung der einzelnen Reinigungsmittelquader. Im Gegensatz zu ihren hochpreisigen Verwandten wehren sich diese possierlichen Tabletten mit aller Macht dagegen aus ihrer schützenden Hülle entnommen zu werden. Gerade eben stand ich an der Kasse mit einem Karton besagter Ware, las aus Langeweile die Gebrauchsanweisung und musste feststellen dass das mühselige Entfernen der Tabpräservative vollkommen unnötig war weil sich die Folie im Wasser einfach auflöst. RTFM FTW !

Hackerspace

Ich bin ja kein großer Hacker, jedenfalls nicht in dem Sinne wie das Wort mittlerweile verstanden wird. Das Eindringen in fremde Netze, das Knacken von Verschlüsselungen und Computersicherheit im Allgemeinen interessieren mich herzlich wenig. Lieber bezeichne ich mich als Nerd, das klingt harmloser und trifft auch mein Wesen besser. Womit ich allerdings schon etwas anfangen kann ist das Hacken im ursprünglichen Sinne, also der kreative Umgang mit Technik und der Enthusiasmus sich so lange und intensiv mit etwas zu beschäftigen bis man die Materie gänzlich durchdrungen hat. Ausserdem haben es mir Subkulturen schon immer angetan.

Heute morgen flaniere ich nichtsahnend durch meine Nachbarschaft, als mich plötzlich ein Pesthörnchen aus einem Schaufenstern anlächelt. Das reisst mich aus meinen Grübeleien und ich sehe genauer hin und was erblicken meine müden Augen: keine 5 Gehminuten von meiner Residenz entfernt eröffnet der Münchner Ableger des CCC einen Hackerspace :o)

Ich freue mich schon darauf mal etwas auf einem 3D Drucker herstellen zu dürfen und es gibt sicher die ein oder andere lustige Veranstaltung dort. Sehr schön !