Nerdshirt des Monats, Good Riddance und ABC Salbe

Als Computersklave entwickelt man ja unweigerlich das ein oder andere Zipperlein, an dieser Stelle sei auf das Buch The Healthy Programmer verwiesen – da findet sich der ein oder andere gute Hinweis um dem entgegenzuwirken. Wenn ich fiese Verspannungen habe, nehme ich seit einiger Zeit diese ABC Salbe – das ist im Grunde genommen Cayennepfeffer und fühlt sich an als ob man mit einer Brennessel ausgepeitscht wurde. Irgendwann ist es dann nur noch angenehm warm, sehr behaglich. Das gemeine ist dabei, dass das Zeug Stunden später völlig unerwartet wieder räudigst aktiv werden kann, beispielsweise bei körperlicher Betätigung.

Womit ich bei Good Riddance angekommen wäre, die habe ich mir am Abend angesehen und die Show war großartig. Im Saal war es superheiss, Band und Pubikum waren bester Laune, ein beidseitig bedrucktes Shirt gab es für 15 Taler, es wurde lecker Augustiner ausgeschenkt und mein Rücken hat sich dank der Salbe angefühlt als ob dort jemand Feuerameisen mit einem Bunsenbrenner röstet. Hat aber letztendlich jegliche Verspannung nachhaltig gelöst ;-)

Good Riddance

Metal Evolution

In der Dokumentation Metal Evolution beleuchtet Sam Dunn (Metal: A Headbanger’s Journey) die Entwicklung des Heavy Metal und wie sich die verschiedenen Subgenres daraus geformt haben. Hauptsächlich gibt es Interviews zu sehen, immer garniert mit Ausschnitten aus Musikvideos und Liveauftritten der besprochenen Bands.

Die Folgen sind recht unterhaltsam, in den Gesprächen mit den Musikern wird viel interessantes und witziges geboten und obwohl ich dem Zirkus jetzt schon über ein Vierteljahrhundert folge gab es für mich ein paar überraschende Erkenntnisse (zB. dass mir Disturbed als einzige Nu Metal Band gefällt, weil der Gesang nicht vom Hip Hop sondern vom Raggae beeinflusst ist, das war mir einfach nicht bewusst). Geärgert hat mich aber natürlich auch etliches, am schlimmsten fand ich dass die wichtigsten Genres überhaupt nicht behandelt wurden: Death Metal, Black Metal und mein Favorit Doom Metal. Das ist schon ziemlich peinlich, auch dass Sam noch nie etwas von Power Metal gehört hatte spricht nicht gerade für seine Expertise. Grunge ist natürlich kein Metal und Nightwish ist wohl eher Gothic Metal als Power Metal, noch eine Spielart die übergangen wurde so wie Metalcore, Grindcore, Djent, Viking Metal, Folk Metal und der allseits beliebte Epic Symphonic Hollywood Metal. Aber sich darüber aufzuregen ist natürlich auch ein integraler Bestandteil der Stromgitarrenmusik und eins kann man der Serie nun wirklich nicht absprechen: sie macht Spass.

Meine Highlights: Joey „I would die for Metal“ DiMayo sagt das Interview ab, Lars Ulrich windet sich wie ein Aal bei der Frage ob Metallicas Stilwechsel Verrat an den Fans war (ja), die irre Hühnergeschichte von Alice Cooper, Screaming Jay Hawkins, die Gitarrensoli von Dragonforce (abartig), und das ekelhafteste das je das Licht der Welt erblickt hat: Glam.

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Yps 3/2013 mit Gimmick 1261

Seit einiger Zeit wurde Yps wieder ausgegraben und als 80er/90er Nostalgiezeitschrift neu aufgelegt. Ich habe das Heft früher ganz gern gelesen, vor allem wegen der Gimmicks die aber meistens ziemlicher Schrott waren. So auch bei der neuen Ausgabe, es liegt ein Brotzeitbrett bei das wie ein iPad gestaltet ist. Die Idee ist etwas ausgelutscht und die Umsetzung macht einen so minderwertigen Eindruck dass es sofort im Plastikmüll landete, das hat mich schon mal an die 80er erinnert ;-)

Das Heft besteht aus Artikeln und Comics, letztere fand ich mittelmässig bis fad aber auch das war schon früher so. Die Artikel sind teils recht interessant, teils völlig an meinem Geschmack vorbei. Super fand ich die Geschichte über einen Nerd der in seinem Keller eine Geisterbahn mit motorisierter Gondel gebastelt hat, die es auf unglaubliche 7 Minuten Fahrtzeit bringt. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Bilder und Infos gewünscht, aber auch so war ich schwer begeistert. Gefreut habe ich mich auch über das Interview mit Oliver Rohrbeck (Justus Jonas von den drei Fragezeichen), aber das war leider so kurz dass ich nicht wirklich neues erfahren habe. Es findet sich noch ein Artikel über Geocaching, in dem das Hobby detailliert und gewissenhaft beschrieben wird, aber auch total emotionslos: der Text liest sich wie ein Auszug aus der Wikipedia. Sehr gelungen fand ich dagegen, dass alte Gimmicks vorgestellt wurden – das weckte wohlige Erinnerungen.

Das waren die guten Seiten, der Rest hat mich weniger angesprochen: eine kurze Geschichte der tragbaren Spielkonsolen (ok, aber das können andere Magazine besser), eine Anleitung wie man den Rubickwürfel löst (hatte nie einen), alte Autos und Paninifussballerbildchen (gähn). Deprimierend fand ich auch das Interview mit Norbert Hinze, dem ehemaligen Chefredakteur von Yps der als verbitterter alter Mann rüberkommt.

Fazit: für 5,90 € ist das alles etwas dünn, wobei ich zugeben muss dass mein Urteil milder ausgefallen wäre wenn das Gimmick besser gewesen wäre, so wie in den letzten Ausgaben (Urzeitkrebse, Solarzeppelin).

Wochenendkrieger

In den wilden Tagen meiner Jugend habe ich mich unter anderem mit Liverollenspielen bespasst, allerdings nicht so wahnsinnig intensiv. Ich nahm tatsächlich mal an einem Fantasycon teil und habe ein handvoll kleinere Shadowrunabenteuer und zwei Cthulhu- / Krimiabende veranstaltet, aber so richtig tief bin ich nie in die Materie eingetaucht. Zum einen weil es in den Anfangstagen sehr teuer und aufwändig war sich standesgemäss auszustatten, hauptsächlich aber weil ich ein schrecklicher Rollenspieler bin – mir liegt das Organisieren und Inszenieren einfach viel mehr als mit ganzer Seele einen Charakter zu verkörpern. Bei Stift und Zettelrollenspielen war ich dementsprechend stets lieber Spielleiter als Held. Nichtsdesdotrotz finde ich diese LARP-Welt ausgesprochen faszinierend.

In der Dokumentation Wochenendkrieger wird das Hobby bombastisch in Szene gesetzt. Es ist eine Mischung aus Interviews und Szenen aus verschiedenen Veranstaltungen, wir sehen wie die Protagonisten sich im echten Leben geben und die Verwandlung in ihre Alter Egos, dabei beeindruckt vor allem die Leidenschaft und Hingabe mit der sie ihre Rollen verkörpern. Zwei mal hatte ich Gänsehaut: bei dem Geschrei der Bansees (die Herrin der Leere und ihr Gefolge) und bei der Szene in der das Feldlazarett gezeigt wurde, wo die schrecklichsten Wunden mit mittelalterlicher Methodik behandelt wurden (Stichwort: Beissholz). An der zauberhaften Elfenkönigin konnte ich mich kaum sattsehen und die schwarzen Augen der Banshee fand ich ziemlich verstörend. Die Festung sah schon arg improvisiert aus, aber die Kostüme aller Teilnehmer waren durch die Bank prächtig anzusehen.

Wenn ihr euch auch nur ein Quentchen für Liverollenspiele interessiert, dann schaut euch den Film unbedingt an. Leider läuft er fast nirgends und dort zu ungebührlichen Zeiten, aber ich denke man wird ihn in einiger Zeit auch auf Arte sehen können. Sehr anregend.

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Constellation Games

Constellation Games ist ein SciFi Roman über den Erstkontakt der Menschheit mit ausserirdischen Lebensformen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Ariel erzählt, seines Zeichens Spieleentwickler und Blogger. Die Fremdartigkeit der Aliens wird grösstenteils dadurch vermittelt dass Ariel antike Computerspiele der Ausserirdischen rezensiert und später auch tatsächlichen Kontakt mit ihnen hat, dabei wird die Handlung vornehmlich in der Form von Blogeinträgen vermittelt.

Ich fand das Buch interessant, vor allem die Beschreibung der ausserirdischen Kulturen. Allerdings habe ich ungebührlich lange daran herumgelesen weil die Story nicht so richtig fesselnd ist. Es finden sich viele gute Ideen und witzige Missverständnisse mit den Gästen aus fernen Galaxien aber unter die Haut ging Constellation Games bei mir leider nicht.

Old Mornings Dawn

Das Duo Summoning aus Österreich habe ich irgendwann Mitte der 90er entdeckt, das Album Minas Morgul habe ich mir damals vor allem wegen des Covers einverleibt – es zeigt eine mächtige Festung in einer Felsschlucht. Und der Titel verspricht natürlich Mittelerde Romantik. Musikalisch wird eine unwiderstehliche Mischung aus gemütlichem Black Metal und hypnotisierendem Computerrollenspiel Soundtrack geboten, mit bombastischen Synthesizern, Drumcomputer, klirrenden Gitarren und Keifgesang. Die mittelalterlich anmutenden Melodien fräsen sich unweigerlich für alle Zeiten ins Gedächtnis, als ich die Band neulich durch einen Zufall wiederentdeckte spielte mir mein Hirn sofort The Passing of the Grey Company vor, ein Ohrwurm so penetrant dass er mehr als 15 Jahre überdauerte ohne auch nur im Geringsten zu verblassen.

7 Jahre nach dem letzten Album erschien jetzt Old Mornings Dawn, das die gleiche Magie verströmt wie einst Minas Morgul. Stilistisch hat sich erfreulicherweise nicht viel geändert, klanglich natürlich schon – vor allem die Chöre haben es mir angetan. Wenn ihr Mittelerde mögt oder Elric von Melniboné und euch das Kreischen im Hintergrund nicht abstösst, hört euch die Band mal an. Ich für meinen Teil freue mich wie ein Kind im Süsswarenladen darauf die Alben zu entdecken die ich seit dem inoffiziellen Debut verpasst habe. Großartig und im wahrsten Sinne des Wortes phantastisch.

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Space Hulk

Kein Zweifel: Space Hulk ist ein großartiges Brettspiel, man spielt Schlachten zwischen mächtigen Space Marine Terminatoren und furchterregenden Aliens auf riesigen Raumschiffen, die besatzungs- und ziellos durchs Weltall treiben. Unzählige Stunden habe ich mich an der taktischen Tiefe erfreut und düstere Mächte angerufen um mir Glück beim Würfeln zu verschaffen. Irgendwann war dann aber die Luft raus, teils weil man das Spiel nur zu zweit spielen kann, teils weil ich alle Missionen schon mehrfach durchgezockt hatte. Nach einigen Jahren ohne Genestealer zu massakrieren, habe ich mich gefreut dass Space Hulk wieder mal auf dem Computer spielbar ist.

Space Hulk

Dass Software heutzutage in unfertigem und fehlerhaftem Zustand ausgeliefert wird, daran habe ich mich schon gewöhnt. Hier wurden einige Missionen und Achievements offensichtlich nie getestet, sie waren aufgrund von Bugs schlichtweg nicht schaffbar. Da werden die geneigten Spieler als kostenlose Betatester missbraucht und in den Tagen nach der Veröffentlichung werden eilig Patches nachgeschoben. Ärgerlich, aber mittlerweile keine Ausnahme mehr sondern eher die Regel.

Enthalten sind lediglich die Missionen aus dem Brettspiel, das fand ich schon ziemlich dreist aber immerhin ist ein Leveleditor angekündigt und vermutlich gibt es künftig weitere Karten als bezahlte Zusatzinhalte. Über den ein oder anderen kleinen Bug in der durchaus ansprechenden Oberfläche kann ich gnädig hinwegsehen, was mich aber in den Wahnsinn treibt ist wie langsam sich die Figuren bewegen. Man hat das Gefühl unter Wasser zu spielen und das in Zeitlupe. Nervtötend.

Space Hulk kann man in einem deutlich entschärften Modus spielen, beispielsweise muss man nicht den Zug eines Marines beenden bevor man mit dem nächsten Recken weitermacht. Das ist nicht besonders herausfordernd, ich habe meinen ersten Marine in Mission 5 verloren und das nur weil ich in einem Anflug geistiger Umnachtung freiwillig in einen Nahkampf gegangen bin. Man hat aber auch die Option das Spiel exakt nach den Regeln der Brettspielvorlage zu spielen.

Zwei Dinge sind aber vollkommen daneben: der Librarian kann mit einem Zauberspruch ein beliebiges Feld für eine Runde unpassierbar machen, im besten Fall 10 mal in einem Spiel (der Zauberspruch kostet 2 Psipunkte, man hat davon 20 und Zaubern kostet nicht einmal Aktionspunkte). Damit kann man ganze Sektoren vor den Aliens sichern und die AI ist zu doof um das zu erkennen. Und vollkommen idiotisch ist die Möglichkeit seine letzte Aktion rückgängig zu machen, damit lässt sich jeder Angriff beliebig oft wiederholen bis er dann irgendwann erfolgreich ist. Mir fehlen die Worte.

Wenn ich schon am Motzen bin, kann ich noch ein hirnrissiges Achievement erwähnen bei dem man 40.000 Gegner ausschalten muss. Wenn man das Spiel gewissenhaft durchspielt, kommt man nach den 12 Missionen vielleicht auf 300 Kills. Die Entwickler wollten halt unbedingt die Zahl 40k unterbringen, aber damit kann ich mir mal wieder abschminken bei einem Game alle Errungenschaften zu erreichen.

Es gibt auch einen Mehrspielermodus, den habe ich aber noch nicht ausprobiert weil man sich dazu unliebsamerweise beim Hersteller registrieren muss. Interessanterweise kann man wohl asynchron zocken, dann muss man wenigstens nicht ewig ausharren bis der Gegner seinen Zug gemacht hat.

Aber sei’s drum, es ist halt Space Hulk und damit obligatorisch – völlig egal was es für Macken hat. Es gibt übrigens auch einen sehr gelungenen Klon für Android: Templar Assault. Das wartet zwar mit weniger Augenschmaus auf, der Spielspass gleicht das aber wieder aus und es kostet deutlich weniger.

Rage

Rage habe ich lange Zeit nicht beachtet weil mir dieses Mad Max Endzeitszenario mit Gesetzeslosen die sich mit aufgemotzten Geländefahrzeugen in der Wüste bekriegen nicht besonders anspricht. Fast 2 Jahre nach dem es erschien gab es das Spiel kürzlich auf dem virtuellen Grabbeltisch für ein Zehntel des urspünglichen Preises, da konnte ich dann doch nicht mehr widerstehen.

rageRage ist quasi Skyrim in einem SciFi Setting, wobei die Welt deutlich kleiner ist. Es gibt eine Hauptmission zu erfüllen und eine Hand voll Nebenquesten und dazu noch ein paar Minispiele, die aber allesamt etwas lieblos und lauwarm daherkommen. Man fährt mit einem gepanzerten Buggy durch die Einöde um zu Missionszielen zu gelangen, dort erledigt man per Pedes seinen Auftrag und kehrt danach in die Stadt zurück um neue Ausrüstung zu kaufen und weitere Questen zu ergattern. Zwischendurch kann man noch Autorennen bestreiten um mit den Siegprämien sein Gefährt aufzurüsten.

Die Mischung aus Rollenspiel und Egoshooter funktioniert erstaunlich gut, allerdings war mir die Welt deutlich zu klein: selbst wenn man wirklich alle Questen annimmt, alle Minispiele spielt und sämtliche Autorennen fährt wird man nicht mehr als 20 Stunden dafür benötigen. In Skyrim habe ich die dreifache Zeit verbracht und bei weitem nicht alles gesehen was das Spiel zu bieten hat. Die Feuergefechte dagegen sind in Rage grossartig, die Gegner verschanzen sich und wirken ausgesprochen lebendig. Unglaublich gut sind auch die Animationen der Figuren und die Grafik im Allgemeinen (schaut euch mal den Himmel an), die Geschichte hat bei mir dagegen nicht so recht gezündet. Dieses Offene-Welt-Szenario ist jedenfalls deutlich witziger als die herkömmlichen Shooter, nur hätte ich so etwas gerne ein bisserl weitläufiger und mit einem ansprechenderen Setting.