Nichts wird besser

Ich muss mal ein bisschen über den desolaten Zustand motzen in dem sich die Softwareindustrie zur Zeit befindet. Das alles ist mir in den letzten Tagen widerfahren:

Ich versuche eine Grafikdatei mit Gimp auf dem Mac zu speichern („Speichern als…“), dabei kann ich keinen Namen für die neue Datei eingeben weil alle Tasten die ich drücke im Hintergrund als Shortcuts erkannt werden. Nur „g“ funktioniert, dann heisst mein Bild halt „ggg“. Das ist ja jetzt keine absonderlich exotische Funktionalität, wird das nicht getestet ?

Wir fahren mit einem Mietwagen durch die Landschaft und ich kopple mein Handy via Bluetooth an das Autoradio. Die Musik wird lauter wenn wir schneller fahren und leiser wenn wir langsamer fahren, sehr clever, aber es ist immer entweder deutlich zu laut oder viel zu leise und dieses „Feature“ lässt sich offenbar nicht abschalten. Noch besser: ich schalte die Musik auf Pause, irgendwann wird die relative Stille auf der Autobahn durch eine Verkehrsmeldung unterbrochen und danach schaltet das Autoradio die Musik wieder an. Die merken sich nicht, dass ich das auf Pause geschaltet habe. Wird das nicht getestet ?

Heute gab es ein iTunes Update (Windows 7), die Installation scheitert jämmerlich und am Schluss habe ich kein funktionsfähiges Programm mehr und bin gezwungen der Anleitung in einem Blog zu folgen (alles deinstallieren, manuell herunterladen, als Administrator installieren) um wieder eine lauffähige Software zu erhalten. Nachdem iTunes endlich wieder läuft, importiere ich das Bandetto Album das ich gerade auf Bandcamp erstanden habe. Der Musiker schreibt seinen Bandnamen FETT, das stört mich und ich will ihn in „Bandetto“ ändern, allein die Software lässt es nicht zu, sondern „korrigiert“ ständig meine Eingabe. Am Schluss muss ich den Text in einen Editor hacken und per Copy & Paste ins Textfeld kopieren. Testet denn niemand mehr seine vermaledeite Software ?!

Nachtrag: gerade ist iTunes beim Synchronisieren mit meinem iPod abgestürzt und liess sich erst nach einem Windows Neustart wieder aufrufen. Seufz.

Dreifacher Ohrenschmaus

Nachdem ich schon länger keine Alben empfohlen habe, gibt es jetzt gleich dreifach was auf die Ohren. Zunächst einmal Cult of Fire aus Tschechien, die mit मृत्यु का तापसी अनुध्यान ein wunderbares Black Metal Meisterwerk veröffentlicht haben (gibt es für stilsichere 6.66 € bei Bandcamp). Wie man schon am Titel erkennen kann, wird auf Sanskrit geröchelt und die Instrumentierung ist auf „Asketic Meditation of Death“ recht ungewöhnlich: Sitarklänge, Klavier und Hammondorgel ergänzen das schwarzmetallische Geknüppel ohne deplaziert zu wirken. Teils energisch, teils meditativ aber immer melodisch. Sehr fein.

Freunden von althergebrachtem Heavy Metal sei Final Sacrifice der Schweden Noctum empfohlen, ein Konzeptalbum in der eine Horrorgeschichte erzählt wird. Wer da jetzt an King Diamond und Mercyful Fate denkt, liegt richtig: die Kompositionen erinnern tatsächlich an die eben genannten, allerdings singt der Sänger in moderaten Regionen, also kein Falsett. Dazu ist das Album sehr erdig aufgenommen, fast wie eine Produktion aus den glorreichen 80ern.

Und dann höre ich noch ständig Avatarium, die neue Band von Leif Edling der Candlemass wegen der unsäglichen Sängerquerelen aufgegeben hat. Auf dem (schon etwas älteren) Debutalbum sind gleich 3 unsterbliche Doom Perlen: Moonhorse, Bird of Prey und Lady in the Lamp. Die überlangen Songs klingen natürlich nach Candlemass aber die Sängerin übertrifft Messiah Marcolin und Robert Lowe um Längen. Episch, poetisch, unwiderstehlich.

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White Fire

So, schon wieder einen Schmöker verschlungen :-) Als Fanboy von Douglas Preston und Lincoln Child sind vor allem die Bücher um den brillianten FBI Agenten Aloysius Pendergast unumgängliche Pflichtlektüre für mich. In White Fire haben die beiden Autoren es tatsächlich geschafft den grandiosen Sherlock Holmes in ihre Geschichte einzubauen, eine lange überfällige Hommage denn schliesslich dient der britische Meisterdetektiv als Blaupause für Pendergast. Diesmal geht es um einen sadistischen Brandstifter der Angst und Schrecken in einem noblen Skiort verbreitet und um ein Dutzend Minenarbeiter die vor langer Zeit augenscheinlich Opfer eines marodierenden Grizzlys wurden. Wie immer abartig spannend erzählt und obendrein die erste Geschichte in der unser Special Agent Gefühle zeigt. Vortrefflich.

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Black Box

Black Box von Jennifer Egan wird gemeinhin als Twitter Roman bezeichnet, aber das ist aus zwei Gründen nicht ganz richtig. Zum einen erschien die Geschichte zwar zunächst auf Twitter und hält sich damit in den einzelnen Abschnitten an die 140 Zeichen Beschränkung, doch darüberhinaus wird kein Feature des Kurznachrichtendienstes genutzt, etwa Hashtags oder Links. Zum anderen ist die Erzählung zu kurz um als Roman zu gelten, in knapp einer Stunde hatte ich sie fertig gelesen. SMS-Kurzgeschichte wäre wohl ehrlicher.

Dennoch ist Black Box ein lesenswertes Experiment, die Handlung – eine halbwegs spannende Agentennummer – wird in Form von Phrasen einer Gebrauchsanleitung für weibliche Agenten vermittelt. Manche der Sätze sind derart geschliffen, dass sie beinahe wie Kalendersprüche klingen. Allerdings lebt die Erzählung ausschliesslich durch ihre Form, der Inhalt selbst ist nicht besonders spektakulär.

Fazit: ein interessanter Versuch, aber nicht mehr und 5 € sind für die paar Seiten schlichtweg zu teuer.

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Ausgebrannt

In dem Roman Ausgebrannt beschreibt Andreas Eschbach was in unserer Welt passiert wenn das Öl knapp wird. Das Buch wird etwas irreführend als Thriller vermarktet, die Spannung kommt nämlich nicht dadurch zustande dass die Protagonisten ständig in Lebensgefahr sind sondern durch die deprimierenden Konsequenzen die sich ergeben wenn das schwarze Gold sich dem Ende zuneigt. Die Fakten sind gut recherchiert und das Szenario ist ausgesprochen glaubhaft skizziert, man kann Ausgebrannt beinahe als eine Mischung aus Fachbuch und Prosa bezeichnen: in die Handlung sind allerlei wissenswerte Infohäppchen zum Thema Öl und wie sich die Menschheit seit Jahrzehnten darum balgt eingestreut. In den Kapiteln springt der Autor etwas wüst durch die Zeit, das fand ich etwas konfus aber das war vermutlich notwendig um die Zusammenhänge klar zu machen. Gegen Ende war es mir fast ein bisschen zu schwarzmalerisch, aber immer noch durchwegs plausibel. Wenn ihr also Lust auf etwas Endzeitstimmung habt, kann ich euch Ausgebrannt empfehlen aber erwartet wie gesagt keinen aktionsgeladenen Thriller sondern eher eine Fallstudie die mit einer lesenswerten Geschichte verwoben ist.

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Brothers – A Tale of Two Sons

Vor kurzem habe ich mir ein Video der 10 Lieblingsspiele des vergangenen Jahres von TotalBiscuit angesehen und auf dem ersten Platz landete das famose Brothers – A Tale of Two Sons. Dem Urteil des zynischen Briten kann man in der Regel blind vertrauen, also habe ich mir das Spiel für milde 4 € bei Steam einverleibt und war sofort hellauf begeistert. In dem Adventure wird die Geschichte zweier Brüder erzählt, deren Mutter tragischerweise vor einiger Zeit ertrank und weil ein Unglück bekanntermassen nur selten allein kommt, ist jetzt noch dazu ihr Vater sterbenskrank. Das einzige was ihn noch retten kann ist ein magisches Lebenselexier das zu finden sich die beiden alsbald anschicken. Doch der Weg dorthin ist ein großes Abenteuer und die Brüder müssen sich nach Leibeskräften gegenseitig unterstützen um die vielen haarsträubenden Hindernisse zu überwinden.

BrothersMan spielt bei Brothers beide Spielfiguren gleichzeitig, am besten mit einem Gamepad und dazu muss ich noch etwas schimpfen. Ich habe ein Logitech Dual Action mit dem ich bislang halbwegs zufrieden war, es ist praktisch ein Klon des Playstation Controllers ohne Vibrationsfunktion. Bei Brothers hat es funktioniert mit einer bizarren Ausnahme: beim älteren Bruder war die y-Achse vertauscht: er lief nach oben wenn ich nach unten lenkte. Nach einigem Gefummel habe ich es geschafft das umzukonfigurieren und ab dann schien alles im Lot zu sein, bis ich an eine Stelle kam in der man mit einem Fluggerät fliegen muss das aussieht als hätte Leonardo da Vinci es gebaut. Dazu hält man sich mit den Spielfiguren an einer Stange fest indem man die zwei Schulterknöpfe gedrückt hält. Ich habe die Szene bestimmt 90 Minuten mit zunehmendem Frustrationspegel gespielt, weil mir die beiden scheinbar zufällig irgendwann während des Fluges abgestürzt sind. Ich dachte die ganze Zeit über, dass ich irgendetwas falsch mache, etwa den Flieger zu schräg in der Luft halte oder zu nah am Fels fliege aber so richtig erkennen konnte ich meinen Fehler nicht. Irgendwann war ich dann so genervt, dass ich das Spiel wutentbrannt beendet und gelöscht habe. Aber natürlich hat es mir keine Ruhe gelassen und ich habe vor dem Einschlafen nochmal darüber sinniert was das Problem sein könnte und dann ist mir aufgefallen dass ich immer dann am weitesten gekommen bin wenn ich am wenigsten agierte und dann hatte ich die Erleuchtung: das vermaledeite Logitech Gamepad ist der letzte Schrott und sendet irgendwann das Signal nicht mehr dass ich die beiden Aktionsköpfe gedrückt halte ! Was für ein unfassbares Glump ! Jetzt habe ich mir ein XBox 360 Gamepad für Windows besorgt und oh Wunder: die Flugszene ist lächerlich simpel wenn man das richtige Werkzeug benutzt. Ob das jetzt an der Hardware oder am Treiber lag ist mir letztendlich egal, jedenfalls werde ich mir nie mehr ein Logitech Gamepad kaufen.

Von diesen Querelen abgesehen ist Brothers in der Tat eines der besten Spiele die ich bislang das Vergnügen hatte zu spielen. Es dauert etwa 3 Stunden, doch die Zeit ist extrem intensiv und emotional: es gibt heitere Momente, melancholische, spannende und rührende. Ob es jetzt das beste Spiel des Jahres 2013 ist, darüber lässt sich trefflich streiten, aber eins ist sicher: es geht unter die Haut und ihr solltet es unbedingt gespielt haben.

Straight to Dystopia

Carcosa EndtropyDie Nummer hat noch kleine Spielfehler, aber ich wollte sie unbedingt noch heute veröffentlichen weil der Titel so schön zur Einstimmung auf das neue Jahr passt: Straight to Dystopia.

In diesem Sinne: Guten Rutsch allerseits und alles Gute für’s neue Jahr !

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Pariah

Auf Dan Abnett ist einfach Verlass. Nach der Eisenhorn und der Ravenor Trilogie hat der Brite jetzt die Bequin Trilogie mit dem ersten Teil Pariah eröffnet. Es geht um die namensgebende Alizebeth Bequin, welche die Fähigkeit hat Psikräfte in ihrer näheren Umgebung zu blockieren. Diese seltene genetische Absonderlichkeit ist natürlich eine wertvolle Waffe im Kampf der Inquisition gegen die Häresie und es dauert nicht lange bis Alizebeth in den Mahlstrom zwischen dem Chaos und den einst verbündeten Inquisitoren Eisenhorn und Ravenor gerät, die mittlerweile zu Feinden geworden sind. Pariah ist wie vom Autor gewohnt ein spannender Science-Fantasy Leseschmaus, leider wird die Fortsetzung noch etwas auf sich warten lassen. Um die Zeit zu überbrücken gibt es allerdings noch Perihelion, eine Kurzgeschichte über die Rivalität der beiden Inquisitoren.

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